Offenes Herz, taube Ohren - Das denken die Fraktionen des Prümer Rats von Aloysius Söhngen

Prüm · Aloysius Söhngen will zum vierten Mal Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm werden. Wir fragten, was die Chefs der Fraktionen im Rat von ihm halten. Und die gaben Antwort.

 Der Kandidat grüßt vom Plakat: Wahlkampf für Aloysius Söhngen in Prüm. TV-Fotos (6): Fritz-Peter Linden (4), Klaus Kimmling (1), privat (1)

Der Kandidat grüßt vom Plakat: Wahlkampf für Aloysius Söhngen in Prüm. TV-Fotos (6): Fritz-Peter Linden (4), Klaus Kimmling (1), privat (1)

Foto: (e_pruem )

Prüm Kein Gegenkandidat, niemand, nirgends: Aloysius Söhngen, CDU-Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Prüm, tritt alleine an zur Wahl am Sonntag, 24. September (der TV berichtete). Vorige Woche hat er uns erzählt, warum er eine vierte Legislatur-Runde als Chef der Kommunalverwaltung von 43 Dörfern und der Abteistadt drehen will.
Heute sprechen die Vorsitzenden der Fraktionen im VG-Rat. Wie läuft's mit Söhngen? Was ist er für einer? "Der Bürgermeister", sagt Barbara Hiltawski (SPD), die sich gelegentlich mit Söhngen im Rat ein Scharmützelchen liefert, "ist ein gewiefter Kommunalpolitiker. Er ist schon mit allen Wassern gewaschen, das muss man ihm zugestehen."
Klingt sauber. Nur das mit der Offenheit gegenüber anderen Überzeugungen - naja: "Es ist nicht so, dass er auf die Meinung der Opposition oder der anderen Parteien hört", sagt die ehemalige Landtagsabgeordnete. Wenn etwas nicht in Söhngens Konzept passe, "dann ist er nicht zugänglich". Beispiel: das Museum Prüm. Da fordert die Prümer SPD-Chefin schon seit Jahren ein Konzept zur Vermarktung und hauptamtlich Verantwortliche. Aber: "Da stoße ich auf taube Ohren." Trotzdem: "Ein Despot ist er nicht. Und er würde nie krumme Sachen machen. Dazu ist er zu anständig."
Lauter Lob spendet die FWG-Fraktion im Rat: "Wir haben seit mehr als zwei Jahrzehnten einen Bürgermeister, der seinen Job als absoluter Profi macht", sagt der Vorsitzende Erich Reichertz. Söhngen sei ein Kommunalchef, "der sich gerne freundlich und offen mit jedermann unterhält". Das sei schon genau so, wie vorige Woche im Volksfreund beschrieben. "Man muss nicht immer seiner Meinung sein, aber auch dann ist es immer möglich, mit gegenseitiger Toleranz verständnisvoll gut miteinander umzugehen. So ist sein Bestreben immer zu erkennen, Probleme miteinander zu lösen anstatt gegeneinander."
Jürgen Krämer aus Brandscheid sitzt für die FDP im Rat - alleine, daher ohne Fraktionsstatus. Umso mehr freut er sich darüber, "dass ich immer die gleichen Informationen bekomme wie die großen Fraktionen. Da gibt es andere Bürgermeister, die das nicht tun." Krämer, der am Wahlsonntag für den Bundestag kandidiert, hat ebenfalls fast nichts zu meckern. Außer in einer Sache: Ihm ist alles noch zu sehr analog. "Wir erhalten die Haushaltspläne hier in Prüm immer noch per Post. Die Homepage der VG ist zwar auf Vordermann gebracht, das ist gut.
Aber alles andere kommt noch in Papierform." Zwar müsse nicht jeder im Rat ein iPad haben - aber zumindest Einladungen zu Sitzungen, "die könnte man ja auch per E-Mail verschicken".Ansonsten fände es Krämer gut, "wenn der Bürger wirklich eine Wahl hätte" am 24. September - sich also zwischen mehreren Kandidaten entscheiden könnte. "Aber das kann man ihm ja nicht vorwerfen." Und sonst? Die Zusammenarbeit? "Wir haben nie Probleme gehabt", sagt der 46-Jährige. "Wir haben einen fairen, demokratischen Austausch. Die Zusammenarbeit läuft gut."
So sieht es auch Christine Kohl von Bündnis 90/Die Grünen: "Äußerst angenehm. Sachlich in den allermeisten Fällen. Sehr kooperativ und, ich denke, auch ehrlich. Ich arbeite sehr gern mit ihm zusammen. Auch wenn wir nicht überall einer Meinung sind." Die Dinge offen zu diskutieren, das laufe auch sehr gut in den jeweiligen Ausschüssen - "da hat man viel mehr Zeit als bei dem Geplänkel, das oft in den großen Ratssitzungen passiert". Auch in den Abteilungen der Verwaltung funktioniere das. "Da erhalte ich immer Auskunft. Das ist einfach angenehm. Da habe ich auch als Oppositionspartei einen guten Stand."
Wünsche an den VG-Chef? Ja, auch: Etwa bei der Baupolitik, da beiße sie doch manchmal auf Granit. "Wenn die Stadt ein Neubaugebiet plant, dann nimmt er das sehr wohlwollend entgegen." Als Grüne aber wünsche sie sich, "dass der Schwerpunkt eher auf die Sanierung bestehender Bauten" gelegt werde.
So viel Zustimmung für den amtierenden Bürgermeister - da hat es kaum Sinn, in seiner eigenen Partei nach Kritik zu fragen. Oder? Och, sagt Stadtbürgermeisterin (und im VG-Rat CDU-Fraktionschefin) Mathilde Weinandy und lacht: "Am Anfang haben wir schon ein bisschen gebraucht. Da trafen eben zwei Sturköpfe aufeinander. Eine aus der Eifel und einer aus dem Westerwald." Längst vergessen: "Wir haben uns gefunden. Das läuft alles prima."KommentarMeinung

 Erich Reichertz

Erich Reichertz

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 Mathilde Weinandy

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 Christine Kohl

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 Barbara Hiltawski

Barbara Hiltawski

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 Jürgen Krämer

Jürgen Krämer

Foto: klaus kimmling (kik), Klaus Kimmling ("TV-Upload kimmling"

War da was?
Wäre ja auch zu schön gewesen: Wir fragen die Fraktionsvertreter - und die ziehen ordentlich über Aloysius Söhngen her. Von wegen. Das Bisschen, was da an Kritik zu hören ist - naja. Nehmen wir noch die gelegentlich im Rat gezündeten rhetorischen Miniböller dazu, war es das auch schon. Muss man das jetzt schlecht finden? Herrscht da nicht die totale Langeweile? Irgendwie schon. Na und? Hand aufs Herz: Die Gewissheit, dass hier alles in ruhigen, sachlichen Bahnen verläuft, dass sie sich nicht gegenseitig an die Gurgel gehen, ist etwas sehr Schätzenswertes. Gerade in diesen aufgeregten, aufgeputschten Zeiten. Gedöns gibt's genug. f.linden@volksfreund.de

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