Über die Dörfer: LKW-Verkehr zwischen Pronsfeld und Grenze belastet die Gemeinden

Pronsfeld/Habscheid/Winterspelt · Seit auf dem A-60-Abschnitt zwischen Prüm und der Grenze zu Belgien eine Maut für Lastwagen erhoben wird, wählen offenbar viele Fahrer die billigere Variante: Sie rollen über die Dörfer. Etliche darunter sind Transporter mit Übersee-Containern, in denen Produkte von der Arla-Molkerei in Pronsfeld zu den großen Häfen gebracht werden. Die Beschwerden darüber nehmen zu.

Über die Dörfer: LKW-Verkehr zwischen Pronsfeld und Grenze belastet die Gemeinden
Foto: (e_pruem )

"Das ist echt ein Riesenproblem. Auch nachts bollern die hier durch", sagt Hubert Tautges, der Ortsbürgermeister von Winterspelt. Gemeint sind die Schwerlast-Transporter, die vor allem zwischen der Arla-Molkerei in Pronsfeld und den großen Häfen in Antwerpen oder Rotterdam pendeln. Hintendrauf: Container, in denen Milchprodukte für die weltweiten Märkte verschifft werden.

Schneller ginge das über die A 60. Aber das kostet ja Maut. Also rollen die Laster über die Dörfer: "Letztens ist hier fast einer in ein Haus gefahren", sagt Tautges - und hat mit dem Ortsgemeinderat bereits eine Resolution verfasst, die er an die Verwaltungen, Behörden, an Kreispolitiker und an die deutsche Arla-Zentrale in Düsseldorf gesandt habe.

Darin fordert der Rat sofortiges Handeln, unter anderem sei "die Anordnung einer Streckensperrung für den LKW-Durchgangsverkehr gemäß Paragraph 45, Absatz 9 der Straßenverkehrsordnung zu prüfen". Falls das nicht möglich sei, verlange man "verkehrsbeschränkende Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen und/oder Nachtfahrverbote für den LKW-Verkehr ab 3,5 Tonnen auf dieser Strecke".Es wird wohl noch schlimmer

Die Verwaltungen sollen außerdem auf die Speditionen und die Arla einwirken, damit die Lastwagen aus den Dörfern bleiben. Viele Bürger hätten sich bereits beschwert, sagt Tautges, denn sie sähen sich "vermehrt Gefahren, Lärm, Feinstaub und anderen Emissionen ausgesetzt".

Auch aus Habscheid, ebenfalls an der L 16, kommen Beschwerden: So hat Unternehmer Lambert Lehnertz sich beim TV gemeldet und den Containerverkehr kritisiert. Ortsbürgermeisterin Petra Diederichs fürchtet zudem, "dass das in der nächsten Zeit noch schlimmer wird, wenn die Brücken auf der A 60 instandgesetzt werden".

Der Transport-Tourismus durch die Gemeinden sei sehr ärgerlich. Und natürlich gehe es darum, die Maut zu sparen: "Es fährt ja sonst keiner freiwillig mit dem LKW den Pronsfelder Berg hinauf."

Petra Diederichs überlegt nun, das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung zu heben, gibt allerdings zu, dass sie nicht viel Hoffnung hat, am Problem etwas zu ändern: Denn nach Auskunft des Landesbetriebs Mobilität (LBM) in Gerolstein muss eine Anordnung über, beispielsweise, eine Sperrung für den Schwerlastverkehr von der Kreisverwaltung kommen. Da aber, sagt Frank Reiland vom LBM, liege noch nichts vor. Das Problem: Eine Sperrung, sagt Reiland, "kann man nicht differenzieren". Die gelte dann eben für jeden Laster, nicht nur für den Durchgangsverkehr.

In Pronsfeld will Ortsbürgermeister Harald Urfels erst die Winterspelter Resolution dem Gemeinderat vorlegen und diskutieren, bevor er dazu Stellung bezieht. Außerdem, sagt er, "möchte ich vorher mit Anliegern sprechen, wie die Situation aussieht".

Fest steht: Die Arla-eigenen Transporte sind nicht auf falscher Spur unterwegs. "Unsere Fahrer bleiben alle auf der A 60", sagt Pressesprecher Wolfgang Rommel. Zeitbedarf und Energieverbrauch seien auf der Landstraße ohnehin viel höher als auf der Autobahn, einzusparen sei da praktisch nichts.

Keinen Einfluss aber habe man auf die Spediteure, die zu den Häfen unterwegs seien. Man habe auch keinen direkten Kontakt zu denen, "die die Ware abholen", sondern schließe die Verträge mit den jeweiligen Reedereien. Aber: "Wir nehmen das Thema ernst, keine Frage", sagt Rommel. "Wir werden uns bemühen, auf unsere Geschäftspartner zuzugehen und mit ihnen darüber zu sprechen."

Aus der Kreisverwaltung teilt Pressesprecher Ansgar Dondelinger am Mittwoch mit, dass das Problem bis zum Zeitpunkt der TV-Anfrage dort nicht bekannt gewesen sei. "Die zuständigen Kollegen werden sich nun ein Bild von der Situation machen." Dann werde man dazu mehr sagen können.Meinung

Draußen bleiben!Tatsächlich sieht man auf der L 16 bei einer spontanen Stichprobe einige Container-LKW durch die Dörfer fahren, wenn auch die große Mehrheit die A 60 nimmt. Und da gehört der Fernverkehr auch hin, nicht in die Gemeinden. Es wird doch wohl eine Regelung geben, mit der man das verhindern kann, nichts können wir Deutschen schließlich besser. Wenn schon, dann sollen die uns die Autobahn kaputt fahren und nicht die Dorfstraßen. Und gefälligst dafür bezahlen. f.linden@volksfreund.de

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