Nur noch eine Operation
Prüm/Lünebach · Vor elf Jahren lernte der Wascheider Schreiner Benedikt Esch in Peru ein heute 13-jähriges Mädchen kennen, das unter schweren Missbildungen im Genitalbereich leidet. Nach 13 Operationen müsste Noemi jetzt abschließend in Deutschland behandelt werden. Allein die Finanzierung des 40 000 Euro teuren Eingriffs steht noch nicht.
Prüm/Lünebach. Geburtsfehler sind schwere Schicksalsschläge - im günstigsten Fall kommen die Kinder in einer Industrienation zur Welt, in der ihnen mit moderner medizinischer Betreuung zu einem halbwegs normalen Leben verholfen werden kann. Wird ein Baby aber in einem Land geboren, das nicht mit westlichen Standards mithalten kann, kommt ein Geburtsfehler schnell einem Todesurteil gleich. Die heute 13-jährige Noemi aus der peruanischen Hauptstadt Lima hatte Glück. Ihre Mutter lernte auf der Straße den Wascheider Schreiner Benedikt Esch kennen. Bewegt vom Schicksal des Mädchens beschloss er, Noemi zu helfen (der TV berichtete mehrfach).
"Elf Jahre ist das jetzt her. Wir konnten viel erreichen, am Ziel sind wir aber noch nicht angekommen", sagt Benedikt Esch. Noemi sei mit der seltenen Kloakenekstrophie (siehe Extra) zur Welt gekommen. "Die Genitalien des Mädchens waren verstümmelt, es drohten unter den schlechten hygienischen Bedingungen ständige Entzündungen, das Leben des Mädchens war im Grunde ständig in Gefahr." Es war klar: Noemi muss operiert werden, eine Versicherung übernahm die Kosten nicht.
"Wenn sie einen Unfall gehabt hätte, wäre das gegangen, da sie aber so geboren wurde, gab es keine Unterstützung." Esch begann sich um die Kleine zu kümmern. Unermüdlich sammelte er bei jeder Gelegenheit Spenden. "Ich bin ein Vereinsmensch und damit ganz gut verknüpft. Die Menschen in der Eifel nahmen glücklicherweise sehr viel Anteil", sagt der Schreiner, der sich nach einem Besuch in Peru seit 2002 für die Aufbauhilfe in dem südamerikanischen Land auch aktiv einbringt.
Das Ziel vor Augen
Im Schulungsraum der Prümtaler Mühlenbäckerei stellte Esch jüngst nun den Zwischenstand seiner Bemühungen vor. "Ich traf vor wenigen Wochen zufällig Ralf Hahn, der mich gleich fragte, wie es mit meinem Engagement in Peru aussieht", sagt Esch. Nachdem er ihm von Noemi berichtet hatte, ergriff Hahn die Initiative und lud befreundete Handwerker zum Vortrag ein. "Vielleicht können wir ja noch weiterhelfen", sagt der Geschäftsführer der Lünebacher Traditionsbäckerei, und Hilfe ist auch nach mehr als einem Jahrzehnt notwendig.
Noemi habe sich angesichts der Umstände gut entwickelt, berichtet Esch. Dreizehn Mal sei sie in den vergangenen Jahren operiert worden. "Es waren verschiedene Eingriffe, die in Peru gemacht werden konnten. Meist waren es Notbehandlungen, die von Entzündungen notwendig waren." Nun seien die Möglichkeiten in dem Andenstaat aber ausgeschöpft. "Eine abschließende Behandlung kann dort nicht gemacht werden. Die Ärzte stoßen dort jetzt an ihre Grenzen. Sie müsste nun noch einmal in Deutschland behandelt werden." Der Kölner Spezialist Thomas Boemers habe sich den Fall Noemis angeschaut und schätze ihre Chancen gut ein. "Fest steht: Sie kann hier operiert werden. Laut Kostenvoranschlag müssen dafür aber zwischen dreißig- und vierzigtausend Euro zusammenkommen", sagt Esch.
Mehr als 15 000 Euro haben die bisherigen Behandlungen bereits gekostet. "Zudem fallen monatlich für die Versorgung Noemis rund 300 Euro an. Es ist nicht leicht, aber irgendwie müssen wir das schaffen."
Ralf Hahn ist bewegt vom Schicksal Noemis und beeindruckt von Eschs unermüdlichem Einsatz. "Benedikt ist so weit gekommen, da muss doch noch irgendwas möglich sein", sagt er. Den befreundeten Handwerkern habe er den Fall vorstellen wollen, um einen neuen Anstoß zu geben. "Unser Ziel ist klar, vielleicht kommt jetzt wieder mehr Bewegung in die Sache", sagt Hahn.
Die Katholische Pfarrgemeinde Prüm unterstützt die Hilfe für Noemi und nimmt Spenden bei der Kreissparkasse Bitburg-Prüm an unter der IBAN:
DE 9358 6500 3000 5001 4430.
Extra
Die Kloakenekstrophie ist eine der seltensten Fehlbildungen. Bei etwa einem von 250 000 Kindern tritt sie auf. In Deutschland kommen jährlich drei bis fünf Säuglinge mit diesem Geburtsfehler zur Welt. Eine eindeutige Ursache für das Entstehen der Kloakenekstrophie ist nicht bekannt, dabei ist sie aber immer eine Kombination verschiedener Fehlbildungen. Unter anderem kommt es zu Missbildungen an der Harnblase, sie ist zweigeteilt und liegt offen, einem zu kurzen Dickdarm und einer fehlenden Analöffnung. Dazu kommen fast immer Begleitfehlbildungen anderer Organsysteme wie Nieren, Harnleiter, innere Genitalien, Wirbelsäule, unteres Rückenmark und der untersten Rückenmarksnerven. aff/Quelle: <%LINK auto="true" href="http://www.kloakenekstrophie.de" text="www.kloakenekstrophie.de" class="more"%>