Starke Stämme, dicker Profit

Prüm/Esch · Bei der landesweiten Versteigerung hochwertiger Holzstämme haben die Besitzer aus dem Waldbauverein Prüm hohe Preise erzielt. Für 1700 Euro wechselte eine Eiche aus dem Heckhalenfelder Wald ihren Besitzer.

 Drei Mann, ein Spitzenstamm (von links): Forstamtsleiter Peter Wind, Privatwaldbetreuer Erwin Wiesen, Baumbesitzer Ferdinand Jänen. Foto: Forstamt.

Drei Mann, ein Spitzenstamm (von links): Forstamtsleiter Peter Wind, Privatwaldbetreuer Erwin Wiesen, Baumbesitzer Ferdinand Jänen. Foto: Forstamt.

Prüm/Esch. Nicht nur die Menge macht\'s, oft kommt es auf einen einzelnen Baum an - und man macht einen Gewinn so dick wie eine stramme Eiche: Bei der landesweit von der Zentralstelle der Forstverwaltung in Neustadt organisierten Versteigerung von Wertholz in Esch bei Wittlich und in Boppard (der TV berichtete) kamen teils erstaunliche Summen zusammen, auch für die Prümer Waldbauern.
Dieses besonders gut gewachsene Holz wird zum Beispiel im Möbel- oder Instrumentenbau oder bei der Herstellung von Weinfässern verwendet. Rund 30 Unternehmen aus Furnierindustrie, Fassholzherstellung und anderen Sparten, neun von ihnen aus dem Ausland, kamen zur Versteigerung, wie die Landesforsten mitteilen

Das Höchstgebot erzielte ein Bergahorn aus Boppard mit 1642 Euro pro Kubikmeter, den höchsten Gesamtpreis eine Traubeneiche aus Lahnstein, für die 5257 Euro bezahlt wurden.Zweithöchstes Gebot



Aber auch das Holz aus dem Bezirk des Forstamts Prüm, insgesamt knapp 80 Kubik- oder Festmeter, brachte schönes Geld: "Ein Stamm erhielt auf dem Platz Esch mit 869 Euro pro Festmeter das zweithöchste Gebot", sagt Forstamtsleiter Peter Wind.
Geschlagen wurde die Eiche im Privatwald von Ferdinand Jänen bei Heckhalenfeld - und weil der Kunde davon etwas mehr als zwei Kubikmeter verwenden wird, kamen mehr als 1700 Euro für den kräftigen, gleichmäßig gewachsenen und dicken Stamm zusammen.
"Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden", sagt Peter Wind, "insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Holz aus der Eifel grundsätzlich mit Splitterverdacht verschlüsselt wird". Das gilt für ältere Bäume, die in den Kämpfen während der letzten Weltkriegsmonate beschädigt worden sein könnten - und sei "ein deutlich wertminderndes Kriterium". Trotzdem kamen alle Stämme aus dem Bezirk Prüm unter den Hammer.
Insgesamt schrieb die Vermarktungsgesellschaft der Privatwaldbesitzer, die Prümer Wald und Holz GmbH, 38 Rechnungen für insgesamt 20 279 Euro, sagt Maria Pilzecker, die den Verkauf bei der GmbH organisiert. "Wir haben einen Durchschnittspreis für alle Bäume von 252 Euro pro Festmeter. Im Durchschnitt liegen wir bei einem normalen Fichtenbaum bei etwa 80 bis 85 Euro."
Bei der Versteigerung habe man wieder einmal gemerkt: "Dicke verzeiht Fehler", sagt Maria Pilzecker. "Das ist ja bei uns Menschen nicht immer so", ergänzt sie und lacht.
Johannes Pinn vom Forstamt erklärt, dass stets der gesamte Stamm verkauft werde, der nicht verwendete oder zu Hackschnitzeln verarbeitete Rest sei im Preis mit drin. Und er ermutigt alle Waldbesitzer, sich ihre Bestände genau anzuschauen, weil sich darin manch ein Schatz verbergen könne: Diese hohen Preise, sagt er, seien zwar Ausreißer: "Aber wichtig ist die Botschaft: Leute, guckt, was ihr im Wald stehen habt. Und deswegen lohnt es sich, auch einzelne Stämme bei so einer Aktion anzubieten." Pinn erinnert sich an seine Dienstzeit im Wiesbaum-Berndorfer Forst - und eine Eiche, die damals für 10 000 Mark verkauft worden sei.
Fazit des Forstamtschefs: "Auch im kommenden Jahr wollen wir uns wieder bei der Submission beteiligen und hoffen wieder auf rege Beteiligung aus dem Privatwald."Meinung

Die wahren Schätze
Was lange wächst, bringt richtig Geld: Die Wertholz-Auktion hat wieder gezeigt, was sogar mit einem einzigen Baum zu erzielen ist. Sofern dieser die Gelegenheit erhält, alt genug dafür zu werden. Das ist keine Selbstverständlichkeit: Immer wieder werden Waldbesitzer von Forstunternehmen mit Angeboten in Versuchung gebracht, komplette Bestände abholzen zu lassen und eine scheinbar große Summe dafür einzustecken. Wer aber für den schnellen Euro lieber Kahlschlag machen lässt, wird die wahren Schätze seines Waldes niemals heben können. fp.linden@volksfreund.deExtra

DieWälder im Bezirk des Forstamts Prüm (Verbandsgemeinde Prüm und ein kleiner Teil der VG Arzfeld) sind vor allem von der Fichte geprägt - dem Baum, der 98 Prozent der Verkäufe ausmache, sagt Maria Pilzecker von der Prümer Wald und Holz GmbH. Das war zugleich auch der Baum, den die preußischen Verwalter vor 200 Jahren in der Eifel auf großer Fläche pflanzen ließen, um verlorene Waldflächen wieder aufzubauen und später den Bürgern im armen Landstrich eine Einnahmequelle zu verschaffen. Zudem war der Wald in einem desolaten Zustand, sagt Johannes Pinn vom Forstamt: Die Bauern holten Laub heraus, um es in den Ställen zu streuen und entzogen damit dem Wald Nährstoffe. Ein weiterer Grund: Die Holzkohlegewinnung, meist aus den damals noch verbreiteten Buchenwäldern. Was blieb, war Heidelandschaft. Aber auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde wieder aufgeforstet, weil die robuste Fichte schneller wächst und deutlich früher erntereif ist als eine Eiche: Die brauche, sagt Maria Pilzecker, durchaus 200 Jahre. "Das sind schon viele Generationen, die darauf warten müssen." Trotzdem sind in der Eifel, vor allem nach den schweren Stürmen Anfang der 1990er Jahre, auch wieder verstärkt Laubbäume gepflanzt worden, um die Wälder besser zu durchmischen und dadurch zu stabilisieren. Allerdings, sagt Johannes Pinn, denke man aktuell darüber nach, wichtige Anteile von Nadelholz zu erhalten, um der Sägeindustrie genug Rohstoff liefern zu können. Unterm Strich gelte aber stets die Frage: Welcher Baum passt zu welchem Standort - so gedeiht die Fichte auf den Höhen der Schneifel mit jährlich rund 1000 Litern Niederschlag pro Quadratmeter am besten, während sie an trockenen Hängen anfälliger sei. fpl

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