Strom und Wärme aus Klärschlamm

Prüm/Watzerath · Eine Kläranlage als Stromproduzent: In Watzerath wird das Methangas aus dem Klärschlamm genutzt, um die Anlage sowohl mit Strom als auch mit Wärme zu versorgen. Die VG-Werke haben in diesem Jahr 171 500 Euro in die Erneuerung des gasbetriebenen Blockheizkraftwerks gesteckt.

Prüm/Watzerath. Es ist nur ein unscheinbarer Kasten im Keller der Kläranlage Watzerath, und doch verbirgt sich dahinter eine ausgetüftelte Technik - die überdies den Werken der Verbandsgemeinde (VG) Prüm jährliche eine Menge Geld einspart. Denn hinter der blauen Verkleidung verbirgt sich ein neues Blockheizkraftwerk, das die Kläranlage mit Strom und Wärme versorgt.
Das Kraftwerk besteht im Kern aus einem Verbrennungsmotor mit angeschlossenem Generator zur Stromerzeugung. Den Kraftstoff für die Maschine liefert der Faulturm, wo aus dem Klärschlamm Methangas gewonnen wird. Dieses Gas wird im Motor verbrannt, die Energie zu 30 Prozent in Strom und zu 70 Prozent in Wärme umgewandelt - beides nutzt die Kläranlage vornehmlich selbst. Aus 100 Kubikmetern Klärgas werden so 1,7 Kilowatt Strom erzeugt. Die Jahresproduktion beläuft sich auf rund 200 000 Kilowatt Strom (etwa der Bedarf von 50 Haushalten) und bis zu 490 000 Kilowatt Wärme - das entspreche, sagt VG-Werkleiter Jakob Weinand, dem Bedarf von zehn Haushalten.
Rund 65 Prozent des Strombedarfs werden so gedeckt. "Das ist schon enorm", sagt Weinand. Nur die verbleibenden 35 Prozent müssen hinzugekauft werden. Mit der Wärme wird zum einen das Betriebsgebäude beheizt, zum anderen wird damit die Temperatur im Faulturm auf einem Minimum von rund 37 Grad gehalten, damit der Faulprozess in Gang bleibt. "Damit sparen wir rund 39 000 Liter Heizöl pro Jahr", sagt Weinand. Und auch die Stromrechnung wird durch die Eigenproduktion günstiger. 47 000 Euro spare man pro Jahr beim Strom, sagt Weinand. Selbst wenn man die jährlichen Wartungskosten von 8000 Euro einrechne, verbleibe ein Gewinn von 39 000 Euro. Damit habe man die Investitionen innerhalb von rund vier Jahren wieder drin.
Auch der Klärschlamm findet - nachdem er sein Gas losgeworden ist - weitere Verwendung. "Das ist bei der Landwirtschaft ein sehr begehrter Dünger", sagt Weinand. Zumal er auch sehr genau kontrolliert werde. Bereits 1989 wurde das erste Blockheizkraftwerk in der Anlage eingebaut, doch nach 23 Jahren war eine Generalüberholung notwendig. Weil aber die Technik mittlerweile veraltet war, entschieden sich die Werke dazu, eine effizientere Anlage einzubauen. Dies sei auch wirtschaftlich günstiger gewesen, sagt Weinand.

Betrieb lohnt sich nicht überall


Die Werke investieren 171 500 Euro in das neue Heizkraftwerk, das Land gab 34 300 Euro Förderung. Doch nicht bei jeder Kläranlage lohne sich eine Investition in ein Blockheizkraftwerk. Entscheidend ist die Menge an Klärschlamm, die anfällt. Die Anlage in Watzerath ist auf 20 000 Einwohnergleichwerte ausgelegt. Das ist ein Referenzwert für die in einem Gebiet anfallenden Abwassermengen, der auch Gewerbebetriebe oder Hotels einrechnet und nicht nur die Zahl der Einwohner wiedergibt. Damit ist Watzerath die größte Anlage in der VG. Die zweitgrößte steht in Schönecken mit 15 000 Einwohnergleichwerten. Dort lohne sich der Betrieb schon nicht mehr.

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