Stolz auf ihr Stück Eifel - Waldbauverein geht kämpferisch ins neue Jahr, Land hilft mit

Prüm · Der Kampf geht weiter - gegen das Kartellamt und für eine Bewirtschaftung in Zusammenarbeit mit dem Forstamt: Bei der Mitgliederversammlung des Waldbauvereins Prüm zeigte man sich am Montag selbstbewusst.

 Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats.

Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats.

Foto: (e_pruem )

Prüm. "Wenn wir heute über Eifel reden, dann reden wir stolz über Eifel", sagt Aloysius Söhngen, Vorsitzender des Waldbauvereins Prüm mit seinen 3500 Mitgliedern in den Verbandsgemeinden Arzfeld, Gerolstein, Obere Kyll und Prüm. Die Region sei eine Marke, stehe für Literatur, Vulkane, gute Produkte, für "Hügel, Wiesen und vieles mehr".
Ein ganz wichtiger Teil davon: "Der Eifelwald. Nicht als irgendein Urwald, sondern als gepflegte Kulturlandschaft", die seit Jahrhunderten gestaltet werde, von verantwortungsbewussten Waldbauern, "die nicht in kurzfristiger Rendite denken, sondern in langfristigem Ertrag über Generationen". Damit, sagt Söhngen, zugleich Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm, verdiene man nicht nur Geld, sondern stifte weiteren Nutzen für alle, die sich im Wald herumtreiben.Sehr stabile Ertragszahlen


Der Vorsitzende stapelt vor den gut 250 Mitgliedern in der Karolingerhalle am Montag rhetorisch schon ein paar Festmeter Holz aufeinander - übertrieben aber ist das nicht, sie haben auch im vergangenen Jahr wieder richtig gut verkauft über ihre eigene Vermarktungsgesellschaft: 60 000 Kubikmeter waren es insgesamt aus 1200 Einzelverkäufen, wie Peter Wind, Vereinsgeschäftsführer und Chef des Forstamts Prüm, gegenüber dem TV erläutert. Das Ganze resultiert, beim Preis von 67 Euro pro Meter, in Einnahmen von vier Millionen Euro und einer Gesamt-Wertschöpfung von 197 Millionen: Damit, sagt Wind, beschäftige man rund um den Wald fast 1200 Menschen.
Das kann sich sehen lassen, zumal es jedem Klein-Waldbauern mit oft weniger als einem Hektar Fläche die Möglichkeit gibt, sein Holz an die Kundschaft zu bringen, ohne dafür einen Aufwand zu betreiben, den dann der Ertrag nicht mehr rechtfertigen kann.
Das geschieht seit Jahrzehnten in reibungsfreier Zusammenarbeit mit dem Forstamt, das die Waldbesitzer betreut, aber genau diese so erfolgreiche Kooperation sei in Gefahr geraten, sagt Söhngen.
Schon sind wir wieder beim Thema, das alle Mitglieder schon seit fast zwei Jahren beschäftigt: dem Bundeskartellamt, das bekanntlich versucht, die Zusammenarbeit zwischen Privatbesitzern und Gemeinschaftsforstamt (weil zuständig für privaten, kommunalen und staatlichen Wald) zu zerschlagen (der TV berichtete).
Da freuen sich die Klein-Parzellisten, dass ihnen an diesem Tag Beistand zugesagt wird - auch von Thomas Griese, Staatssekretär im Landes-Umweltministerum: "Wir stehen klar für dieses Gemeinschaftsforstamt", sagt er, man trete gegen die Absichten des Kartellamts ein und versuche, eine Änderung des Bundeswaldgesetzes (siehe Extra) auf den Weg zu bringen, "damit dem kartellrechtlichen Verfahren der Boden entzogen wird".
Griese verweist aber auch auf die Gegner der Kleinwaldbesitzer in dieser Angelegenheit: die Großeigentümer, darunter auch einen gewissen "Freiherrn zu Guttenberg" mit seinen Fantastillionen an Festmetern.Die Kleinen brauchen Hilfe


Einer, mit dem sich Griese in dieser Sache bestens versteht, ist Georg Schirmbeck, der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats. Er berichtet davon, wie dick die Bretter sind, die man auf politischer Ebene zu bohren habe - und das nur, weil man beim Kartellamt offenbar "irgendwie arbeitslos" sei und auf die Idee komme, einen Marktbereich zu schützen. Dabei wolle dort "gar keiner beschützt werden". Wer Hunderte Hektar Wald oder mehr besitze, der brauche die Unterstützung durch das Forstamt nicht. Sollten die Kleinbauern diese aber verlieren, "leiden unsere Wälder".
Schirmbeck hofft nun darauf, dass die erwünschte Gesetzesnovelle in absehbarer Zeit dem Bundeskabinett vorgelegt werde - "und dass auch ein Kabinettsbeschluss kommt." Davon abgesehen appelliert auch er an das Selbstbewusstsein der Waldbesitzer, deren Arbeit alles andere als eine Nische in der Gesamtwirtschaft darstelle: "Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Das, was wir leisten, ist toll." Nicht nur dafür erntet er starken Applaus.Extra

 Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats.

Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats.

Foto: (e_pruem )

Die Waldbauern hoffen seit Jahren auf die Änderung des Bundeswaldgesetzes. Darin sollen die Bedingungen für die Betreuung durch die Forstämter konkreter gefasst werden. Alle vorbereitenden Handlungen von der Planung über die Markierung von Bäumen bis zu Ernte und Bereitstellung des Holzes sollen nicht zur Verkaufstätigkeit zählen. Das Bundeskartellamt sieht das bisher jedoch so und geht deshalb gegen die Zusammenarbeit zwischen Forstamt und Privatwaldbesitzern vor. fpl

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