Unbeschwerte Wiener Klassik

Der Fürstensaal des Prümer Regino-Gymnasiums bot die Kulisse für ein Konzert mit dem Prümer Kammerorchester. Höhepunkt war das Violinkonzert d-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy mit Claudia Kussmaul als Solistin.

 Claudia Kussmaul war die Solistin im Violinkonzert von Felix Mendelssohn Bartholdy. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Claudia Kussmaul war die Solistin im Violinkonzert von Felix Mendelssohn Bartholdy. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Prüm. Zarte 13 Jahre war Felix Mendelssohn Bartholdy alt, als er sein Violinkonzert in d-Moll komponierte. Ein Alter also, bei dem man eigentlich noch von einem Kind sprechen muss. Das Konzert hat immer im Schatten des großen e-Moll-Pendants gestanden und natürlich muss man zugeben, dass es das reifere, anspruchsvollere Werk ist. Aber auch das "kleine" Konzert hat seine Reize, hat seine Daseinsberechtigung, wie man jetzt im Regino-Gymnasium in Prüm wieder einmal feststellen konnte. Ausführende waren das Kammerorchester Prüm und die Geigerin Claudia Kussmaul. Um es gleich vorweg zu sagen: Für die großen Bühnen war diese Aufführung nicht geeignet. Dafür haperte zu viel im Orchester, war die Intonation zu unsauber, wurden zu viele Einsätze "vergeigt", stimmte einfach die Qualität nicht. Es stellt sich aber die Frage: Ist das tragisch? Und hier muss man ganz klar mit einem Nein antworten. Laienorchester mit professioneller Solistin

Das Prümer Kammerorchester ist ein Laienensemble, das aus Freude an der Musik agiert. Es versucht erst gar nicht, trotz der fast fünf Jahrzehnte, die es schon existiert, eine beeindruckende Vita auf dem Programm abzudrucken, die unglaubliche Erwartungen beim Publikum hervorruften. Das Auftreten ist eher bescheiden, und gerade das macht es reizvoll, sich trotz aller Unzulänglichkeiten ein Konzert mit diesem Ensemble anzuhören. Dies gilt umso mehr, wenn mit Kussmaul eine gestandene, professionelle Musikerin den Solopart übernimmt.Den Anfang des Konzertes bildete ein Divertimento für Streichorchester von Joseph Haydn, das Finale die Streicherserenade e-Moll, Opus 20, von Edward Elgar. Bei diesen Werken hatte Markus Wolsiffer die Leitung. Viele Bemühungen, die Aussagen der Kompositionen lebendig zu gestalten, waren von Erfolg gekrönt, ließen den unbeschwerten Gestus der Wiener Klassik und die romantische Klangsprache Englands spürbar werden. Höhepunkt aber war das Mendelssohn'sche Violinkonzert, bei dem Kussmaul auch die Leitung übernommen hatte. Beherzt ging Kussmaul ihren Part an, meisterte problemlos die technischen Anforderungen, die der junge Mendelssohn stellte und die man nicht unterschätzen sollte. Ihr Spiel war so agil, dass sie das Kammerorchester schlicht mitriss, es mit ihrer Begeisterung ansteckte.

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