Universal-Genies und logistische Alpträume

Noch unterhaltsamer, noch prominenter: Das Eifel-Literatur-Festival 2008 ist das größte ehrenamtlich organisierte Lesefest in Rheinland-Pfalz. Der TV wirft einen Blick auf die Strippenzieher hinter den Kulissen.

 Das Team des Eifel-Literatur-Festivals 2008. TV-Foto: Stefanie Glandien

Das Team des Eifel-Literatur-Festivals 2008. TV-Foto: Stefanie Glandien

Prüm. Initiator und Organisator Josef Zierden erhielt 2007 für seine langjährige Leistung auf kulturellem Gebiet das Bundesverdienstkreuz. "Es war überwältigend, aber gleichzeitig muss man auch sehen, dass ein Einzelner geehrt wird, aber dass nur viele Weggefährten die Leistung möglich machen", sagte Zierden damals. Rund 20 feste Helfer, die überwiegend ehrenamtlich und meist "multifunktional" tätig sind, stemmen hinter den Kulissen das überregionale Großereignis. Da ist zum Beispiel Sabine Rehm. Sie ist erste Ansprechpartnerin der Zuschauer, denn bei ihr in der Buchhandlung laufen die Drähte des Kartentelefons heiß. "Die Leute fragen auch nach Unterkünften, Ausflugszielen in der Umgebung und dem Weg", sagt Sabine Rehm. Um alles, was mit Druck zu tun hat, wie Karten, Programmheft und Poster kümmert sich Sabine Hockertz, Mitarbeiterin einer Prümer Druckerei. Fotos, Multimedia, Internetauftritt, Fahrerlager, Bestuhlung: Es gibt viel zu tun vor und nach einer Lesung. Mit vier Leuten 1000 Stühle in einer Stunde aufgestellt

So kam beispielsweise Peter Hahne an einem Dienstagabend. Veranstaltungsort war die Hauptschule in Prüm, wo bis 16 Uhr noch Unterricht war. "In einer Stunde haben wir mit vier Leuten 1000 Stühle in der Aula aufgestellt", erinnert sich Zierden an den "logistischen Alptraum". Ein "Universalgenie" (Zitat Zierden) unter den Helfern ist Rolf Pesch. Er ist hauptsächlich Fahrer, hilft aber überall, wo er gebraucht wird. Als Fahrer hat er den ersten Kontakt mit den Promis. So bat Peter Scholl-Latour ihn darum, vorzulaufen, um den Wagen aufzuwärmen und schlief prompt nach der zweiten Ampel ein. Daniel Kehlmann setzte sich neben Pesch und übernahm die Programmierung des Navigationssystems, das, wie er meinte, Albert Einsteins Relativitätstheorie praktisch bestätige. Während Martin Walser begeisterter Zug-Fahrer ist, sitzt Pater Anselm Grün in seinem roten Golf II gerne selbst am Steuer. Die niederländische Autorin Margriet des Moor wollte statt auf direktem Weg lieber eine kleine Eifel-Rundfahrt unternehmen.Oft, aber nicht immer, ist der Umgang mit den Autoren unkompliziert. "Die meisten trinken Wasser, nur einer wollte vor der Lesung einen ganz bestimmten Rotwein haben", sagt Zierden. Familie Zierden organisiert das Festival

Dreh- und Angelpunkt des Festivals ist aber nach wie vor die Familie Zierden. Beim ersten Literaturfestival war Filius Johannes noch sieben Jahre alt, heute ist er 20, und, wie sein Vater sagt, "in sein Amt hineingewachsen." Karten eintüten und versenden macht Josef Zierden auch heute noch "furchtbar gerne". Da sehe er konkret, wofür er das alles mache. Obwohl die Hauptarbeit in diesem Bereich bei Ehefrau Birgit und Tochter Katharina liegt. Ralph Giordano kam auf einen Tee vorbei. Mit Peter Rühmkorf zog Zierden durch die Prümer Innenstadt, wo sich der Autor noch eine Outdoor-Weste und Joghurt für seinen empfindlichen Magen kaufte. "Ich wollte ihn auch nicht alleine gehen lassen, denn seine Agentin hatte mir ans Herz gelegt, gut auf ihn aufzupassen", erzählt er. Während manche "Diven" vor Ort ganz zahm seien, entpuppte sich Alice Schwarzer als sehr bestimmend. "Die hat mir kurz vor der Lesung alles auf der Bühne abgeräumt", erinnert sich der Organisator mit Grauen. Vor allem der Stuhl, auf dem sie lesen sollte, passte der resoluten Feministin nicht. Die Stunden, die für die Organisation des Eifel-Literatur-Festivals geleistet werden, zählt bei Zierdens keiner. Und nach dem Festival ist vor dem Festival, dann gilt es die Pflöcke für das nächste einzurammen.Karten für das Eifel-Literatur-Festival 2008 gibt es in den TV-Presse-Centern Trier, Bitburg und Wittlich, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie unter www.volksfreund.de/tickets.

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