"Schleunigst in die Pötte kommen"

Mit einer Dreifach-Strategie will die Ortsgemeinde Arzfeld Bauwillige unterstützen: Freie Grundstücke im Ort sollen auf den Markt gebracht, mögliche Bauflächen im Südwesten geprüft und weitere Entwicklungsräume gefunden werden.

 Derzeit für ein Neubaugebiet favorisiert: die Fläche „Auf der obersten Geigt“, westlich der bestehenden Gebiete „Auf dem Bungert“, „Hammesgarten“ und „Hinter Zwanken“. Foto: Landesvermessungsamt

Derzeit für ein Neubaugebiet favorisiert: die Fläche „Auf der obersten Geigt“, westlich der bestehenden Gebiete „Auf dem Bungert“, „Hammesgarten“ und „Hinter Zwanken“. Foto: Landesvermessungsamt

Arzfeld. Ungewöhnlich kurz war die Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung in Arzfeld. So konnten sich die Mitglieder auf eine Grundsatzentscheidung zur Dorfentwicklung konzentrieren. "Das Thema ist dringend geworden. Die Baustellen werden knapp, und das ist auch gut so", schickte Ortsbürgermeister Alfons Kockelmann (CDU) voraus.Grund für das momentan schmale Angebot ist nämlich die große Nachfrage: Arzfeld ist begehrt. Seit dem Jahr 1972 stieg die Einwohnerzahl von 1100 auf aktuell 1420. In dieser Zeit erschloss die Gemeinde sechs Wohnbaugebiete mit rund 130 Grundstücken: "Quobach I bis III", "Auf dem Bungert", "Hammesgarten" und "Hinter Zwanken". Von den noch übrigen neun Grundstücken in Gemeindehand stehen drei unmittelbar vor dem Verkauf.Grundzentrum mit besonderer Funktion Wohnen

Von der andernorts üblichen Leerstands-Problematik blieb Arzfeld bisher weitgehend verschont. So fanden in den vergangenen drei Jahren 20 vorübergehend leer gewordene Häuser neue Besitzer."Die Aufgabe der Ortsgemeinde liegt zunächst in der Eigenentwicklung", erklärte Erwin Pütz, Büroleiter der Verbandsgemeinde-Verwaltung. Da Arzfeld als Grundzentrum nach dem Raumordnungsplan die besondere Funktion "Wohnen" habe, könne die Gemeinde auch über den Eigenbedarf hinaus Bauflächen zur Verfügung stellen. Baulücken müssten möglichst geschlossen werden."Wir sollten jedenfalls schleunigst in die Pötte kommen", forderte CDU-Fraktionssprecher Klaus Hostert.Doch wo soll Arzfeld wachsen? Der gültige Flächennutzungsplan sieht dafür das Gebiet "Auf der obersten Geigt" im Südwesten der Ortslage vor. Dort könnten auf 400 Metern entlang des bisherigen Wirtschaftswegs gut 20 Baugrundstücke geschaffen werden."Blockieren wir uns damit nicht die Fläche dahinter?", fragte Hans Heyen (SPD). Pütz erwiderte, auch diese Fläche könne durch eine entsprechende Form der Erschließung zugänglich bleiben.Walter Heinisch regte an, einen Fachplaner weitere Möglichkeiten im Ort aufzeigen zu lassen.Einstimmig fasste der Rat einen dreiteiligen Beschluss.Die Eigentümer baureifer Grundstücke innerhalb vom Dorf werden gefragt, ob sie verkaufen wollen und die Gemeinde das bekanntgeben darf.Der Ortsbürgermeister erfragt bei den Eigentümern "Auf der obersten Geigt" (bisher Außenbereich) die Verkaufsbereitschaft.Ein Fachplaner soll mittelfristige Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. Dabei sind der Strukturwandel in der Landwirtschaft Windkraftanlagen zu berücksichtigen. Meinung Auch die Bürger sind gefragt Das Wachstum von Arzfeld ist längst mehr als ein kurzer Boom — es hat Substanz. Für seine Attraktivität hat der Ort viel getan, von Neubaugebieten über Kinderspielplätze bis hin zum Gemeindehaus und neu gestalteten Dorfplatz. Damit das so weiter geht, will der Rat zurecht nachlegen. Angesichts der demografischen Entwicklung auf dem Land gilt allerdings besondere Vorsicht, damit es später im Ortskern keine massiven Leerstände gibt. In dieser Situation müssen sich private Eigentümer fragen, wie lange und für wen sie freie Bauflächen noch reservieren wollen. Denn irgendwann können die Nachfrage und damit der Grundstückswert auch wieder sinken. Die schwierige Aufgabe geht der Rat bisher mit Bedacht, Augenmaß und Einigkeit an. Schade, dass die Zahl der Zuhörer bei Ratssitzungen meist gegen null tendiert. Auch Bürger sollten — außerhalb der Sitzung — das Gespräch mit ihren Vertretern suchen und ihre Meinung zur Dorfentwicklung äußern. m.hormes@volksfreund.deEXTRA Straßenbau verzögert sich: Im Abstimmungsverfahren zum Ausbau der K 58 in Arzfeld hat ein Anlieger seine Zustimmung an die Bedingung geknüpft, dass die Gemeinde auf seinem künftigen Gehweg-Abschnitt Schnee räumt und Salz streut. Das lehnte der Rat ab. Damit greift das Plangenehmigungs-Verfahren: Der Landesbetrieb Mobilität in Gerolstein wird dem Anlieger Gelegenheit zur schriftlichen Stellungnahme geben und dann über den Ausbau entscheiden. Gegen das Ergebnis kann der Anlieger Klage vor dem Verwaltungsgericht einreichen. (cus)

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