Peter gewinnt den Bruder-Kampf

SCHÖNECKEN. Am Ostermontag war Schönecken erneut Dreh- und Angelpunkt für Spannung und Aktion. Viele Einheimische und Auswärtige verfolgten hautnah die traditionelle Eierlage und sahen Läufer Peter Weber knapp vor seinem jüngeren Bruder, Raffer Martin Weber, den Sieg nach Hause tragen.

Schon vor Beginn des weit über die Eifler Grenzen bekannten Brauchs sammeln sich viele Zuschauer in der Hermann-von Hersel-Straße rund um die mit Sägemehl ausgelegte "Eier-Strecke". Wenige Minuten vor dem Beginn können es die Hauptakteure kaum noch abwarten. "Die Stimmung ist gut. Ich würde gerne sofort loslaufen", verrät Läufer Peter Weber, der rund drei Wochen intensiv für seinen großen Tag trainiert hat. Ähnlich aufgeregt ist Raffer Martin Weber. Sein Trainingspensum bestand aus 104 Quietscheentchen, mit denen er im Park das Raffen übte. Applaus für die Wettkämpfer

Kurz nach 14 Uhr ist es dann endlich so weit: Nach einem kurzen Umzug durch Schönecken trifft die Junggesellensodalität mit Raffer und Läufer an der Spitze unter großem Jubel am Startpunkt ein. Nachdem die beiden gemeinsam die Reihe abgeschritten sind und die korrekte Anzahl der zu raffenden Eier geprüft haben, eröffnet der Bruderkuss die Eierlage 2007. Nach nur sechs Minuten passiert Läufer Peter Weber schon das Schönecker Ortsschild; sein Bruder Martin hat in der gleichen Zeit bereits 27 Eier gerafft. Wann immer er in Sichtweite ist, applaudieren die zahlreichen Zuschauer nach Leibeskräften und verfolgen jede Bewegung des Raffers ganz genau: Laufen, stoppen, bücken, aufsammeln, weiterlaufen, in den Korb bringen, und wieder von vorne. Als Martin gerade das 29. Ei in der Hand hält und erneut auf dem Weg zum Korb ist, ist sein Kontrahent schon ungefähr zwei Kilometer weit gelaufen. Im Flecken spielt der Musikverein Schönecken auf, und das Publikum feuert den Raffer bei schönstem Osterwetter rhythmisch klatschend bei seiner "Arbeit" an. Vom musikalischen Treiben in der Heimat bekommt Läufer Peter unterdessen nichts mit. Während er um 14.25 Uhr im Nachbarort Seiwerath eintrifft und den Beweiszettel abholt, ist Bruder Martin gerade auf dem Weg zum 45. Ei. Drei Minuten später die Nachricht, dass Peter Seiwerath schon wieder verlassen hat. Erste Bedenken machen sich im Publikum breit: 50 Eier sind mittlerweile zwar schon aufgesammelt, aber der Läufer hat jetzt nur noch eine Strecke bergab vor sich; alles Zeichen für ein knappes Ergebnis. Umso lauter werden die Anfeuerungsrufe für den angespannten Martin. "Streng dich an! Gut! Mach die Eier in den Korb!", schallt es durch die enge Gasse. Und Martins Strategie scheint aufzugehen: Er hat am hinteren Ende zu raffen begonnen, so dass er jetzt nur noch kurze Wege zum Korb laufen muss. Um 14.31 Uhr meldet ein Schuss, dass Peter den Kemel passiert hat und schnellen Fußes Richtung Schönecken naht. Martin Weber sammelt noch einmal alle Kräfte und rennt so schnell er kann durch die enge Menschengasse. 31 Eier muss er noch raffen, als sein Bruder bereits wieder im Ort ist. Die Schreie der Menge werden lauter, können die Zuschauer doch nun mit Raffer und Läufer mitfiebern, denn Peter läuft um 14.36 Uhr am Gasthaus Heinzen vorbei und muss nur noch 700 Meter bis zum Ziel zurücklegen, als Martin noch mit 23 Eiern im Sägemehl kämpft. Nach 32 Minuten und 13 Sekunden trifft Peter Weber schließlich wieder am Hermann-von-Hersel-Haus ein; Raffer Martin fehlen indes noch sieben Eier. Glücklich und erschöpft fällt Sieger Peter Weber seinem jüngeren Bruder in die Arme.

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