TV-Serie Serie TV-Wanderwochen: Unterwegs auf neuen Wegen

Prüm · Mit seinen rund 25 000 Mitgliedern gehört der Eifelverein zu den größten Wandervereinen Deutschlands. Und damit das so bleibt, ändert sich zunächst einiges.

 Auch eine Rast gehört zum Wandern: Die Teilnehmer einer geführten Tour mit der Eifelvereinsvorsitzenden Mathilde Weinandy (Fünfte von links) ruhen sich aus. Foto: Eifelverein

Auch eine Rast gehört zum Wandern: Die Teilnehmer einer geführten Tour mit der Eifelvereinsvorsitzenden Mathilde Weinandy (Fünfte von links) ruhen sich aus. Foto: Eifelverein

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Wer mit Mathilde Weinandy über das Wandern redet, landet schnell in einer verzettelten Situation. Denn die 66-Jährige ist eine leidenschaftliche Wanderin. Seit 2011 ist die Prümer Stadtbürgermeisterin Vorsitzende des Eifelvereins.

Wann immer sie Zeit hat, führt sie der Weg durch die Natur. Und nicht selten folgt sie dabei einem großen "E". Der Buchstabe, dessen drei Farben blau, braun und grün den Himmel, die Erde sowie den Wald und die Wiesen symbolisieren, ist das neue Wanderweg-Logo des Eifelvereins. Das E ist damit der Nachfolger des schwarzen, spitzwinkligen Dreiecks, das über Jahrzehnte hinweg auf den Wegweisern und Bäumen prangte - und das vermutlich auch schon genauso lange für Irritationen sorgte.

Viele Wanderer haben das schwarze Polygon, dessen drei Ecken nun mal auch in bestimmte Richtungen zeigen, als Wegweiser interpretiert. Tatsächlich aber war und ist diese geometrische Figur nur ein Hinweis darauf, dass sich der Wanderer (noch) auf einem Weg des Eifelvereins befindet. In welche Richtung es geht, musste er bislang schon selbst wissen.

Mit dem dreifarbigen E, das zusätzlich noch mit einem Richtungspfeil ausgestattet wurde, soll nun alles besser werden. Viele Wanderwarte haben bereits damit begonnen, die Wegweiser zu erneuern. Bis Ende des Jahres sollen sämtliche Wege des Eifelvereins mit dem neuen Logo ausgestattet sein. Damit allein ist es aber nicht getan. Wie Weinandy erklärt, befindet sich der Eifelverein derzeit in seinem wohl größten Umbruch seit der Gründung vor 129 Jahren. Um zu verstehen, warum, hilft ein Blick in die Satzung von 1888.

Als Satzungsziel wurde dort nämlich unter anderem die strukturelle Förderung beim Anlegen und Betreuen von Wanderwegen definiert. Bis in die 1990er Jahre stellte der Eifelverein mit seinem insgesamt fast 8000 Kilometer großen Netz aus Haupt- und örtlichen Wanderwegen das Grundgerüst für den Wandertourismus in der Eifel. Mit Beginn des neuen Jahrtausends jedoch entdeckte zunächst die Sport- und Sozialwissenschaft die gesellschaftliche Bedeutung des Wanderns und in den Jahren darauf zunehmend auch die Politik das wirtschaftliche Potenzial dieser Freizeitaktivität. So sind in jüngster Zeit viele Qualitäts- und Premiumwanderwege ausgewiesen worden.

Dort, wo früher nur das schwarze Dreieck zu sehen war, tummeln sich jetzt auch die Logos des Eifelsteigs, der Vulkaneifel-Pfade und anderer zertifizierter Strecken. Kurz gesagt: Die Konkurrenz wird stärker und immer besser. Und damit steigt auch die Erwartungshaltung der Wanderer. Aus diesem Grund setzt sich der Eifelverein in seinem aktuellen Reformprojekt "Hauptwanderwege 2.0" auch mit einer qualitativen Aufwertung des Angebots auseinander. So ging es laut Weinandy im Kern auch darum, das 2800 Kilometer große Netz aus Hauptwanderwegen den heutigen Bedürfnissen anzupassen, in dem beispielsweise unattraktive Strecken und Abschnitte stillgelegt wurden. Der ehemalige Erft-Lieser-Mosel-Weg zwischen Bad Münstereifel und Daun beispielsweise heißt jetzt Wasserfallweg und wurde von 153 auf 75 Kilometer gekürzt. Der Matthiasweg zwischen Aachen und Trier sowie der Vulkanweg zwischen Andernach und Gerolstein sind nun ebenfalls etwas kürzer. Dafür aber ist auch ein neuer Hauptwanderweg hinzugekommen: der 84 Kilometer lange Willibrordusweg, der Prüm mit Echternach verbindet.

Der Eifelverein, der mit seinen 150 Ortsgruppen und knapp 25 000 Mitgliedern zu den größten Wandervereinen zählt, reagiert damit auf den Wanderboom - wenngleich die ehrenamtliche Organisation selbst davon nur recht wenig profitiert. Seit Jahren ist die Zahl der Mitglieder rückläufig. Weswegen es auch immer schwieriger wird, Nachfolger für den Vorsitz der Ortsgruppen zu finden.

Das weiß Michael Drockur nur zu gut. Vor gut 20 Jahren ist er dem Verein beigetreten. "Das war zunächst nur eine ruhende Mitgliedschaft", sagt er. Vor zwei Jahren sei dann seitens des Vereins damit begonnen worden, ihn für den Vorsitz zu gewinnen. Erst konnte sich Drockur noch dagegen wehren, doch die Wanderkollegen ließen nicht locker. Und so ist der aus dem Saarland stammende Wanderfreund seit März dieses Jahres Vorsitzender des Dauner Eifelvereins. Mit seinen 560 Mitgliedern zählt die Ortsgruppe Daun zu den großen Gruppen im Verein. In das "komplexe Aufgabengebiet" habe er sich erst einmal hineinarbeiten müssen, sagt der neue Vorsitzende. Schließlich bestehe die Aufgabe des Eifelvereins nicht nur darin, Wanderwege auszuweisen und Wanderungen zu organisieren. "Wir sehen uns auch als kulturelle Einrichtung und als Naturschutzverband", sagt er. "Wandern ist wichtig, keine Frage", sagt er. Doch der Eifelverein sei mehr als nur ein Wanderverein. Und das müsse er auch bleiben. Denn irgendwann, ist Drockur überzeugt, werde der Wanderboom auch wieder nachlassen.

Aber auch für diese Zeiten ist der Eifelverein gerüstet, denn er hat die Zeichen der Zeit erkannt und alte Zöpfe abgeschnitten. Leicht war das nicht. "Das hat schon weh getan, als ich da beim Notar saß", erinnert sich Mathilde Weinandy. Weit mehr als 100 Jahre war der Eifelverein im Besitz der Niederburg in Manderscheid. Jetzt wurde das Kulturdenkmal für einen Euro an die Stadt Manderscheid verkauft. Doch die Burg war nicht das einzige, wovon sich der Eifelverein getrennt hat. Auch die Hütten des Jugendferienheims Schilsbachtal am Rursee haben zwischenzeitlich den Besitzer gewechselt. "Wir haben uns von Dingen verabschiedet, die uns viel Sorgen, Arbeit und Kosten bereitet haben", sagt Weinandy.
Extra: Drei Fragen an die Vorsitzende Mathilde Weinandy

Was macht den Eifelverein aus?

Weinandy: Das Besondere am Eifelverein sind die vielen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren und vor Ort viel Zeit investieren. Es ist wirklich bemerkenswert, was der Verein bislang alles geleistet hat. Ich denke dabei auch demütig an meine Vorgänger und vor allem an die Weitsicht der Vereinsgründer.

Was müssen die Menschen vor gut 130 Jahren gedacht haben, als ein Verein gegründet wurde mit dem Ziel, durch den Wandertourismus die wirtschaftliche Entwicklung der Region nach vorne zu bringen?

Weinandy: Die Menschen der Eifel hatten doch damals mit Sicherheit ganz andere Sorgen. Trotz der zunehmenden Beliebtheit des Wanderns kämpft der Eifelverein mit einem Rückgang seiner Mitglieder. Woran liegt das? Ich denke, dass liegt vor allem daran, dass die meisten Menschen eher Individualisten sind und sich nicht binden wollen. Da geht es uns wie den meisten anderen Vereinen. Vielleicht müssten wir uns auch stärker in den sozialen Netzwerken positionieren. Einige Kollegen machen das schon.

Haben Sie unter den vielen Wegen des Eifelvereins auch eine Lieblingsstrecke?

Weinandy: Eigentlich nicht. Ich wandere im Grunde überall gerne und freue mich auch permanent über die Natur, der ich auf dem Weg begegne. Vor allem im Winter, wenn man besonders weit blicken kann. Mein Mann sagt immer: Du findest generell alles schön und gut. (Lacht) Da hat er wahrscheinlich Recht.Extra: Pendant im Hunsrück

 Die alte Wegemarkierung wurde durch eine neue ersetzt. TV-Foto: Uwe Hentschel

Die alte Wegemarkierung wurde durch eine neue ersetzt. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

So, wie sich der Eifelverein über die gesamte Eifel und auch darüber hinaus erstreckt (es gibt sogar verstreute Ortsgruppen in Berlin und Potsdam), besteht bereits schon fast genauso lange der Hunsrückverein. Der 1890 als Verein für Mosel, Hochwald und Hunsrück gegründete Zusammenschluss zählt heute fast 40 Ortsgruppen mit insgesamt rund 3000 Mitgliedern. Ähnlich wie der "größere Bruder" in der Eifel widmet sich auch der Hunsrückverein nicht nur dem Wandern, sondern pflegt zusätzlich Forschungen zur Kulturgeschichte des Hunsrücks.

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