TV-Serie zu 1300 Jahren Bitburger Geschichte - Auftakt: Von der römischen Heerstraße bis zum Innenstadtring

Bitburg · In diesem Jahr feiert Bitburg sein 1300-jähriges Bestehen. Der Volksfreund wirft einen Blick auf die Geschichte der Stadt und beleuchtet dabei jede Woche einen Aspekt, der die Entwicklung Bitburgs geprägt und die dort lebenden Menschen beschäftigt hat. Zeitlich passen die Römer zwar nicht wirklich in diese 1300 Jahre, doch mit dem Bau der römischen Heerstraße zwischen Trier und Köln hat letztlich alles angefangen.

 Das Auto ist der Bahn in die Quere gekommen: Lange hat Bitburg um einen Anschluss an das Bahnnetz gekämpft und diesen 1910 auch erhalten. Vor mehr als 40 Jahren wurde der Personenverkehr zwischen Bitburg und Erdorf wieder eingestellt. TV-Foto: Uwe Hentschel

Das Auto ist der Bahn in die Quere gekommen: Lange hat Bitburg um einen Anschluss an das Bahnnetz gekämpft und diesen 1910 auch erhalten. Vor mehr als 40 Jahren wurde der Personenverkehr zwischen Bitburg und Erdorf wieder eingestellt. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel

Bitburg. An diesem Wochenende wird der Bitburger Innenstadtring zurückgebaut. Kein anderes Verkehrsprojekt hat die Menschen der Stadt derart beschäftigt wie diese vorübergehende Aneinanderreihung von Einbahnstraßen. Das zumindest ist der Eindruck, den man gewinnen konnte, wenn man die kontroverse Diskussion der vergangenen anderthalb Jahre verfolgt hat.
Verglichen mit dem, was die Bitburger an der Schwelle zum 20. Jahrhundert beschäftigt, wirkt der Innenstadtring mit all seinen Begleiterscheinungen jedoch eher wie ein Luxusproblem. Zum einen weil es um 1900 noch so gut wie keine Autos gab, zum anderen weil Bitburg zu dieser Zeit die einzige Kreisstadt in der gesamten Rheinprovinz war, die keinen Bahnanschluss hat.
Auf letzteres weist auch Peter Wallenborn in seiner Eigenschaft als Abgeordneter des Reichstags immer wieder hin. Der Sohn eines Gerbereibesitzers aus Bitburg ist gerade Anfang 20, als sich 1870 die Arbeiten an der Bahnstrecke zwischen Trier und Köln dem Ende nähern. Viele Orte zwischen Rhein und Mosel blühen durch die Inbetriebnahme der Eifelstrecke auf. Die Stadt Bitburg gehört nicht dazu. Sie ist durch den Bau der Bahnstrecke ins Abseits geraten.
Peter Wallenborn versucht mit allen Mitteln, das zu ändern. Jahrelang setzt er sich im Reichstag dafür ein, Bitburg mit der Eifelstrecke zu verbinden. Lange bleiben seine Bemühungen erfolglos - bis dann im Mai 1906 endlich der Beschluss gefasst wird, die lang ersehnte Bahnstrecke zwischen Bitburg und Erdorf zu bauen.1300 Jahre Bitburg


Die Freude darüber in Bitburg ist so groß, dass dort wenige Tage später auf Anregung des Bürgermeisters ein Fackelzug zu Ehren Wallenborns und des in dieser Angelegenheit ebenfalls rührigen Landrats Max von Kesseler veranstaltet wird. Gut dreieinhalb Jahre später wird die neue, sechs Kilometer lange Bahnstrecke schließlich eingeweiht.
Durch das Schienennetz, über das Bitburg in den Jahren darauf auch noch in Richtung Süden mit der Sauertallinie verbunden wird, stärkt die Stadt ihre verkehrsstrategische Bedeutung, die nicht nur die gesamte Geschichte der Stadt, sondern auch deren Entstehung von Anfang an prägt. Denn lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 715 gibt es Siedlungen, die auf die römische Heerstraße zwischen Trier und Köln zurückzuführen sind. Diese erste, fest ausgebaute Straße der Region führt nämlich auch durch das heutige Bitburg. Und in den Jahrhunderten darauf folgen dieser wichtigen Nord-Süd-Achse auch noch Straßen in Richtung Westen (Echternach, Neuerburg, Vianden) und Osten (Wittlich, Manderscheid, Daun). Allerdings hat diese gute Verkehrslage auch Nachteile, wie der Bitburger Historiker Peter Neu in einer seiner zahlreichen Chroniken zu Bitburgs Geschichte verdeutlicht. "In den Kriegszeiten des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit ist mancher Heerhaufen, der seinen Weg nach Norddeutschland oder den Niederlanden suchte, an Bitburg vorbeigezogen", erklärt Neu. Und auch die extreme Bombardierung Bitburgs durch die Alliierten im Winter 1944/1945 hängt laut Neu letztlich mit der verkehrsgünstigen und damit für den deutschen Frontnachschub strategisch wichtigen Lage zusammen.
Die bei den Luftangriffen ebenfalls zerstörte Bahnstrecke wird in der Nachkriegszeit zwar wieder aufgebaut, verliert in den Jahrzehnten darauf durch die zunehmende Automobilisierung aber stetig an Bedeutung. 1969 wird der Personenverkehr zwischen Bitburg und Erdorf eingestellt. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts schließlich auch weitgehend der Güterverkehr.
Heute wird die Stadt Bitburg vor allem über die drei Bundesstraßen 50, 51 und 257 erreicht. Bereits seit Jahrzehnten gibt es den Plan, diese drei Bundesstraßen durch den Bau der so genannten Nord-Ost-Tangente zu verbinden. Das Vorhaben ist inzwischen auch genehmigt, doch fehlt für das Millionenprojekt nach wie vor das Geld. Die Tangente soll dazu beitragen, den Durchgangsverkehr in der Innenstadt zu reduzieren. Und Teil dieses Tangentenkonzepts ist auch der Innenstadtring, der... ach, lassen wir das.

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