Schicht um Schicht zurück ans Licht

PRÜM. Fast zwei Jahre nach der Insolvenz und ein Jahr nach der Übernahme durch drei neue Gesellschafter (der TV berichtete) steht ein Traditionsunternehmen wieder auf festem Fundament: Die Zahlen beim "Prümer Holzwerk" sind gut und die Aussichten offenbar noch besser.

 "Ich gehe nicht mit der Peitsche durch den Laden": Holzwerk-Geschäftsführer Martin Opitz (rechts) mit Techniker Enrico Baschin. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

"Ich gehe nicht mit der Peitsche durch den Laden": Holzwerk-Geschäftsführer Martin Opitz (rechts) mit Techniker Enrico Baschin. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Da sitzen sie und sind richtig gut gelaunt: Die drei Gesellschafter des Prümer Holzwerks - Geschäftsführer Martin Opitz und seine beiden belgischen Partner Manfred und Friedrich Pauls. "Wir sind Vettern", erklären die Männer aus Büllingen und St. Vith. "Aber wir betreiben keine Vetternwirtschaft." Offenbar aber wirtschaften sie erfolgreich - und übertreffen dabei die selbst gesteckten Ziele: Sie setzten alte Anlagen instand, montierten eine asbestverseuchte Halle ab, investierten in neue Maschinen, die teuerste kostete 500 000 Euro. Produktion deutlich gesteigert

Die Produktion haben die Holzwerker deutlich gesteigert - und den Umsatz: Der wuchs um satte 62 Prozent auf sechs Millionen Euro im laufenden Jahr, mit Stand vom Oktober. "Und wir schreiben schwarze Zahlen", sagt Martin Opitz. Vor dem Hintergrund der Investitionen und einer "eklatanten" Holz-Preissteigerung im laufenden Jahr "können Sie sich vorstellen, dass das nicht leicht war." Auch die Belegschaft wächst wieder: Zu den 35 Mitarbeitern, die während und nach der Insolvenzphase blieben, sind mittlerweile elf hinzu gekommen - darunter einige Rückkehrer. Die Aussichten sind gut, dass es noch mehr werden. Opitz: "Wir haben schon einen Großauftrag fürs kommende Jahr." Die Bestellung: 650 Kubikmeter Brett-Schichtholz für eine Halle in Ostdeutschland. Jenseits des deutschen Markts liefern die Prümer ihre nach höchsten Standards geleimte Ware nach Belgien, Luxemburg und die Niederlande. Vor allem der französischsprachige Grenzraum soll noch weiter beackert werden: "Sonst würden wir ja nur einen Halbkreis schlagen", sagt Manfred Pauls. Der Betriebsrat ist Vergangenheit

Auf die Frage, was denn der Betriebsrat zu den Entwicklungen und zur Stimmung im Haus sage, antwortet Opitz mit einem Lächeln - und dem Satz: "Ich bin der Betriebsratsvorsitzende." Da hat er uns geleimt: Denn eine Arbeitnehmer-Vertretung gibt es in der Prümtalstraße nicht mehr. "Wenn Sie fair mit Ihren Leuten umgehen, dann brauchen Sie das nicht. Ich bin keiner, der mit der Peitsche durch den Laden geht", sagt Opitz, fügt allerdings hinzu: "Aber die Mitarbeiter müssen auch wissen, welche Latte sie jeden Tag zu überspringen haben." Ansonsten "dürfen die Leute auch über mich schimpfen - sie müssen es nur konkret machen." Dafür aber scheint es bislang keinen Anlass zu geben: "Die Auftragslage ist gut, dann ist die Stimmung auch gut", sagt Betriebsleiter Werner Müller. Dafür aber müsse jeder viel leisten: Heute verarbeite man mit nur zwei Schichten täglich mehr Kubikmeter Holz als während der Insolvenz-Phase mit dreien. "Da geht schon ganz schön was ab", sagt Müller. "Wir waren alle sehr skeptisch am Anfang", bekennt Techniker Enrico Baschin. "Aber wir sehen jetzt, dass es geht." Allerdings, das unterstreichen beide, nur durch die hohe Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter. Die aber soll mit einem dauerhaften Arbeitsplatz in einem, wie Opitz sagt, "stabilen Unternehmen" belohnt werden. Und: Das Engagement des Mannes, der insgesamt fünf Firmen besitzt, soll langfristig sein: "Wir sind es nicht gewohnt, wie die so genannten Heuschrecken einzusteigen und einen Betrieb anschließend wieder abzustoßen." Lieber prüfe man, welche weiteren Produkte man auf den Markt bringen und damit schrittweise wachsen könne. An Ideen scheint es Martin Opitz jedenfalls nicht zu mangeln: "Einen Kopf voller Fantasie habe ich allemal."

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