Probleme im Wallersheimer Wald: Wer macht denn da das Wild wild?

Wallersheim · Der Wallersheimer Ortsbürgermeister Josef Hoffmann hat sich im Namen des Gemeinderats an die Bürger gewandt. Die Sorge gilt dem gefährdeten Wald. Allerdings gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber, woran das liegt und wie man ihn besser schützen kann.

Probleme im Wallersheimer Wald: Wer macht denn da das Wild wild?
Foto: (e_pruem )

Wallersheim. Ortsbürgermeister Josef Hoffmann ist keiner, der seine Überzeugungen versteckt - oder die Sorgen, die ihn umtreiben. Egal, ob es um etwas Erfreuliches geht wie den Verein Lebendiges Wallersheim und seine Aktionen oder um Ärger im Dorf (siehe Steinbruch, der TV berichtete in beiden Angelegenheiten). Hoffmann geht offen damit um.
Das tut er regelmäßig auch mit einem Brief an alle Bürger, der ihnen per traditioneller oder elektronischer Post zugestellt wird.
Wie auch vor einigen Tagen. Das Problem: der Wallersheimer Wald. Den sehen Hoffmann und der Gemeinderat in großer Gefahr, aktueller Anlass: ein waldbauliches Gutachten des Forstamts Prüm. Überschrift: "Stirbt unser Wallersheimer Wald? Wenn wir so weitermachen: ja!"
Das Symptom: Rot- und Rehwild, sagt Hoffmann, würden immer wieder verschreckt. So trauten sich die Tiere nicht mehr auf Wildwiesen, um dort zu fressen, sondern blieben im Schutz der Bäume und zögen sich immer tiefer ins Dickicht zurück: "Der Hunger der Tiere wird größer, und da das Wild nicht aufs Grün kann, frisst es die Rinde von den Bäumen und verbeißt die jungen Bäumchen." So könne sich die Natur nicht verjüngen, und im Verkauf sei für die angefressenen Stämme kein guter Preis mehr zu erzielen.Sie kommen in Scharen


Die Hauptursache, sagen Rat und Bürgermeister: der Mensch. Und zwar der, der den Wald als Erholungsraum nutzt. Und zum Freizeitvergnügen, gern mit Quads und anderen motorisierten Fahrzeugen. Und viele verhalten sich offenbar verantwortungslos. Hoffmann: "Es war eine Brunft in diesem Jahr, wie der Wald in Wallersheim sie noch nicht erlebt hat. Sie kamen in Scharen, Einheimische und Auswärtige, die sich das Schauspiel nicht entgehen lassen wollten. Mit Autos, aufgeblendet, bis tief in den Wald hinein. Scheinwerfer auf die Wildwiesen gerichtet, wo die Tiere sich sammeln wollten. Manche liefen sogar dem Wild hinterher."
Das, sagt auch Peter Wind, Chef des Forstamts Prüm, gehe gar nicht: Autos, Quads, Motocrossräder - "das ist verboten, das gehört sich nicht, das ist unstrittig".
Allerdings sieht man beim Forstamt den Jogger, Reiter oder Spaziergänger nicht als Hauptverursacher der Probleme: "Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass die Bürger daran schuld seien."
Die Forstleute sehen nämlich noch eine andere Ursache: "Da ist einfach zu viel Wild", sagt Peter Wind. Und das nicht erst seit gestern, sondern schon jahrelang. Deshalb seien die beiden Jagdpächter bereits von der Kreisverwaltung dazu verdonnert worden, mehr Tiere zu erlegen, um die Verbissschäden zu reduzieren.
Zwar hätten die Pächter, sagt auch Hans Fomin, der uns das Foto zu diesem Artikel schickte, bereits etwas dafür getan, die Bestände zu verringern. Aber: "Es ist noch zu viel", sagt auch er und erinnert an den Satz, den er noch zu seiner eigenen Zeit als Wallersheimer Gemeindechef prägte: "Man darf Wald nicht mit ,i' schreiben". Kurz: Das Wild müsse weniger werden.
Und wie so oft, wenn es um die Jagd geht, wird es an dieser Stelle kompliziert: Die Pächter nämlich, von denen bereits einer sich überlegt, den Vertrag nicht zu verlängern, sagen nach Angaben der Gemeinde, sie könnten gar nicht so viel jagen, wie sie möchten und müssen, weil: zu viele Störungen im Wald. Und so dreht sich alles wieder im Kreis. Motto: Die anderen sind's gewesen.Meinung

Aufgabe für alle
Autos, Quads und andere Krachmacher: Wer damit zum Spaß durch den Wald prügelt, leistet sich ein teures Vergnügen auf Kosten anderer - der Gemeinde, der Jagdpächter, der Tiere, der Natur. Das ist ignorant und rücksichtslos. Trotzdem darf in Wallersheim die Sache nicht nur aus Sicht der Jäger betrachtet werden, auch wenn sie Geld im Dorf lassen: Sie haben auch ihre Pflichten, und denen müssen sie schlicht und einfach nachkommen. Nachladen, bitte. f.linden@volksfreund.deExtra

Die Gemeinde will etwas gegen verantwortungsloses Verhalten im Wald unternehmen. So werde man an den meisten Zugangswegen neue Durchfahrtverbotsschilder aufstellen, hinzu kommen verstärkte Kontrollen, auch auf Schleichwegen, die von motorisierten Fahrern als Abkürzung benutzt werden. Verstöße sollen angezeigt werden. Auch an die Gassi-Gänger appelliert die Gemeinde, mit freilaufenden Hunden nicht loszuziehen, wenn Jäger auf dem Ansitz abends und frühmorgens Wild erlegen sollen. Vor allem während der Brunft soll niemand, ob mit Hund oder Pferd, in den frühen Morgen- und Abendstunden im Wald unterwegs sein. Generell gelte: "Spazieren Sie, auch ohne Tiere, bitte auf den Waldwegen und nicht auf den Rückegassen und in die Sackgassen zu den Wildwiesen." fpl

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