Relikte einer vergangenen Zeit

Aus den meisten ehemaligen Bahnstrecken der Westeifelbahn sind mittlerweile Radwege geworden. Längs der Strecke erinnern oft nur noch die alten Bahnhofsgebäude an die frühere Nutzung. Doch wozu dienen sie heute? Was ist aus ihnen geworden? Dem geht der TV in einer kleinen Serie nach. Den Auftakt bildet der Bahnhof in Waxweiler.

 Das Bahnhofsgebäude in Waxweiler ist sanierungsbedürftig. TV-Foto: Stephan Brunker

Das Bahnhofsgebäude in Waxweiler ist sanierungsbedürftig. TV-Foto: Stephan Brunker

Waxweiler. (stbr) Am Ende der ehemaligen Stichstrecke nach Pronsfeld steht das alte Bahnhofsgebäude in Waxweiler. Aus den Bahngleisen ist längst ein Radweg geworden. Eröffnet wurde die Strecke am 6. Juli 1907.

Zur damaligen Zeit wurde auch an jedem Bahnhof ein schmuckes Gebäude errichtet, denn an den Bahnhöfen gab es jede Menge Arbeit: Weichen waren zu stellen und Schranken hoch- und herunterzukurbeln. An der Laderampe wurde Stückgut verladen, und einen Fahrdienstleiter gab es für die Streckenabschnitte auch noch. Und wer für 20 Pfennig eine Karte einfacher Fahrt in der vierten Klasse nach Pronsfeld kaufen wollte, wurde damals auch noch nicht von einem Automaten abgefertigt, musste aber mit Holzbänken vorlieb nehmen. In der dritten Klasse gab es zwar auch Holzbänke, die aber wenigstens im Abteil standen. Wie Hubert Bier, Vorsteher des gesamten Prümer Bahnabschnittes, erzählt, waren in Waxweiler mindestens drei Beamte beschäftigt. Die Eisenbahner der damaligen Zeit hatten auch ein Anrecht auf eine Dienstwohnung. Teilweise direkt in den Bahngebäuden, an größeren Knotenpunkten ganze Straßenzüge.

Bahnhofsgebäude ist heute im Privatbesitz



Doch was ist aus den Gebäuden geworden? Einige wenige haben die Kriege nicht überdauert, andere fielen samt dem Bahngelände anderen Bauvorhaben zum Opfer. Nachdem der letzte Personenzug 1965 von Waxweiler abgefahren war, wurde 1987 die Strecke endgültig stillgelegt und in der Folge abgebaut. Das Bahnhofsgebäude befindet sich seit 1982 im Besitz von Anneliese Juchems. Ihr Sohn schildert die Probleme: "Das ist ein altes Gemäuer. Man kann das nicht vernünftig isolieren, die Räume sind vier Meter hoch, wegen der Bogenfenster kann man die Decken auch nicht abhängen, und es hat überall Stufen." Wegen dieser Probleme verbleibt am Gebäude ein gewisser Sanierungsbedarf.

Direkt neben dem Hauptgebäude ist noch ein Fachwerkschuppen, wo sich die Laderampe für den Stückgutverkehr befand. Zur damaligen Zeit konnte man zum Beispiel Särge oder Möbel lose per Bahn verschicken.

Der Lagerraum wird jetzt von einem örtlichen Installateur genutzt. Vom Eisenbahnumfeld des Gebäudes sieht man jetzt nichts mehr, die Gemeinde Waxweiler hat das Gelände unter anderem mit einem Wohnmobil-Stellplatz und Begrünung umgestaltet. Außer dem Bahnhofsgebäude steht am südlichen Ende noch der frühere Lokschuppen, der seit der Konversion eine Musikkneipe beherbergt.

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