Unser Dorf soll schneller surfen

Schnelle Verbindung ins weltweite Computernetz: In der Ortsgemeinde Feuerscheid ist das gelungen, dank der Initiative mehrerer Bürger. Auch Nachbardörfer profitieren davon.

Feuerscheid. Ein Dorf geht ans Netz, und zwar in Windeseile: Dank drahtloser Funkverbindung sind die Bürger von Feuerscheid nun schneller im Internet. Zusatzeffekt: Der Empfang reicht sogar bis Wawern und Nimshuscheid. Ausschlaggebend war eine Initiative von fünf Bürgern. Einer von ihnen ist Walter Disch. "Wir haben die Anbieter angeschrieben", berichtet er vom ersten Versuch einer Kontaktaufnahme im Vorjahr. Darunter sei auch die Telekom gewesen. "Wobei wir heute noch auf deren Antwort warten." Nicht die einzige Firma, mit der die Feuerscheider schlechte Erfahrungen machten, darunter einige, die sich später als Anbieter präsentierten: "Außer heißer Luft war da nichts." Vodafone installierte ein kleines Pilotprojekt

Dann die Überraschung: Ausgerechnet ein anderer "Großer", nämlich Vodafone, nahm Kontakt auf. Ergebnis: "Das lief super. Die haben bei uns ein kleines Pilotprojekt installiert." Dabei nutzt der Konzern einen Mobilfunk-Mast in der Nähe: "Der steht dort zur Versorgung der A 60 und konnte mit der UMTS-Technik aufgerüstet werden", erklärt Harald Palms von der Verbandsgemeinde-Verwaltung (VG) Prüm. Die Nutzer selbst brauchen dazu lediglich ein Empfangsgerät, das vom Anbieter zur Verfügung gestellt wird. "Das stellen Sie auf den Rechner, und los geht's", sagt Disch. "Man kann jetzt mit dem Laptop praktisch durchs ganze Dorf gehen und hat überall Empfang." Da freut sich auch der VG-Bürgermeister: "Eine tolle Sache, dass die örtliche Initiative das gepackt hat", sagt Aloysius Söhngen. Zwar seien in der VG mehr als 80 Prozent aller Haushalte bereits mit schnellen Verbindungen versorgt, alle über das Telekom-Netz — "aber das konzentriert sich stark rund um Prüm". Man habe sich in der VG seit etwa einem Jahr mit dem Thema beschäftigt "und deshalb mit allen Bürgermeistern zusammengesessen, weil die Telekom ja nichts gemacht hat".Nichts gemacht werde vorläufig auch in Auw und Roth, berichtet Söhngen: Dort meldeten sich zu wenige Interessenten. Wer dort surfen will, braucht Geduld — oder eine Verbindung per Satellit. Das Feuerscheider Projekt wird offiziell vorgestellt am Montag, 31. März, 11 Uhr, im dortigen Gemeindehaus.EXTRAGemeinsam geht es schneller: In Feuerscheid mussten 40 Nutzer mitmachen, damit das schnelle Internet ermöglicht werden konnte. Zu ihnen gehört auch die Firma Contec, ein Werkzeug-Konstruktionsbüro für die Kunststoff-Spritzgussbranche. Contec-Chef Horst Pütz initiierte auch die Interessengemeinschaft im Dorf. "Da unsere Kunden überwiegend im Saarland sitzen, müssen wir viel per E-Mail verschicken", sagt Mitarbeiter Markus Schoirer. Dabei würden Datenmengen von fünf bis 50 Megabyte Größe versendet. "Und wenn ich nur einen ISDN-Anschluss habe, geht das nicht." Was Schoirer und Pütz besonders freut: Nicht alle beteiligten Internet-Nutzer brauchen unbedingt eine schnellere Verbindung, aber sie unterschrieben den Vertrag aus Solidarität. Dass das Dorf jetzt bestens versorgt ist, sagt Markus Schoirer, "war hier nur durch die Unterstützung dieser Leute möglich". (fpl)

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