Sorge um Zustände auf Bauernhof

Seit einigen Wochen sind der Tierschutzverein Vulkaneifel und die Kreisverwaltung Euskirchen mit Ermittlungen rund um einen landwirtschaftlichen Betrieb in einem Dorf an der Oberen Kyll beschäftigt. Die Vorwürfe lauten Tierquälerei und Wasserverschmutzung.

Jünkerath/Euskirchen. "Er bedroht und beschimpft jeden", sagt Heike Reinert vom Tierschutzverein Vulkaneifel. Sie meint einen Landwirt, dessen Hof in einem nordrhein-westfälischen Dorf nahe der Landesgrenze liegt. Der Bauer selbst hat die Vermutung vorgebracht, dass seine Tiere mit der Blauzungenkrankheit und meldepflichtiger Paratuberkulose befallen seien.Medienvertretern verwehrt der Hofbetreiber jeden Zutritt und jede Stellungnahme: "Auf meinem Gebiet hat keiner etwas verloren." Anlieger hatten den Tierschutzverein eingeschaltet, weil angeblich seit drei Tagen eine Kuh scheinbar von Schmerzen gequält auf einer Weide mit dem Tod ringe. Von Tierschützern darauf angesprochen, soll der Seniorbauer, der Vater des Hofbetreibers, mit Prügel gedroht haben. Letztendlich verendete das Tier, ohne erlöst worden zu sein. Heike Reinert: "Als wir am nächsten Tag eintrafen, waren noch weitere drei Rinder auf der Weide in ähnlich abgemagerten und erbärmlichen Zustand."Kreisverwaltung verlangt Abhilfe wegen Abwasser

Im Beisein der alarmierten Polizisten habe der Hofbetreiber selbst mehrfach behauptet, dass die Tiere Paratuberkulose und Blauzungenkrankheit hätten. Das sei dem Kreis bekannt, aber der sei sowieso an allem schuld, soll der Bauer geschimpft haben. Auf Nachfragen habe er erklärt, dass die Tiere sich gegenseitig über das Wasser ansteckten. Mit dem Landkreis Euskirchen liegt der Bauer seit drei Jahren wegen Abwasserleitungen im Clinch. Laut den Ausführungen des Landwirts, so Reinert, laufe das Wasser über seine Wiesen, weiche die Kuhfladen auf, die Tiere söffen das verseuchte Wasser, das dann letztendlich in die Kyll fließe.Wolf-Dietmar Rybarczyk, Pressesprecher der Euskirchener Kreisverwaltung, erklärt: "Der Landwirt ist unserer Meinung nach Verursacher der Situation und deshalb verpflichtet, Abhilfe zu schaffen." Es gehe um defekte Drainageleitungen. Allerdings sei die Kostenübernahme "ein weites Feld" in dem laufenden Rechtsstreit. Mittlerweile waren die Veterinäre der Kreisverwaltung mehrfach auf dem Hof. Rybarczyk: "Alle Untersuchungen laufen. Wir bleiben dran."Fassungslos reagiert Reinert auf das Verhalten der Kreisverwaltung: "Selbst nur bei Verdacht müsste konsequenter gehandelt werden und das Gebiet abgesperrt werden. Kinder spielen in der Kyll, in die das infizierte Wasser fließt."Zusammenhang zwischen Krankheiten wird erforscht

Der Befall mit der Blauzungenkrankheit sei, so Rybarczyk, "völlig aus der Luft gegriffen". Dabei sind nach TV-Informationen bereits vor Jahren 50 Rinder auf dem Hof des Bauern wegen Paratuberkulose gekeult worden. Die Kreisverwaltung behält sich gegenüber dem Landwirt rechtliche Schritte vor. Zwei der drei sichtbar erkrankten Tiere wurden mittlerweile an einen Schlachthof verkauft. Eines sei in tierärztlicher Behandlung.Johannes Winckler von der Kreisverwaltung: "Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Wir bleiben wie versprochen an der Sache dran."Laut nordrhein-westfälischer Landwirtschaftskammer ist Paratuberkulose bei Rindern melde-, aber nicht anzeigepflichtig. Die Krankheit sei nicht heilbar. In Deutschland seien vermutlich bis zu einem Drittel des Viehbestandes in jedem fünften Milchviehbetrieb betroffen. Der Erreger steht unter Verdacht, ursächlich bei der Entstehung von Morbus Crohn (kaum heilbare Darmentzündung) beim Menschen beteiligt zu sein. Der Bund hat zuletzt 1,2 Millionen Euro bereitgestellt, um die Verflechtung von Paratuberkulose beim Rind und der Morbus-Crohn-Erkrankung beim Menschen genauer zu erforschen.

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