Rad, Bahn oder Draisine?

Streit in Gerolstein, Stress in Prüm: die künftige Nutzung der ehemaligen Bahnstrecke zwischen den beiden Eifelstädtchen liefert weiter Diskussionsstoff.

Prüm. Per Fahrrad über die Trasse oder im Waggon über die Schiene? Der Gerolsteiner Zwist über die künftige Nutzung der gut 22 Kilometer langen Strecke (der TV berichtete) hat nun auch die Abteistadt erreicht: In der jüngsten Sitzung des Prümer Verbandsgemeinderats sollte VG-Chef Aloysius Söhngen eigentlich nur, auf CDU-Anfrage, über den Stand der Dinge berichten.Es wurde dann aber doch etwas heftiger. Denn Bernd Weinbrenner (SPD) gab deutlich zu verstehen, dass er die nostalgisch gefärbte Nutzung für die "Eifelquerbahn", die bereits zwischen Gerolstein und Ulmen rollt, favorisiert. Das würde erstens billiger als der geplante Umbau zum Radweg - und zweitens könne man ja ein Fahrrad auch mit dem Zug transportieren.

Überhaupt: Der Eifeltourimus lebe nicht von den ohnehin vielen Radwegen allein. "Und wegen der Steigungen zwischen Gerolstein und Prüm ist dort überhaupt kein familienfreundliches Radfahren möglich."

Dazu hatte er auch den Geschäftsführer der Vulkan-Eifel-Bahn, Jörg Petry, in die Ratssitzung eingeladen. Der kam allerdings nicht zu Wort: Weinbrenner wollte Petry in den Ring schicken, um die Pläne für eine dreijährige Probenutzung vorzustellen. Söhngen lehnte das ab: "Ich habe keine Fragen an Herrn Petry. Was er machen will, hat er uns vorgelegt, das fügen wir dem Protokoll bei. Trotzdem schön, dass Sie da waren."

Im Dezember 2005 kauften die Verbandsgemeinde (VG) Prüm und die Stadt Gerolstein die Strecke von der Bahn. Auf Prümer Gebiet liegen rund 14 Kilometer (Preis: 275 000 Euro), der Gerolsteiner Abschnitt ist gut acht Kilometer lang (145 000 Euro).

Für eine Reaktivierung des Schienenbetriebs rechnet man mit 400 000 Euro Investitionskosten (200 000 Euro kämen aus Landesmitteln). Die übrigen 200 000 Euro sollen der Betreiber Vulkan-Eifel-Bahn (50 000 Euro) sowie die VG Prüm (98 000 Euro) und die Stadt Gerolstein (52 000 Euro) tragen. Pikant: Die Gerolsteiner VG-CDU favorisiert die Probe-Nutzung auf der Schiene, die Prümer Stadt-Christdemokraten wollen sich jedoch nicht reinreden lassen.

Ein Umbau der Trasse zum Radweg würde, so die Schätzung des Landesbetriebs Mobilität, rund 1,7 Millionen Euro kosten. Auf den ersten Blick tatsächlich viel mehr als die Schienen-Nutzung. Aber auch diese Variante würde vom Land gefördert, sagt Aloysius Söhngen. 98 000 (Prümer) Euro gegen 1,7 Millionen - so gehe Weinbrenners Vergleich nicht auf, das sei wie mit den Äpfeln und den Birnen. "Man muss jetzt erst einmal sehen, was jede Variante wirklich kostet. Dann werden wir bewerten, was es für den Tourismus und die Menschen in der Region bringt."

Zumal es neben den Varianten Bahnbetrieb und Radweg noch eine dritte Möglichkeit gebe: Nämlich den Schienenstrang zu erhalten und daneben einen neuen Radweg anzulegen. Das allerdings würde dann "wesentlich teurer".

Söhngen abschließend: "Wir werden die Möglichkeiten gemeinsam mit den Gerolsteinern bewerten. Und im Herbst wird entschieden." Das gelte auch für das vorige Woche eingetroffene Angebot von Ferdinand Stoffel aus Köln, der auf der Strecke einen Draisinenverkehr einrichten will.

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