Prümer Stadtgeschichte: Überblick über Überreste in neuer Ausstellung

Prüm · Eine Ausstellung in der Prümer Basilika zeigt Dokumente der Stadtgeschichte. Die kleine Auswahl an Fotografien und Gemälden soll Laien helfen, die archäologischen Funde am Hahnplatz besser einzuordnen.

 In ihrem Archiv hat Monika Rolef einiges gefunden, das Besuchern dabei hilft, sich ein Bild vom Hahnplatz in alten Zeiten zu machen. TV-Foto: Frank Auffenberg

In ihrem Archiv hat Monika Rolef einiges gefunden, das Besuchern dabei hilft, sich ein Bild vom Hahnplatz in alten Zeiten zu machen. TV-Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Ein Spaziergang durch die Abteistadt ist auch immer ein Bummel durch die Geschichte Europas. Die älteste Erwähnung der Gemeinde ist auf das Jahr 720 datiert. Nur ein Jahr später sorgt die Urgroßmutter Karls des Großen, Bertrada die Ältere, mit der Gründung der späteren Reichsabtei dafür, dass Prüm ein fester Platz in den Geschichtsbüchern der Welt garantiert ist (siehe Info). Fast 1300 Jahre später hat sich nun auf dem Hahnplatz, zu Füßen der Basilika, ein Fenster in die Vergangenheit geöffnet.

Doch was wurde da eigentlich im Rahmen der Sanierungsarbeiten offengelegt, was wurde genau gefunden? Eine Ausstellung hilft Laien nun zumindest dabei, die Reste der steinernen Strukturen besser einzuordnen. "Das Grabungsfeld ist beeindruckend, aber was da eigentlich zum Vorschein kommt, muss erstmal von den Archäologen untersucht werden. Wir können aber zumindest mit der kleinen Ausstellung zeigen und aufführen, was hier im Laufe der Jahrhunderte so gestanden hat. Davon ausgehend kann jeder selbst Vermutungen anstellen", sagt Basilika- und Stadtführerin Monika Rolef.

Tief tauchte sie in ihr Archiv ein, um einen Überblick darüber zu geben, was am Hahnplatz in den vergangenen 1300 Jahren gebaut und wieder abgerissen wurde. "Und das war eine ganze Menge", sagt sie. Spannend sei beispielsweise die Schwarz-Weiß-Fotografie eines kaum bekannten Gemäldes. "Das Foto zeigt ein Bild vermutlich aus dem 16. Jahrhundert. Zu sehen sind eine Kirche und mehrere Gebäude, aber nicht die, die wir von heute kennen." Das Original sei viele Jahre im Privatbesitz gewesen, mittlerweile aber leider nicht mehr auffindbar. "Man bekommt aber eine Ahnung davon, wie der Vorgängerbau gewirkt haben könnte."

Im Grabungsfeld seien nun Spuren eines Turms gefunden worden. Monika Rolef deutet auf ein vergilbtes Foto: "Von der Lage her könnte es der hier zu sehende Nordturm der alten Abteikirche sein. Ob der wiederum zur sagenhaften goldenen Kirche der Karolinger gehört hat, kann man diskutieren."

Auch eine der ältesten Aufnahmen Prüms habe ihren Weg in die Ausstellung gefunden. "Wer sie gemacht hat, ist ungewiss. Wir wissen aber, dass das Foto um 1880 entstanden ist und damit noch den gesamten Gebäudekomplex zeigt, der bis vor nicht allzu langer Zeit ein ganz anderes Stadtbild ergab." Bis 1937 sei der Blick auf die Basilika nämlich weitestgehend versperrt gewesen.

"Drei Häuser standen vor der Kirche. Das Älteste aus dem 12. Jahrhundert war die Abtsburg, gegen 1708 wurden zudem das Zeughaus und das Amtshaus gebaut", sagt sie. "Als Erstes verschwand die Abtsburg mit ihrem auffälligen runden Turm. Sie wurde 1886 abgerissen. Allein der Ratsherr Johann Theis kämpfte für die Erhaltung des Baus - wie wir wissen, ohne Erfolg", sagt Monika Rolef. Auch das Zeughaus und das Amtshaus wurden schließlich im 20. Jahrhundert niedergelegt.

Alle drei Bauten finden sich aber auf den historischen Aufnahmen oder Zeichnungen und Bildern in der Ausstellung wieder. "Ich hoffe, dass es eine kleine , spannende Zeitreise ist. Jeder kann hier Prüm von einer wohl eher unbekannten Seite entdecken." Übrigens aber auch von einer unerwartet bekannten Seite: "Eine meiner Lieblingsaufnahmen zeigt den Hahnplatz mit einem Pflaster, das uns irgendwie bekannt vorkommt. Es sieht nämlich genauso aus wie das, was gerade verlegt wird. Wir bekommen also demnächst ein bisschen das alte Prüm zurück."
Dass damit dann aber wohl die echten Zeugen eben jenes "alten Prüms" wieder verdeckt sein werden, bereitet der Basilikaführerin ein bisschen Bauchweh. "Es ist ja kein Geheimnis, dass ich mir wünschen würde, in irgendeiner Form die archäologischen Funde sichtbar zu machen. Ob wir aber noch eine Chance darauf haben, ist eher ungewiss. Der Rat hat sich ja schon dagegen ausgesprochen."

Die Ausstellung über die Geschichte des Prümer Stadtkerns ist täglich zu den Öffnungszeiten der Basilika zu besuchen.Extra: EINE LANGE GESCHICHTE UND VIELE UMBAUTEN

Die heutige St. Salvator Basilika wurden 1721 - also 1000 Jahre nach der Abteigründung - nach Plänen von Johann Georg Judas im Auftrag des Trierer Kurfürsten Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg neu gebaut. Die Abtei, in der heute das Regino-Gymnasium untergebracht ist, wurde 1748 durch Andreas Seitz nach Plänen Balthasar Neumanns unter Kurfürst Franz Georg von Schönborn neu aufgebaut. Der Vorgängerbau der Basilika, bei dem es sich um die legendenhafte Goldene Kirche der Karolinger gehandelt haben soll, stand nördlicher als die heutige Kirche. Der jetzige Nordturm ist der einstige Südturm des Vorgängerbaus. Mit dem Neubau entstand wohl auch die 1886 niedergelegte Abtsburg. Der heute wiederhergestellte freie Blick über den Hahnplatz auf die Basilika ist erst 1937 mit dem Abriss des alten Amtshauses entstanden. Das benachbarte Zeughaus, das ebenfalls den Blick auf Basilika und die Abtei versperrte, wurde schon 1919 niedergelegt.

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