Radweg: Land prüft Varianten

Das lange erwartete Gespräch mit dem Wirtschaftsministerium hat noch keine endgültige Klarheit über die Zukunft der Bahnstrecke von Prüm nach Gerolstein gebracht. Bis Ende April will man in Mainz sowohl die Anträge für den Bahnbetrieb als auch die Variante eines Radwegs parallel zur Trasse prüfen.

Prüm/Gerolstein. Wer sich von dem Treffen beim Wirtschaftsministerium in Mainz eine klare Weichenstellung für die Bahnstrecke von Prüm nach Gerolstein erwartet hat, wurde enttäuscht. Nach dem Gespräch zwischen Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD), Prüms Verbandsgemeinde-Bürgermeister Aloysius Söhngen (CDU) und Gerolsteins Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU) heißt es vonseiten des Ministeriums, dass man bis Ende April die beiden Anträge für den Bahnbetrieb auf ihre wirtschaftliche Tragfähigkeit prüfen will. Einer der Antragsteller ist die Vulkaneifelbahn (VEB). Wer der zweite ist, dazu will sich das Ministerium nicht äußern.

Parallel dazu sollen auch die Kosten für den Bau eines Radwegs unmittelbar neben der Bahntrasse geprüft werden. "Ende April wird das Ministerium dann eine Empfehlung aussprechen", sagt Pressesprecherin Beate Schrader. Wirtschaftsminister Hering betonte das hohe Interesse des Landes an dem Radweg-Lückenschluss - "insbesondere aus touristischen Gründen".

Dieser Aspekt ist es auch, der VG-Chef Söhngen optimistisch für eine rasche Umsetzung macht. "Denn die Verbindung entlang der Bahnstrecke ist die einzige, die familienfreundlich ist und in das Gesamtkonzept des Landes für die Radwege passt", sagt Söhngen.

Ein weiterer Punkt: Nach TV-Informationen werden die Kosten für die Reaktivierung der rund 23 Kilometer Bahnstrecke von der Landesregierung auf rund 6,1 Millionen Euro geschätzt. Allein die 17 vorhandenen Brücken sind mittlerweile am Ende ihrer üblichen Lebensdauer von 60 bis 80 Jahren angekommen. Deren Sanierung wird mit rund 3,5 Millionen Euro veranschlagt. Dazu müssen in die Gleise weitere zwei Millionen Euro investiert werden. Neben diesen Investitionen in die Strecke werden jährliche Unterhaltskosten von rund 450 000 Euro veranschlagt.

Jörg Petry, Geschäftsführer der Vulkaneifelbahn, schätzt die Reaktivierungskosten hingegen deutlich niedriger und geht von einer notwendigen Erstinvestition von rund 400 000 Euro aus. "Das ist das, was man wirklich für touristischen Verkehr mit möglicherweise einer reduzierten Geschwindigkeit braucht", sagt Petry. Die deutlich höheren Zahlen gingen vom Bedarf für eine tägliche Nutzung im Schienenpersonennahverkehr aus, um die Strecke auf den aktuellen Ausbaustand zu bringen, sagt Petry. "Man darf hier aber nicht Autobahnen mit Feldwegen vergleichen."

Meinung

Schwierige Entscheidung

Radweg oder Bahnstrecke? Radweg und Bahnstrecke? Mit Spannung werden die Menschen in Gerolstein und Prüm auf die Empfehlung aus Mainz warten. Klar dürfte sein, dass die Radweg-Verbindung auf jeden Fall kommen wird, zu deutlich hat sich der Minister für den dringend benötigten Lückenschluss im Radwegenetz ausgesprochen, der zudem von beiden Kommunen mit Nachdruck gefordert wird. Unklar ist allerdings, wo sie verlaufen soll. Auf der Bahntrasse oder direkt daneben? Nur dort ist eine familienfreundliche Streckenführung möglich, die Varianten über Wirtschaftswege oder entlang von Kreisstraßen wurden als ungeeignet verworfen. Bei der Entscheidung wird eine wichtige Rolle spielen, wie das Ministerium die Anträge zum Bahnbetrieb bewertet. Dabei muss dringend überprüft werden, mit welchen Kosten wirklich für die Reaktivierung der Strecke zu rechnen ist. Denn ob dies sechs Millionen oder 400 000 Euro kostet, ist doch ein gewaltiger Unterschied. c.brunker@volksfreund.de

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