Unrat, so weit das Auge reicht

Jünkerath · Der Bahnhof in Jünkerath ist in der Vergangenheit immer wieder Ziel von allerlei Vandalismus gewesen. Vor wenigen Tagen aber setzten Unbekannte noch einen drauf: Sie verteilten Müll auf nahezu der gesamten Station und legten mit Tierfutter und anderen Lebensmitteln mehrfach die Kartenautomaten lahm.

Jünkerath. "Es ist nicht mehr schön. Fremdes Eigentum scheint bei vielen heute keine Akzeptanz mehr zu finden", sagt ein zorniger Rainer Helfen, Ortsbürgermeister von Jünkerath. Seine Vermutung angesichts der neuen Verwüstungen am Bahnhof: "Mutwille, Langeweile und eine Portion Dummheit scheinen heute bei manchen Leuten cool zu sein."
Helfen hat einen verständlichen Hals - und auch viele Jünkerather Bürger und Bahnkunden reagierten alles andere als cool, als sie zu Gesicht bekamen, was auf der Station, die demnächst umfassend modernisiert werden soll, alles angerichtet worden war: Jede Menge Abfall und weiterer Unrat in der Unterführung zu den Bahnsteigen und zur Gewerkschaftsstraße, auch auf den Bahnsteigen selbst hatten Unbekannte kreuz und quer Abfall verteilt.
Das war aber nicht alles: In die beiden Ausgabenschlitze der Fahrkartenautomaten hatten die Täter Hunde-Trockenfutter gesteckt und die Geräte damit unbrauchbar gemacht. Allein drei Stunden, sagt Helfen, hätten die Gemeindearbeiter für die Reinigung der Geräte gebraucht. "Weil die Bahn nicht gekommen ist. Wir haben alles selbst gereinigt." Die Bahn hätte ansonsten erst eine Firma beauftragen müssen, was viel zu lange gedauert hätte.Nächster Tag, nächster Müll


Der Müll wurde also eingesammelt und fortgebracht. Was aber inzwischen wieder in den Papierkörben in der Umgebung gelandet war, lag einen Tag darauf wieder in der Unterführung verstreut. Und auch an den Automaten hatten sich die Unbekannten wieder zu schaffen gemacht: Diesmal stopften sie die Geräte nicht mit Hundefutter, sondern steckten Nassfutter für Katzen hinein. Und erneut mussten die Gemeindearbeiter ran, um alles zu säubern und zu desinfizieren.
Die Täter gaben sich aber auch damit noch nicht zufrieden: Am Folgetag transportierten sie säckeweise Abfälle von einer nahen Baustelle zum Bahnhof und verteilten sie ebenfalls auf der Anlage. "Angebrochene Ketchup- und Mayonnaisetuben, die sich in den Säcken befanden, wurden regelrecht ausgequetscht und überall in die Schlitze der Fahrkartenautomaten, auf die Tastaturen und an die abgestellten Fahrräder geschmiert", sagt Helfen. An diesem Tag wurden die Ausgabeschlitze der Fahrkartenautomaten außerdem wieder mit Katzenfutter vollgeschmiert. "Überall war\'s wieder voll", sagt Helfen. Und diesmal habe eine Firma anrücken müssen, um alles sauber zu bekommen. Helfen schätzt allein die in der Gemeinde aufgewendeten Arbeitsstunden auf rund 500 Euro. "Wobei der Imageschaden wesentlich höher ist, weil die Leute keine Fahrkarten mehr ziehen konnten."
Nicht nur der Bahnhof wurde von den Unbekannten heimgesucht: "Ähnliche Sauereien passierten diese Woche auch an der Grillhütte", sagt Rainer Helfen. Und am Mittwoch dieser Woche entdeckte Helfen in der Nähe des Eisenmuseums wieder einen Vorfall: Dort sind Hundetoiletten installiert - mit Beuteln für die Hinterlassenschaften. "Und diese Beutel waren alle rausgerissen und in der Gegend verstreut."
Rainer Helfen bittet die Bürger darum, ihm unter Telefon 06597/4238 verdächtiges Verhalten mitzuteilen oder weitere Vorfälle bei der Polizei anzuzeigen, wie er es auch bereits gemacht hat: "Das hier sind keine spaßigen Dinge mehr. Das hat auch nichts mit Streichen zu tun, die man mal akzeptieren kann. Das ist willkürliche Sachbeschädigung."
Die Beamten der Polizeiinspektion Prüm nehmen Hinweise unter der Rufnummer 06551/9420 entgegen.

Meinung

Ignorant wäre noch geprahlt
Macht kaputt, was euch egal ist: Das Verhalten der Bahnhofsrüpel zeugt von ziemlicher Ignoranz gegenüber Gemeinwohl und Eigentum - um es brav zu sagen. Leider sind die Begriffe nicht druckbar, die einem noch so kommen, wenn man die Verwüstungen sieht. Man hofft schon beinah, dass es "nur" Kinder waren, die nicht wissen, was sie anrichten. Aber eine gute Nachricht wäre auch das nicht. fp.linden@volksfreund.de

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