Tiefer Graben zwischen den Fraktionen

SCHÖNECKEN. Mit 7:6 Stimmen hat der Ortsgemeinderat Schönecken Karl Kohlen (CDU) zum neuen Ersten Beigeordneten gewählt. Er tritt damit die Nachfolge von Werner Krämer (CDU) an, der als neuer Ortsbürgermeister vereidigt wurde.

Mittwochabend, Gemeindehaus Vollbach in Schönecken. Außergewöhnlich viele Bürger nehmen im Zuschauerraum Platz, um die mit Spannung erwartete Ratssitzung zu verfolgen. Zweiter Beigeordneter Erdal Dogan (SPD) überreicht dem bisherigen Ersten Beigeordneten Werner Krämer die Ernennungsurkunde zum ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Nachfolger des verstorbenen Paul Ludwig (CDU). Bei der Urwahl am 3. September hat sich CDU-Kandidat Krämer mit 54,1 Prozent der Stimmen gegen FWG-Kandidatin Maria Weber (45,9 Prozent) durchgesetzt.Maria Weber: CDU ist hausieren gegangen

Bei der nun anstehenden geheimen Wahl des neuen Ersten Beigeordneten hat der Ortsbürgermeister kein Stimmrecht. Die CDU hält neun Mandate, ein Fraktionsmitglied und Nachrücker Johannes Hoffmann verspäten sich jedoch. Auch der FWG fehlt einer ihrer fünf Mandatsträger. Die beiden SPD-Fraktionsmitglieder sind anwesend. Vorgeschlagen werden die Ratsmitglieder Karl Kohlen (CDU) und Maria Weber (FWG). Die Auszählung der Stimmzettel entwickelt sich zum Krimi. Beim Stand von 6:6 muss der letzte Zettel entscheiden: Darauf ist der Name Karl Kohlen angekreuzt. Nach Kohlens Vereidigung gibt die unterlegene Maria Weber eine Stellungnahme ab: "Ich habe kandidiert, weil ich mich in der Pflicht gesehen habe, die Bürger zu vertreten, die mir bei der Ortsbürgermeisterwahl ihre Stimme gegeben haben." Um einen Kandidaten für den Posten des Ersten Beigeordneten zu finden, sei die CDU regelrecht "hausieren gegangen". Weber erklärte, außer ihr sei noch jemand aus der FWG bereit gewesen, das Amt zu bekleiden: "Es ist traurig, dass das parteipolitische Interesse über das Wohl des Ortes gestellt wird." Das frühere Zitat von Krämer, alle sollten mit anpacken, habe sich als "Sprechblase" erwiesen. Die FWG lasse sich davon jedoch nicht abschrecken und werde sich weiter für den Flecken einsetzen. FWG-Vorsitzende Adelheid Karp verweist auf ihren vergeblichen Versuch im Vorfeld, die Sitzung zu verschieben, weil ein FWG-Mitglied verhindert und mehrere Ratsmitglieder in der Kirmeswoche stark eingebunden seien. Krämer habe dies jedoch abgelehnt. Krämer erwidert, er werde die Termine in Zukunft in Einvernehmen mit den Beigeordneten festlegen. Die FWG habe "aus eigenem Verschulden" keinen Beigeordneten. Nach der Kommunalwahl 2004 habe der damalige FWG-Fraktionsvorsitzende gesagt: "Wenn wir den Zweiten Beigeordneten nicht bekommen, wollen wir gar keinen." Damals hat der Rat als Dritten Beigeordneten Jürgen Albrecht (CDU) gewählt. In Zukunft will Krämer die Zusammenarbeit mit dem gesamten Rat suchen und einen offenen Dialog mit allen Gewählten führen. Gerd Zender (FWG) gibt sich mit dem Rückblick auf 2004 nicht zufrieden: "Wir hatten doch jetzt eine Ortsbürgermeisterwahl. Danach gab es die Chance, alle an einen Tisch zu holen." Erdal Dogan versucht zu beschwichtigen: "Wir haben Wichtigeres zu tun. Wir sollten intern diskutieren und nach außen mit einer Stimme sprechen." Er sei bereit, seinen Beigeordneten-Posten zur Verfügung zu stellen. Dieses Amt sei allerdings mit viel Arbeit verbunden. Von Dogans Rücktrittsangebot macht an diesem Abend niemand Gebrauch.

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