Panzerketten im friedlichen Einsatz

Prüm · Beim Forstamt Prüm kommt in diesen Tagen ein ungewöhnliches Fahrzeug zum Einsatz: eine Erntemaschine, die auf Panzerketten rollt. Was aber irgendwie brutal klingt, ist tatsächlich für sensiblen Boden besonders schonend.

Panzerketten im friedlichen Einsatz
Foto: (e_pruem )

Prüm. Schwerter zu Pflugscharen? Das nicht, aber so etwas Ähnliches: Panzerketten für eine bodenschonende Holzernte, so könnte das Motto lauten für das, was man in diesen Tagen im Schneifelwald sehen kann. Auch wenn der Name des Gefährts, das zurzeit dort herumrattert, schon martialisch klingt: Es ist nämlich der "Raupenharvester Kern 23 TS mit Panzerlaufwerk".
Kurz: ein Holz-Erntegerät, das nicht auf Rädern, sondern auf Ketten rollt. Den Vorteil erklärt Peter Wind, Chef des Forstamts Prüm: "Das Laufwerk passt sich jeder Geländeunebenheit an und verteilt somit ideal den Bodendruck der Maschine." Anders als bei Radfahrzeugen, deren Last sich eher auf einem Punkt konzentriert. Gerade für sensible Böden sei das "eine ausgesprochen pflegliche Lösung", da sie kaum Schäden auf den Rückegassen hinterlasse. Sensibler Boden - im Gebiet des Forstamts Prüm gilt das vor allem für den Wald auf dem Schneifelrücken: "Standorte mit weichen Böden, hohem Lehmanteil und viel Niederschlag sind viel empfindlicher als andere", sagt Peter Wind. Im Schneifelwald könne es durchaus passieren, dass man nach starkem Regen dort mit einem anderen Fahrzeug "regelrecht absäuft".
Das geländegängige Gerät gehe übrigens wirklich auf das Prinzip von Panzerlaufwerken zurück - anders als zum Beispiel bei einem Bagger, dessen Laufwerk starr sei und das Gewicht nicht gleichmäßig verteilen könne: "Wenn der über einen Stein fährt, liegt das ganze Gewicht der Maschine auf diesem Druckpunkt."
Aktuell sind diese Fahrzeuge vor allem in Bayern unterwegs. Von dort kommt deshalb auch der Unternehmer, den das Forstamt für die Arbeiten eingespannt hat: Max Aigster aus Ursberg im Landkreis Günzburg. Er hat das System mitentwickelt und seinen Vorstellungen angepasst - allein das Fahrwerk, sagt er, "kostet 100 000 Euro, mit vier Paar Ketten". Darunter auch solche, mit denen er sogar auf Moorböden arbeiten kann.
Gesamtkosten für das Fahrzeug im Prümer Forst: 700 000 Euro. In dieser Gewichtsklasse, 24 Tonnen, seien bundesweit nur sechs Stück unterwegs, sagt Aigster. "Zwei davon hab ich."
Was uns zur Frage bringt, ob die regionalen Forstunternehmer dadurch einen Nachteil haben: Die Antwort lautet ja, aber nur dort, sagt Wind, wo diese Sondertechnologie Sinn habe und keine Rad-Harvester eingesetzt werden können - und sofern sie sich nicht ebenfalls ein solches Kettenfahrzeug anschaffen. Darüber hinaus aber darf das Forstamt sie gar nicht bevorzugen oder gar längerfristig Aufträge in Aussicht stellen, sondern muss sich ans Vergaberecht halten. Wind: "Wir müssen ausschreiben und Angebote einholen." Und wenn dann ein Unternehmer von außerhalb das günstigste Angebot einreiche, erhalte dieser den Zuschlag.
Das gelte zum Beispiel auch beim Wegebau, sagt der Chef des Forstamts: "Da dürfen wir auch nicht einfach an Backes, Köppen oder Kohl vergeben." Man sei zwar froh, wenn die Eifeler Unternehmen die günstigsten Angebote machten, eine Auftragsgarantie aber gebe es nicht.
Die Ausschreibungen für Durchforstungen in der zweiten Jahreshälfte laufen übrigens bereits wieder: "Welche Maschinen wo eingesetzt werden, das entscheiden die Revierleiter draußen", sagt Peter Wind. Schon jetzt stehe aber fest, dass im einen oder anderen Los wieder ein Raupen-Harvester zum Einsatz kommen werde.

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