Lissendorf. Mitten in der Nacht um 0.01 Uhr: die Bahngleise zwischen Köln und Trier sind gesperrt. Erst jetzt dürfen die Kranarbeiten zum Abhub der Eisenbahnbrücke beginnen (der TV berichtete). Notstromaggregate rattern, und riesige Scheinwerfer leuchten die Baustelle am Lissendorfer Bahnhofsgelände aus. 150 Schaulustige postieren sich auf beiden Seiten der Zufahrtsrampe zur L 27, um die gigantische Atmosphäre beim Abheben der 100 Jahre alten stählernen Brücke mitzuerleben.Der 81-jährige Erich Spohr aus Lissendorf klagt: "Tausende Mal bin ich darübergefahren und nun verschwindet die seltene Brücke, ein Wahrzeichen von Lissendorf." Zwischenzeitlich rüstete eine Arbeitscrew den 500 Tonnen Kran auf. Sorgfältige Berechnungen des Neigungswinkels für den Kranarm gingen bereits voraus, zumal die Nieten der Stahlbrücke stark angerostet waren. Ein Risiko wollte keiner eingehen. Gegen 1.45 Uhr befestigt eine Mannschaft vier neue orangefarbene Gurte an den Ecken der 70 Tonnen schweren Stahlkonstruktion. Bauleiter Theo Mies von der Firma Klein Jünkerath sagt: "Wir haben schon viele neue Stahlbetonbrücken verlegt, aber noch nie ein altes Schätzchen demontiert."Projektleiter Uwe Kraushaar vom Landesbetrieb Mobilität in Gerolstein prüft nochmals die sichere Befestigung der Gurte. Um 2.00 Uhr ist es dann so weit: Ganz langsam hebt der Kran die Brücke etwa einen halben Meter von den Betonwiderlagern hoch, schwenkt nach rechts und setzt die Stahlkonstruktion auf dem vorgerichteten Lagerplatz neben den Gleisen ab. Um 2.15 Uhr am frühen Morgen heißt es dann nur noch: "Es hat lange gedauert, aber prima geklappt."