Schwierige Entscheidung

Qual der Wahl: 278 Wahlberechtigte geben in Schüller neben ihrer Stimme zur Landratswahl am Sonntag auch ein Votum für ihren künftigen Ortsbürgermeister ab. Dabei treten mit Theresia Wettke und Gerd Wessels zwei sehr unterschiedliche Kandidaten an.

Schüller. Die Wähler des 1152 Jahre alten Bergdorfs haben es nicht einfach. Nachdem Stefan Bungartz Ende 2006 aus gesundheitlichen und beruflichen Gründen den Posten als Ortschef abgegeben hat, stehen mit Wettke und Wessels Kandidaten zur Wahl an, die nicht ins übliche Wahlraster passen. Sie bieten Kontrastprogramm pur: Frau gegen Mann, jung gegen alt, Einheimische gegen Neubürger, erfahrene Gemeinderätin gegen "neutral distanzierten" Verwaltungsexperten, parteilos gegen SPD-Mitglied.Die 35-jährige Wettke (parteilos) ist seit sechs Jahren im Gemeinderat und seit acht Jahren im Pfarrgemeinderat. Die gebürtige Schüllerin sagt: "Ich engagiere mich im Dorfleben, rede viel mit den Bürgern, und die Leute sprechen mich an nach dem Motto `kümmere dich drum`." Auch mit dem 62-jährigen Wessels (SPD) haben etliche Bürger geredet, obwohl er erst seit Juli 2006 in Schüller lebt. Er sagt: "Ich habe mich zur Kandidatur motivieren lassen, weil einige meinten, es wäre gut, wenn jemand Ortsbürgermeister würde, der nicht so tief in einigen Dingen hier drin steckt." Er trete quasi ohne kommunalpolitische Altlasten an. Schüller ist bekanntlich eine von Zwist und Rechtsstreiten gebeutelte Gemeinde. (der TV berichtete mehrmals). Wessels, der die Region seit seiner Heirat 1986 kennt, war bisher in Jünkerath als Feriengast unterwegs. Die Ehefrau des diplomierten Verwaltungswirtes stammt aus Jünkerath. Mit Beginn der Freiphase in der Altersteilzeit zog das Ehepaar vor zehn Monaten ins neue Haus nach Schüller. Eine Wahlprognose will keiner abgeben

 Bürgermeisterkandidaten, die sich unterscheiden: Die weitere Nutzung des Bushaltehäuschens das ehrenamtlich gebaut wurde und demnächst überflüssig wird, ist eine Herzensangelegenheit von Theresia Wettke. Gerd Wessels – gemeinsam mit Hündin Pia – lebt seit zehn Monaten in Schüller und liebt den Blick von „Steinbüchel“ aus. TV-Fotos: Gabi Vogelsberg

Bürgermeisterkandidaten, die sich unterscheiden: Die weitere Nutzung des Bushaltehäuschens das ehrenamtlich gebaut wurde und demnächst überflüssig wird, ist eine Herzensangelegenheit von Theresia Wettke. Gerd Wessels – gemeinsam mit Hündin Pia – lebt seit zehn Monaten in Schüller und liebt den Blick von „Steinbüchel“ aus. TV-Fotos: Gabi Vogelsberg

Wessels ist an der Oberen Kyll nur mäßig bekannt. Bei der Bürgermeisterwahl 1992 unterlag der SPD-Kandidat, und Werner Arenz (CDU) bekam den Posten. Wessels hat sich seitdem an der Oberen Kyll politisch nicht mehr engagiert. Er war in mehreren Verwaltungen tätig, zuletzt als Leiter der Kommunalaufsicht in Neukirchen-Vluyn (35 000 Einwohner) am Niederrhein. Er sagt: "Ich kenne beide Seiten, die Verwaltung und auch den Rat, weil ich Vertreter kommunaler Gremien war." Wettke, die als Hauswirtschafterin im Seniorenheim "Kyllblick" arbeitet, hält dagegen: "Ich kenne im Jünkerather Rathaus die für unser Dorf wichtigen Ansprechpartner." Sie beschreibt sich als "ruhigen und unauffälligen Typ, der gesteckte Ziele allerdings konsequent umsetzt." Wessels sieht sich als "offenen Typ, für den Kompromissbereitschaft ein Muss ist, was er aber auch von anderen erwartet." Er hat Flyer im Dorf verteilt und sich in einigen Haushalten persönlich vorgestellt. Wessels sieht kein Projekt im Dorf als vordringlich an. Anders Wettke. Sie sagt: "Der neue Wendehammer muss wegen der 80-prozentigen Förderung gebaut werden. Fürs ehrenamtlich gebaute Haltehäuschen muss eine neue Verwendung, eventuell für Wanderer, gefunden werden." So unterschiedlich die Vitas der beiden Kandidaten ist ihr Umgang mit einer Niederlage bei der Wahl. Wettke, die am Sonntag Geburtstag hat und 36 Jahre alt wird, sagt: "Ich werde im Rat bleiben, denn neben einem neuen Bürgermeister braucht das Dorf erfahrene Gemeinderäte." Wessels meint: "Ob ich dann 2009 bei der Neuwahl antrete, weiß ich noch nicht." Einig sind sich beide bei der Wahlprognose: "Nicht einschätzbar." Unisono wünschen sie sich eine hohe Wahlbeteiligung. Kommt es zu einer Patt-Situation, ist die Stichwahl am 6. Mai.

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