Rocky Mountains in der Eifel

Losheim · Die größte Modelleisenbahnanlage in ganz Europa ist Guido Balter nicht genug. Er hatte eine neue Idee - und jetzt dürfen die Besucher der "Ars Tecnica" in Losheim den Weg des Eisenerzes aus den kanadischen Rockys zum US-Hafen im Modell verfolgen.

 Der Zug mit dem Eisenerz schlängelt sich durch die Rocky Mountains bis zum Verladehafen.Foto: privat

Der Zug mit dem Eisenerz schlängelt sich durch die Rocky Mountains bis zum Verladehafen.Foto: privat

Das Wort "fertig" hasst Guido Balter - wie die meisten anderen Modellbauer. Doch selbst der ständige Weiter-, Um- und Ausbau einer der größten Modelleisenbahnanlagen in ganz Europa, der "Ars Tecnica", die 1997 als erste vollständig digital gesteuerte Anlage im alten Zollamt in Losheim installiert wurde, reichte dem gelernten Tischler nicht mehr aus. "Eigentlich wäre ich schon mit der Wartung der heute 400 Quadratmeter großen Anlage, ihren 2000 Metern Gleisstrecke, den 120 Loks und 2000 Wagen, die in eine Eisenbahnlandschaft mit Palästen, Kirchen, einem Flughafen und vielem mehr eingebunden sind, ausgelastet", gibt Balter zu.

In neun Monaten entstand USA-Anlage



Doch neue Ideen wollten verwirklicht, eine völlig neue Landschaft kreiert werden. So entstand unter Balters Regie in mehreren Monaten die neue, eigenständige 48-Quadratmeter-Anlage "USA". Sie beschreibt den kompletten Weg, den in Kanada abgetragenes Eisenerz über die Rocky Mountains und durch den Grand Canyon bis hin zum in den USA gelegenen Hafen nimmt - natürlich per Bahn. Besucher können bis ins Detail recherchierte und im Maßstab 1:87 nachgebaute Szenen des Erzabbaus in Tagebauschluchten, des Transportweges, der grandiosen Canyon-Schlucht und der Verladung in die mächtigen Bunkerschiffe erleben.

"Das Besondere bei der Anlage sind die bis zu drei Meter hohen Berge der Rocky Mountains und das echte, fließende Wasser." In den Bergen ein weiteres Highlight: der Kehrtunnel. "Kehrtunnel werden gebaut, um die Steigung im Gebirge abzumindern, sie winden sich um den Berg. Dabei sieht man vorne die Lok schon aus dem Tunnel fahren, während die letzten Wagons noch nicht eingefahren sind."

Die "Rockys" hat Aloys Peters, Schwiegervater des Chef-Modellbauers, konstruiert: "Als mein einziger Kollege ausfiel, haben wir gesagt ‚So ein paar Berge, die könntest Du doch auch machen'." Inzwischen ist auch Peters mit dem Modellbauvirus infiziert und fest im Team.

Wasser aus 700-Liter-Fass



"Mit echtem Wasser zu arbeiten, war eine große Herausforderung", berichtet Balter, "ich musste den Untergrund ja dicht bekommen". Geschafft hat er es schließlich mit Bootslack und Epoxidharz. Und wo kommt das Wasser her? "Unter der Anlage steht ein 700-Liter-Behälter, eine Art großes Weinfass mit einer Pumpe. Die schafft es, dass das Wasser direkt neben den in Amerika üblichen eingleisigen Schienen entlang der Felshänge den Canyon hinunterfließt."

Die reinen Materialkosten für die neue Eisenbahnwelt schätzt Guido Balter auf 40 000 bis 50 000 Euro, der Wert seiner monatelangen Arbeitskraft dürfte diese Summe weit übersteigen. Zur Ars Tecnica gehört neben beiden Bahnanlagen auch ein Museum, das 150 Jahre Eisenbahngeschichte dokumentiert.

Öffnungszeiten der Ars Tecnica: Dienstag bis Freitag von zwölf bis 18 Uhr; Samstag, Sonntag und Feiertag von 10 bis 18 Uhr.

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