Sie helfen den Helfern

Prüm · Der Freundes- und Förderkreis des St.-Joseph-Krankenhauses Prüm ist zehn Jahre alt. Gefeiert wird der Geburtstag nicht - wie wertvoll aber die Unterstützung für das Haus ist, zeigt sich nicht zuletzt auf der Palliativstation.

 Lauter freundliche und barmherzige Schwestern auf der neuen, frisch gefliesten Dachterrasse, die der Förderkreis mit bezahlt hat (von links): Petra Hilgers-Schröder, Ursula Hansen, Marita Laures und Karolin Pallien. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Lauter freundliche und barmherzige Schwestern auf der neuen, frisch gefliesten Dachterrasse, die der Förderkreis mit bezahlt hat (von links): Petra Hilgers-Schröder, Ursula Hansen, Marita Laures und Karolin Pallien. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Prüm Vor zehn Jahren habe kaum jemand etwas mit dem Begriff Palliativmedizin anfangen können, sagt Ursula Hansen, die Vorsitzende des Prümer Krankenhaus-Förderkreises. "Heute ist das nicht mehr der Fall." Dass das Prümer Hospital eine solche Station hat für Menschen, die nicht mehr geheilt werden können, geht wesentlich auch auf den Förderkreis zurück, der dafür unermüdlich Spenden sammelt. Und der das seit jetzt genau zehn Jahren tut. Nicht nur für die Palliativstation. Aber sie ist ein Vorzeigebeispiel für die Arbeit der Freunde und Förderer (siehe Info).Die Palliativbetreuung wurde vor sieben Jahren erstmals angeboten, damals gehörten die Abteistädter zu den Ersten in der Region, die eine solche Station eröffneten. Für eine Behandlung, die nicht mehr aufs Heilen ziele, sagt Ursula Hansen, selbst Ärztin und frühere Landesministerin für Familie und Soziales, "sondern Lebensqualität erhalten soll". Und es sind immer mehr Menschen, die das Angebot des Krankenhauses annehmen: "Ich glaube, jeder hier in der Eifel kennt jemanden, der da einen Verwandten hatte", sagt Sandra Freres, Sekretärin in der Anästhesie-Abteilung, der die Palliativstation angegliedert ist. Und auch wenn ein dort betreuter Angehöriger gestorben sei: Die Verwandten "kommen noch Wochen später, um mit dem Team zu sprechen, um das zu verarbeiten - und um sich zu bedanken".Ja, es sei eine besondere Station, sagt Schwester Marita Laures. Für Menschen, die oft eine Odyssee hinter sich hätten, zu fernen Fachkliniken und Spezialisten. Und die seien froh, dass die Station so heimatnah sei. "Die Angehörigen dürfen hier auch übernachten, sie begleiten - das kommt allen zugute." Auch dem großen Team, das sich um die Patienten kümmere. Darunter Ärzte, Schwestern, Seelsorger, Sozialdienst, Physiotherapeuten - "wir schaffen Hand in Hand".Das Schöne, trotz der schwierigen Umstände: "Hier kriegt man so viel Wertvolles zurück, das ist durch nichts aufzuwiegen", sagt Schwester Marita."Das hat natürlich auch mit den Personen zu tun, die da sind", sagt Ursula Hansen. Alles motivierte Mediziner, Pflege- und weitere Kräfte: "Wir haben da eine sehr gute Besetzung." Chef ist Thomas Erb, der Anästhesist und Notarzt, - für ihn, sagt Ursula Hansen, zähle die Palliativbetreuung genauso zur Grundversorgung eines Krankenhauses wie die Chirurgie und die anderen Abteilungen. Und die Förderung geht weiter: Diese Woche, am Donnerstag, eröffnet man, wieder unterstützt vom Freundeskreis, die Dachterrasse der Palliativstation - und eine neue Teeküche, die auch als Aufenthaltsraum für Angehörige dient.Ein weiteres Projekt des Förderkreises war der "Treffpunkt Krankenhaus" - lauter Termine, bei denen das Hospital über Themen aus Medizin und Pflege informierte. Und zwar auf verständliche Weise: "Das waren nie akademische Veranstaltungen", sagt Ursula Hansen. "Da ging es ganz konkret darum, was in den einzelnen Fachabteilungen geleistet wird."Zudem fördert man weitere Projekte und Anschaffungen, "die den Patienten gut tun und den Pflegekräften die Arbeit erleichtern können", darunter auch den neu angelegten "Aktivgarten" am Krankenhaus. Alles nur möglich, weil der Förderkreis vom Start weg großen Zuspruch hatte: Kaum gegründet, zählte er bereits 100 Mitglieder. "Jetzt sind wir bei gut 280", sagt Ursula Hansen. Die 300 hätte sie schon noch gern erreicht. "Aber das ist ja auch nebensächlich." Viel wichtiger sei, dass die Unterstützung durch die Vereinsmitglieder und vielen, vielen Spender - Unternehmen, Vereine, Privatleute - weitergehe. Ihnen zollt Ursula Hansen "hohe Anerkennung und Dank für die andauernde Spendenbereitschaft".Ein bisschen mag es ja auch an der Vorsitzenden liegen: "Ich war dem Krankenhaus ja schon länger verbunden", sagt Ursula Hansen. Sie habe dort, allerdings noch im alten Haus in der Langemarckstraße (heute Sitz der Verbandsgemeinde Prüm), "in den Sechzigern meine Assistenzzeit abgeleistet, anschließend immer wieder Vertretungen übernommen". Und sie habe in den Achtzigern, als ihr Mann Vinzenz Bürgermeister der Verbandsgemeinde war, "die Überlegungen zur Verlegung des Hauses auf den Kalvarienberg und die Widerstände dagegen quasi bei mir daheim miterlebt". 82 Jahre alt ist Ursula Hansen. Wie lange wird sie noch den Förderkreis führen? "Das sag ich Ihnen jetzt nicht."KommentarMeinung

DankbarWenn man sieht, wie sehr auch das Prümer Krankenhaus in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu kämpfen hat, ist man umso dankbarer dafür, dass dem Haus noch ein Verein zur Seite steht, der in nur zehn Jahren viel auf die Beine gestellt hat. Darunter war eine echte Pioniertat: die Einrichtung der Palliativstation. Es stimmt schon, was Ursula Hansen und der leitende Arzt Thomas Erb sagen: Auch dieses Angebot gehört zur Grundversorgung. Zumal es immer mehr von uns sein werden, die es benötigen. f.linden@volksfreund.deExtra: AUF BESTMÖGLICHE WEISE UMMANTELT

Der Begriff Palliativmedizin ist abgeleitet vom Lateinischen "palliare", es bedeutet "den Mantel um jemanden legen". Heilung ist nicht mehr das Ziel : Es geht darum, Schmerzen und weitere Symptome beim Patienten zu lindern, ihn seelisch, medizinisch, psychologisch auf dem letzten Stück zu betreuen, ihn pflegend und helfend zu "ummanteln" und Leiden zu verringern. In Prüm hatte man zunächst ein Zimmer für die Betreuung, die seit 2010 angeboten wird. Aber es kamen immer mehr Patienten - so verfügt man heute über eine Station mit vier wohnlich eingerichteten Zimmern und besonderer Ausstattung, alles über den Förderkreis und Spenden finanziert, genauso wie Fortbildungen für die Pflegenden. Am Donnerstag eröffnet das Krankenhaus die neue Dachterrasse und die Teeküche für die Palliativ-Patienten und ihre Familien.

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