Nur noch die Akten sind übrig

Nach der Insolvenz des Prümer Frauenarztes Dr. Oleg Böhm (der TV berichtete) ist das Inventar der Praxis versteigert worden. Durch Vermittlung des Trierischen Volksfreunds mit dem Insolvenzverwalter Jörg Wunderlich können die Patientenakten am Mittwoch, 24. Oktober und Freitag, 26. Oktober, von 10 bis 15 Uhr in den ehemaligen Praxisräumen abgeholt werden.

Prüm. Stühle aus dem Wartezimmer, Ultraschall-Gerät, Küche, Flachbildschirm: Was in der ehemaligen Praxis von Oleg Böhm nicht niet- und nagelfest war, wurde von Auktionator Uwe Lämmle in der vergangenen Woche versteigert. Mit einer Ausnahme: Die Computer und auch der Aktenschrank mit den Patientenakten waren von der Auktion ausgenommen. Vor Ort war auch Rita Schröder, eine Patientin des insolventen Frauenarztes, die sich gegen Vorlage ihres Personalausweises ihre Akte sichern konnte. Zuvor hatte sie sich Hilfe suchend an den TV gewandt, weil sie befürchtete, dass Unbefugte in ihre Akte Einsicht nehmen könnten, oder sie sogar verloren gehen könnte. "Die Akte ist von 1977, darin befinden sich meine Daten der vergangenen 30 Jahre", sagt sie und ist froh, dass sie diese nun ihrem neuen Frauenarzt aushändigen kann. Gerade weil sich in der Akte intime Dinge befinden, wollte sie nicht, dass sie in fremde Hände gerät. Sich ihre Akten aushändigen zu lassen, diese Möglichkeit haben alle Patientinnen, sagt Insolvenzverwalter Jörg Wunderlich aus Trier. Am Mittwoch, 24. Oktober, und am Freitag, 26. Oktober, können von 10 bis 15 Uhr gegen Vorlage des Personalausweises die Unterlagen mitgenommen werden. Völlig überrascht von der Insolvenz Böhms wurde auch eine Patientin aus dem Altkreis Prüm. Wegen einer schweren Erkrankung ist sie auf ein sehr teures Medikament angewiesen. Dieses wollte ihr ein anderer Arzt nicht verschreiben, da sein Budget bereits erschöpft sei. In ihrer Verzweiflung wandte sich die Frau sogar an die kassenärztliche Vereinigung (KV) die ihr versicherte, dass Böhm wiederkommen werde und sie sich gedulden solle. Schließlich verschrieb ihr eine Prümer Ärztin für einen Monat das Medikament. Zur dringend notwendigen Vorsorge fuhr sie zur Bonner Uniklinik. Die Frau ärgert sich über das plötzliche Verschwinden Böhms. "Er war ein guter Arzt, aber ich verstehe nicht, wie jemand so gehen kann und alles stehen und liegen lässt", wundert sie sich. Nun muss sie sich einen neuen Frauenarzt suchen und befürchtet, wegen ihrer Erkrankung abgewiesen zu werden. "Da steht man als Patient wie Max in den Möhren", sagt sie. Ein Nachfolger für Böhm ist noch nicht in Sicht. Im Juni hatte er auf seine Zulassung verzichtet, bestätigt Nicole Giesler, Leiterin der Kommunikationsabteilung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz. Aktiv werde derzeit von der KV auch kein Nachfolger gesucht, denn dafür müsste Böhm einen Antrag stellen, sagt sie. Das habe er aber nicht getan. Die Übersicht über die Planungsbereiche für Frauenärzte im Kreis Bitburg-Prüm zeige zudem, dass die Quote erfüllt sei. Will heißen: Derzeit besteht eine Zulassungssperre, da der Bedarf gedeckt sei. Der Stand dieser Übersicht ist vom 29. August 2007. Dass dem Prümer St. Joseph-Krankenhaus ein Belegarzt für die Gynäkologie fehlt, damit habe die KV nichts zu tun. Die sei nur zuständig für die niedergelassenen Ärzte, sagt Giesler. Statt einem Belegarzt haben sich aber schon mal "eine Hand voll Hebammen" auf die Inserate des St. Joseph-Krankenhauses in Prüm gemeldet, sagt Kaya Erdem, Sprecher der Caritas Trägergesellschaft. Die Vorstellungsgespräche laufen noch. Nach TV-Information wird in Kürze auch die Stelle des kaufmännischen Direktors neu besetzt. Inkognito hat sich der neue Mann mit seiner Familie am Tag der offenen Tür des Krankenhauses schon ein Bild von seiner zukünftigen Arbeitsstätte gemacht. Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Schildern Sie Ihr Problem auf maximal einer Din-A-4-Seite und schicken Sie es als Brief an: Trierischer Volksfreund, Stichwort: " TV bringt's voran", Hanns-Martin-Schleyerstraße 8, 54294 Trier, oder als E-Mail an: thema@volksfreund.de. Der TV bringt ihr Thema voran.

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