Rufen, Streijen, Spessen, Loggen

WAXWEILER. Die Eifel war und ist eine Brauchtumslandschaft. Gerade in Waxweiler werden beispielhaft noch viele Bräuche gepflegt.

Der 1350-Seelenort im Prümtal schrieb schon früh seine eigene Dorfgeschichte(n). Funde aus der neolithischen Epoche und aus der älteren Bronzezeit, ein Opferstein zu Ehren einer keltischen Göttin, ein keltisches Steingrab auf dem Eichelsberg, eine römische Verbindungsstraße und ein römischer Rasthof sowie weitere eindeutige Befunde: Der Ort hatte schon früh Besiedler. Das Jahr 1414 markiert in der Dorfgeschichte einen Höhepunkt: Es erfolgte die Verleihung der Stadtrechte, eine weitere Bestätigung erfolgte 1609 durch Graf Carl von Manderscheid. Die Dorfchronik besagt, dass es im Jahre 1493 eine gotische Kirche gab, 1650 eine Schule und 1771 den Neubau einer Pfarrkirche. Die damals so wichtige Bahnlinie von Waxweiler nach Prüm/Pronsfeld folgte im Jahre 1907. In den letzten 40 Jahren hat sich viel getan. Der Bau der Hauptschule, des Kindergartens, des Sportplatzes und des Feuerwehrhauses, vor allem die Inbetriebnahme des Feriendorfes und Ferienparks "Im Prümtal" sorgten für eine enorme infrastrukturelle Aufwertung. 1989/90 begannen die Teilumgehung mit Ortskernsanierung und der Bau des Alten- und Pflegeheimes. Darüber hinaus gibt es in Waxweiler ein umfangreiches Vereinsleben. Fast 200 Jahre gibt es die Freiwillige Feuerwehr, 120 Jahre zählt die Ortsgruppe des Eifelvereins und 110 Jahre wird der Musikverein Lyra. Sport-, Heimat-, Tennis-, Angelsport- und Gewerbeverein sind wichtige Bindeglieder im Dorf. Die Frauengemeinschaft, die Tanzgruppe Papillon, der Sport- und Turnclub, MGV, DLRG, TTC und KG sind Kürzel, die man im Ort bestens kennt. Irmburg Schaus ist ein "Vereinsmensch", der sich seit Jahrzehnten für die Kultur in Waxweiler stark macht. "Besonders die gute Zusammenarbeit zwischen den Vereinen sowie der Zivil- und Kirchengemeinde verdient Anerkennung", sagt sie. Sie selbst gründete 1985 den Gewerbeverein mit Gleichgesinnten und war bei der Taufe des Sport- und Turnclubs dabei. "Nicht zu vergessen ist das Volksbildungswerk, das wichtige Kulturarbeit leistet", sagt die unermüdliche Dame im Ehrenamt. Vielerorts beklagt man den Rückzug von Brauchtumsträgern in den Eifeldörfern. Oft fehlen Jugendliche, um den Maibaum aufzurichten oder die Klappergesellschaft zu bestücken. "Gottlob haben wir da einen Mann, der den Jungs sagt, wo es lang geht", lobt Schaus den "Kätches Ton". Gemeint ist Toni Sartor, den jedes Kind im Dorf kennt und der sich für den Erhalt der Bräuche einsetzt. Er selbst wartet in der Weihnachtszeit mit einer begehbaren Krippe in seinem Haus auf. Ist die Spardose gefüllt, führt Toni den Erlös einem guten Zwecke zu. Viele alte Bräuche werden noch im Dorf gepflegt. Burgbrennen, Sternsingen, Klappern, Fronleichnam - das sind feste "Eckpunkte" im Jahreslauf. Umso schöner, wenn sich andere dazu gruppieren. So etwa die Wallfahrten zum Eichelsberg, die Lichterprozession im Oktober, der "Sprungtanz" anlässlich der Echternacher Springprozession oder die Luftballonaktion "Friedenstaube" an Pfingsten. Irmburg Schaus: "Auch das Brauchtum im Lebenslauf hat sich in Teilen erhalten." Schaus nennt beispielhaft das "Loggen" (Läuten) beim Tod eines Gemeindemitglieds, das "Rufen" zum Rosenkranzgebet, das ""Baeden" (Beten) des Rosenkranzes und das "Troen" (Tragen) der Nachbarn am Tag der Beerdigung. Bei Geburten gibt es nach alter Tradition den "Kandskaffee", bei Verlobungen und Hochzeiten haben sich erstaunlicherweise noch alte Traditionen erhalten. "Wenn ein nicht Ortsanssiger ein Mädchen freit, wird "der Hut jeleft", geht die Dorfjugend am Hochzeitstag zur Abendfeier, wird "gespesst", vor der Hochzeit gibt es das "Streijen", weiß Irmburg Schaus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort