Tränken mit Tücken

Aus vielen Quellen - Zeugnissen der einstigen vulkanischen Tätigkeit - sprudelt es in der Eifel. Aber dass solche Quellen auch Leid und Not bringen können, ist weniger bekannt. Auch wenn derartige Vorfälle nur selten vorkommen, so mahnen manche Quellen zur Vorsicht.

 Heute kein gefährlicher Ort mehr: der Neichener Drees. TV-Foto: Alois Mayer

Heute kein gefährlicher Ort mehr: der Neichener Drees. TV-Foto: Alois Mayer

Daun. "Drees", so sagten sie im Fernsehen, sei ein typischer Eifeler Dialektausdruck. Auf Hochdeutsch seien dies kohlensäurehaltige Sauerbrunnen oder Säuerlinge. Gleichwie - Drees hört sich viel gemütlicher und schmackhafter an als "mineralhaltiges Wasser". Und Dreese gibt es viele, besonders im Kreis Vulkaneifel. Doch nicht nur Wohltat und Freude verbreiteten diese vulkanischen Quellen. Sie konnten auch für Mensch und Tier recht gefährlich werden. Waren die Unglücksfälle auch selten, so kamen sie dennoch vor und haben sich in der Erinnerung der Menschen festgesetzt.So ereignete sich am 27. Juli 1928 in Gemünden ein tragisches Unglück. Die Dauner Zeitung berichtete: "Ein recht bedauernswerter Fall traf die Familie Lehnen aus Gemünden. Das fünfeinhalbjährige Töchterchen der Familie ging gegen 6 1/2 Uhr nach der Sauerquelle auf der Stierwiese bei der Gemeinde Gemünden, um Sauerwasser zu trinken. Hierbei entfiel ihm der Trinkbecher in die Quelle. Anscheinend versuchte das Kind, den Becher aus der Quelle herauszuholen, bekam hierbei aber das Übergewicht und blieb mit dem Kopf und dem Oberkörper in der Quelle stecken. Nach zehn Minuten fand der eigene Vater das Kind im Quellentrichter steckend. Der gerade im Ort weilende Arzt stellte sofort Wiederbelebungsversuche an, doch hatten dieselben keinen Erfolg. In diesem Jahre ist, wie uns weiter mitgeteilt wird, dies schon der dritte Fall, wo ein Kind in die Sauerquelle gefallen ist. Es wäre doch höchste Pflicht der Gemeinden, die Sauerquellen derartig herrichten zu lassen, damit Menschenleben beim Wasserholen nicht in Gefahr kommen können."Mancherorts ist nur der Name der Drees gebleben

Es war dies die kleine Margarethe, 1919 in der Mühle Saxler geboren, Tochter von Josef Lehnen und Barbara Hecken. Nach diesem Unglück wurde der Gemündener Drees zugeschüttet. Heute läuft sein Wasser durch ein Rohr ungenutzt in den Pützbach. Eine Dreesquelle sieht man in Gemünden nicht mehr. Nur die Flurbezeichnung "Im Dreesacker" kündet noch von ihr. Glimpflicher dagegen verlief das Geschehen am Drees von Neichen. De "Eifelzeitung" vom 25. Juni 1924 berichtete darüber: "Gestern fiel beim Sauerwasserholen ein neunjähriges Mädchen kopfüber in den Drees. Ein etwas später hinzukommendes Kind sah einen Schuh aus dem Wasser herausreichen und dass das Wasser ganz trüb war. Herbeigerufene Hilfe zog das Mädchen bewusstlos aus dem Drees und waren die sofort angestellten Wiederbelebungsversuche von Erfolg begleitet." Heute ist dieser "Schulldrees", wie die Leute ihn nennen, weil er auf der gegenüberliegenden Straßenseite der ehemaligen Volksschule sprudelt, neu gefasst und nett hergerichtet. Niemand könnte mehr in diesem Drees zu Schaden kommen.Auch bei Kelberg sprudeln Dreese. Der Ortsteil Rothenbach leitet sogar seinen Namen davon ab. 1819 schrieb Bürgermeister Metten aus Kelberg in seiner Chronik: "Etwa 20 Schritte vom Dorfe entspringt eine Mineral-Quelle, deren Ausfluss einen rothfarbigen Bach bildet; woher das Dorf seinen Namen hat." Allerdings sind nicht alle Wässer aus Mineralquellen zum Trinken geeignet. Einige schmecken faul, manche sind schwefelhaltig. Wieder andere strömen giftige Gase aus. Des Öfteren findet man in ihnen tote Vögel, Frösche oder andere Kleintiere. Schannat-Bärsch berichtete, dass um 1820 einige Männer zu Rothenbach eine Grube ausheben wollten. Dabei entwickelte sich darin ein so starkes Gas, dass die Arbeit nicht fortgesetzt werden konnte. "Hunde und Katzen, die man in die Grube warf, wurden von den Ausdünstungen in derselben sogleich getötet." Wenn auch Sie eine historische Anekdote kennen, schicken Sie bis zu 60 Zeilen (à 30 Anschlägen), Stichwort "Dorfgeschichten", mit Namen, Adresse und Telefonnummer an eifel@volksfreund.de.

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