Schönheiten schützen, Perlen erhalten

Prüm/Bitburg · Serienauftakt: Im Altkreis Prüm schützt der Status Naturdenkmal 52 besonders seltene, schöne Pflanzen und Flächen. Der TV stellt einige davon sowie eine Reihe weiterer Lieblingsplätze der Leser in der Reihe "Eifelwunder" vor.

 Die Linde neben der Büdesheimer Pilgerkapelle begeistert die Jury des Dorfwettbewerbs. TV-Foto: Frank Auffenberg

Die Linde neben der Büdesheimer Pilgerkapelle begeistert die Jury des Dorfwettbewerbs. TV-Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Prüm/Bitburg Mächtig ragt die große Linde über der Büdesheimer Pilgerkapelle auf. Ortsbürgermeister Albert Klasen zeigt beim Besuch der Kreiskommission des Dorfwettbewerbs stolz, aber auch mit gewisser Sorge auf den imposanten Baum. "Der Blitz schlug hier ein", sagt er. Klasen deutet auf eine kleine Delle im sonst so gleichmäßig runden Astwerk. "Ist der Baum denn als Naturdenkmal eingetragen? Es wäre zu schade, wenn dieser Solitär nicht erhalten bleibt", sagt Jurychef Helmut Fink. Klasen verneint: "Vielleicht sollten wir uns darum kümmern."
Eine gute Idee: Die Linde hätte wohl sicher Chancen auf den Status eines Naturdenkmals, erfüllt sie doch die nötigen strengen Kriterien. Laut Bundesnaturschutzgesetz sind Naturdenkmäler "Einzelschöpfungen der Natur oder entsprechender Flächen bis fünf Hektar, deren besonderer Schutz erforderlich ist aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit". Im Eifelkreis Bitburg-Prüm wurden bisher 146 dieser "Einzelschöpfungen" unter Schutz gestellt, im Vulkaneifelkreis 196. Davon liegen in der Verbandsgemeinde (VG) Prüm 15, in der VG Arzfeld 21 und in der VG Obere Kyll 16 Naturdenkmäler. Zuständig für ihren Schutz sind die Unteren Naturschutzbehörden der Kreise.
Sie führen allerdings nicht nur eine Liste, für jedes einzelne Denkmal wird eine eigene Rechtsverordnung erlassen. Sie definiert exakt, was warum wie geschützt wird. "Das kommt auf den jeweiligen Verordnungstext an und richtet sich nach dem Einzelfall, abhängig davon, ob es sich um Bäume oder flächige Naturdenkmale handelt", teilt das zuständige Amt des Eifelkreises auf Nachfrage mit.
Anne Stollenwerk, Geschäftsführerin des Naturparks Nordeifel in Prüm, schätzt den besonderen Schutz, nicht nur aus naturpflegerischer Sicht: "Vieles wurde zerstört, dabei sind gerade die kleinen Naturwunder große Magneten für Touristen." Die Blutbuche auf der Schneifel sei zum Beispiel sehr beliebt. Doch zeigt gerade dieser Baum eines der größten Probleme: Pflanzen sind vergänglich. Die Buche, die heute in Nähe des Schwarzen Manns steht, ist bereits ein Nachkomme ihres historisch verbürgten Vorgängers.
Die Naturschutzbehörde des Eifelkreises schätzt, dass 15 bis 20 Naturdenkmäler heute wohl nicht mehr zu finden sind und "ein weiterer Teil aufgrund seines Zustands nicht mehr schutzwürdig" sein dürfte. Es fehle allerdings bei der Behörde die Zeit, um jedes Objekt zu besuchen und zu prüfen. Daran werde aufgrund personeller Verstärkung in Zukunft aber gearbeitet, sagt Büroleiter Carl Diederich. Übrigens, alle Denkmäler im Altkreis sind seit Jahrzehnten geschützt - seit mehr als 25 Jahren kamen zum Beispiel im Eifelkreis keine neuen hinzu.
Was ist ihr liebstes natürliches Kleinod? Schreiben sie uns an: eifel@volksfreund.de. Wir stellen die Wunder der Natur demnächst in unserer Sommerreihe vor.
Extra: BESONDERER SCHUTZ FÜR NATÜRLICHES ERBE


Alexander von Humboldt prägte Anfang des 19. Jahrhunderts den Begriff "monuments de la nature". Erst ein Jahrhundert später sollte die Vorstellung eines "Naturdenkmals" als schützenwertes Monument Einzug in Lexika und wissenschaftliche Schriften finden. Die Formulierung ist allerdings irreführend, meint sie doch nicht allein Denkmäler natürlichen Ursprungs, sondern auch Naturdenkmäler als Bestandteil von Kulturlandschaften, wie zum Beispiel die Wacholderheiden der Eifel. Der Schutz wird heute durch besondere Seltenheit, Eigenarten oder herausragende Schönheit oder einen besonderen Wert für Wissenschaft, Heimatkunde und Naturverständnis begründet.

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