Sahnestück für die gewichtige Braut

PRONSFELD. Die Milch-Union Hocheifel (Muh) als Sahnestück in Deutschlands größtem zukünftigen Molkerei-Konzern: Die Meldung aus Pronsfeld (der TV berichtete) ist bei den Landwirten eingeschlagen wie eine (Kalorien-) Bombe.

Viel zu erklären: An drei Tagen haben in der Vorwoche die Muh-Chefs den Vertretern der rund 3000 Genossenschaftler ihre Gründe für die angestrebte Fusion mit der nordrhein-westfälischen Humana Milchunion dargelegt.Und die reagierten überrascht: "Wir haben wirklich nicht damit gerechnet", sagt Michael Horper, Vorsitzender des Kreis-Bauernverbands Bitburg-Prüm und selbst Muh-Lieferant. Horper und Kollegen wurden am vorigen Dienstag informiert: "Und das ist an dem Abend eingeschlagen wie eine Bombe."

Wobei in erster Linie der Zeitpunkt überraschte - nicht der Kurswechsel selbst: "Wir wussten alle, dass sich die Muh in den nächsten Jahren verändern muss", sagt Horper. Denn: Allein auf der "H-Milch-Schiene" habe man nicht mehr allzu lange solo fahren können. "Die Welt verändert sich, andere gehen zusammen. Da hatten wir schon Angst, irgendwann ausgehebelt zu werden."

Durch den Schulterschluss mit Humana aber könne diese Gefahr gebannt werden - und man verfüge dann über ein breit gefächertes Sortiment auch bei Frischmilch, Käse, Butter und Sahne. Kurz: Es entsteht ein echter Milchmisch-Konzern.

"Was uns ebenfalls positiv stimmt: Hier kommen zwei gesunde Unternehmen zusammen, die eine gute Ausgangsposition haben für eine spätere Fusion", sagt Horper. Deshalb sieht er darin "langfristig mehr Chancen als Risiken". Allerdings würden sich die Bauern nur dann darauf einlassen, wenn es bei einem "relativ guten Milchpreis" bleibe.

Eine "Herzensangelegenheit", sagt Horper, soll dabei aber nicht außer Acht gelassen werden: Das, was er "unsere Muh, unseren Standort Pronsfeld" nennt. "Da machen wir Bauern in der Region uns natürlich Sorgen: Was geschieht mit dem Standort? Bleibt er Verwaltungs-Hauptsitz? Bleibt er mit der größte Arbeitgeber in der Region? Denn da hängen Menschen und Betriebe dran."

Und das Geld der Genossenschaftler, sagt Muh-Landwirt Hermann Schwalen aus Leidenborn: "Wir haben hier ein tolles Unternehmen stehen, in das in den vergangenen Jahren viel investiert worden ist. Und das war ja auch unser Geld."

Nun bringe man, inklusive der größten H-Milch-Abfüllanlage Europas, "das beste Stück in die Ehe ein - und das verschmilzt im Ganzen". Dabei sei den Eifelern bislang "nur eine verschleierte Braut" vorgestellt worden, sagt Schwalen. "Wir kennen bisher nur ihr Gewicht, also die Umsatzzahlen. Jetzt wollen wir sehen, wie schön sie tatsächlich ist."

Nach der Fusion "kein Weg zurück"

Fest stehe aber: Nach der "Hochzeit" sei Pronsfeld nur noch ein Standort unter vielen. Und auch wenn Humana - eine der Bedingungen, die von den Muh-Unterhändlern gestellt wurden - seine Produktionsstätten reduzieren werde: "Unser Einfluss wird gegen null gehen. Wenn wir uns für die Fusion entscheiden, dann gibt es keinen Weg zurück."

Dennoch sieht auch Schwalen das Vorhaben unterm Strich positiv: "Wenn wir nicht mit Humana fusionieren, suchen die sich einen anderen. Und dann stehen wir irgendwann in der Ecke. Aber wir werden genau hinschauen, wie das jetzt weitergeht." Abgesehen davon hätten Muh-Geschäftsführer Rainer Sievers (siehe weiteren Bericht auf dieser Seite) und die übrigen Milchbosse da "eine ziemlich coole Nummer" gefahren: Immerhin gebe der kleinere Partner dem größeren die Richtung vor - "und zieht ihn auf unser Milchpreis-Niveau."

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