Stillstand in Steinebrück

Winterspelt · Der Plan, auf dem Gelände der ehemaligen Grenzanlage Steinebrück einen Rasthof samt touristischem Portal für den Eifel-Ardennen-Raum zu bauen, kommt auch drei Jahre nach der Projektvorstellung nicht voran. Für den Neubau müsste das Bundesverkehrsministerium eine Sondererlaubnis erteilen.

Winterspelt. Trist ist das Bild, mit dem Autofahrer aus Richtung Belgien in Deutschland begrüßt werden. Schon seit 1992 vergammeln die Gebäude der ehemaligen Zollanlage Steinebrück an der A 60 - das Gelände sieht verwahrlost aus. Putz blättert von den Außenwänden der einstigen Zollgebäude, würde die 35000 Quadratmeter große Fläche nicht ab und an gepflegt, hätte sich die Natur das Areal nach 22 Jahren Leerstand längst zurückerobert. Vor etwa sechs Jahren ersteigerte der Ernzener Abbruchunternehmer und Grubenbetreiber Erland Knaf die Liegenschaft samt Gebäude. Zusammen mit dem Projektentwickler Hans-Josef Rogge und dem Blankenheimer Architekten Frank Pfaffenholz wurde ein Konzept für eine Neubelebung als Rasthof entwickelt und vor drei Jahren im belgischen St. Vith vorgestellt. Politische Vertreter aus Luxemburg, Belgien und Deutschland zeigten sich angetan von der Idee, einen Rasthof samt 45 Meter langer Brücke über die A 60 zu bauen (der TV berichtete; siehe Extra). Passiert ist seit der Projektvorstellung aber nichts. In Winterspelt hat sich jüngst der Ortsgemeinderat mit der Brache beschäftigt. Die Anfrage: "Aus gutem Grund fragten Ratsmitglieder nach, ob sich mittlerweile etwas getan hat", sagt Winterspelts Ortsbürgermeister Hubert Tautges. Es sei mehr als bedauerlich, dass er nichts Positives zu berichten gewusst habe. "Wir sind leider keinen Schritt weiter. Es hat sich wirklich nichts getan, dabei sieht die Anlage von Jahr zu Jahr fürchterlicher aus. Auch in den Gebäuden", sagt er. Einen Tag nach der Schließung sei 1992 bereits die Ausstattung der Zollräume samt Lampen fortgebracht worden, seitdem liege die Anlage einfach brach. "Die Fläche verkommt immer mehr. Es ist doch das Einfallstor nach Deutschland - so können wir doch niemanden hier begrüßen", merkt er verwundert an.Das Problem: "An uns liegt es definitiv nicht. Ich bin froh, dass meine Investoren noch immer an unseren Plänen interessiert sind, allein das Bundesverkehrsamt in Berlin bewegt sich kein Stückchen weiter", sagt der Gründstückseigner Erland Knaf. Aber woran hapert es dann? Am Bundesverkehrswegegesetz - eine Anbindung von privaten Anlagen an Autobahnen wird darin nicht zugelassen. Bei bisher gebauten Raststätten gehört das Gelände der Bundesrepublik, Rastanlagen-Betreiber erhalten eine Konzession. "Als ich das Grundstück ersteigerte, war klar, dass es nicht leicht würde, eine Ausnahme zu erreichen, aber wir sind immer noch zuversichtlich, dass es irgendwann soweit ist", sagt Knaf. Die Zukunft: Gerade weil der Rasthof ein Dreiländerprojekt sei, betont Knaf, weil es den gemeinsamen Charakter der Eifel-Ardennen-Region unterstreiche, gebe er die Hoffnung nicht auf und setze weiter auf hoffentlich berechtigten politischen Rückhalt. "Selbst aus Mainz kam viel Zustimmung. Drei Länder, ein Bundesland und eine Region wollen den Rasthof, da muss doch was möglich sein." Mittlerweile seien viele Behörden abgeklappert worden: "Wie es aussieht, könnten demnächst neue Gespräche anstehen. Allein in Berlin bewegt sich irgendwie nichts. Es heißt weiter Daumen drücken."Meinung

Ausgebremstes VorhabenDie Pläne für den Rasthof an der A 60 klingen spannend, zumal bisher alle in der Grenzregion dafür sind. Sie scheitern aber am Bund, der eine Anlage verkauft hat, von der aus der Eigentümer dann keinen Zugang zur Autobahn haben darf. Absurd, oder? Warum schlägt man alles los, wenn man dann einen Investor jahrelang hängen lässt? Noch absurder wird das Ganze, wenn man bedenkt, was die A 60 zwischen Prüm und Grenze gar nicht ist: eine Autobahn. Denn sie ist immer noch nicht vierspurig ausgebaut. Zum Heulen. fp.linden@volksfreund.deExtra

Im Triangel im belgischen St. Vith wurde im Sommer 2011 der Entwurf des Blankenheimer Architekten Frank Pfaffenholz vorgestellt. Er konzipierte nach Vorschlägen des Projektentwicklers Hans-Josef Rogge zwei Gebäude, die mit einer 45 Meter langen Brücke über die Autobahn verbunden sind. Neben einem Rasthof sieht der Projektentwurf ein Restaurant mit regionaler Küche, ein Geschäft mit Produkten der Dachmarke Eifel, eine Tankstelle, eine Ladestation für Elektro-Fahrzeuge, eine Mautstation und ein touristisches Empfangsportal vor, in dem sich der Eifel-Ardennen-Raum vorstellen kann. Zum Kaufpreis des Grundstücks und zum möglichen finanziellen Rahmen will sich der Grundstücksbesitzer Erland Knaf nicht äußern. "In eine genauere Projektplanung brauchen wir nicht einzusteigen, solange die rechtliche Hürde des Autobahnanschlusses nicht geklärt ist", sagt er. aff

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort