Präzisionsarbeit im Minuten-Takt

Anfliegen, Trichter absetzen, neue Ladung Kalk aufnehmen und dann geht es schon wieder los zu einer neuen Runde - die nur knapp zwei Minuten dauert. Eine Waldkalkung per Helikopter bedeutet vor allem eins: Präzisionsarbeit für den Piloten und sein Team aus Radladerfahrer und Tankwart. Derzeit wird rund um Arzfeld der Waldboden mit Kalk behandelt. Dies dient dazu, die sauren Einflüsse auszugleichen.

Arzfeld. Alle zwei Minuten kommt der Sturm. Sandkörner peitschen in die Augen, der Wind rüttelt und zerrt an der Kleidung. Doch so schnell der Sturm gekommen ist, so schnell ist er auch wieder vorbei. Denn es dauert nur wenige Sekunden, bis der Trichter unter dem Hubschrauber mit neuem Kalk gefüllt ist und er wieder davonschwebt. Eineinhalb Tonnen des sogenannten "kohlensauren Magnesiumkalks" passen hinein werden pro Runde auf dem Waldboden verteilt.

Der Helikopterpilot und der Fahrer des kleinen Radladers sind dabei ein äußerst eingespieltes Team. Kaum ist der Hubschrauber mit seinem vollen Trichter entschwebt, nimmt der Radlader eine neue Schaufel voll Kalk auf und fährt zurück in Position. Lange warten muss er nicht, denn das Einsatzgebiet des Hubschraubers liegt nahe an der Landezone an einem Waldrand bei Arzfeld.

Zeit ist kostbar, denn schließlich sollen in den nächsten zweieinhalb bis drei Wochen rund 1000 Hektar Waldboden gekalkt werden. "Drei Tonnen Kalk werden pro Hektar ausgebracht", sagt Rainer Wagner vom Forstrevier Arzfeld. Der Kalk dient dazu, die sauren Einträge, die aus Haushalten, der Industrie und den Autos über die Luft den Boden belasten, auszugleichen. "Alle zehn bis zwölf Jahre muss der Boden gekalkt werden", sagt Wagner. In diesem Jahr ist das Forstamt Neuerburg dran, und der Helikopter wird seine Runden neben Arzfeld auch noch über Kickeshausen, Manderscheid, Krautscheid, Oberpierscheid und Plütscheid drehen.

130 000 Euro für besseren Boden



Von morgens 8 Uhr an ist der Pilot in der Luft. Geflogen wird bis Sonnenuntergang. Schließlich müssen die günstigen Bedingungen ausgenutzt werden, denn bei dichtem Nebel oder starkem Wind muss der Helikopter am Boden bleiben, und jede Flugminute ist teuer. Pausen gibt es für den Piloten nur, wenn der Hubschrauber aufgetankt wird. Dazu steht nur ein paar Meter weiter der Tankwagen. Das ist auch der einzige Moment, in der der rund 40 Jahre alte Hubschrauber mit seinen Kufen den Boden berührt und es Zeit für ein Zigaretten-Päuschen gibt. Pilot, Radladerfahrer und Tankwart gehören zu einer Firma aus Münster, die sich auf die Waldkalkung spezialisiert hat.

Insgesamt kostet die Maßnahme rund 130 000 Euro. Der Großteil der Kosten wird über das Land von der Europäischen Union übernommen. Privatwaldbesitzer müssen keinen Cent bezahlen, lediglich die Gemeinden müssen zehn Prozent der Kosten tragen.

Extra Waldkalkung: Seit rund 20 Jahren wird der rheinland-pfälzische Wald mit Kalk vor den Auswirkungen des sauren Regens geschützt. Dieser Regen hat seine Ursache in dem Gas Schwefeldioxid. Obwohl der Ausstoß dieses giftigen Gases seit Jahren rückläufig ist, greift der saure Regen immer noch den Waldboden und damit die Bäume an. Die Waldkalkung dient dazu, dem Waldboden einen Schutzschirm zu bieten, bis langfristige Maßnahmen wie die weitere Reduzierung des Schwefeldioxid-Ausstoß greifen.

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