Urin gefährdet Trinkwasser

Weil LKW-Fahrer auf dem Parkplatz Olbrück bei Blankenheim in die Büsche urinieren, droht eine Trinkwasserverschmutzung. Deshalb soll der Parkplatz an der B 51 bald geschlossen werden. Darüber empören sich die dort tätigen Prostituierten.

 Bald ist Schluss: Die Prostituierte mit ihrem Wohnmobil muss sich einen neuen Arbeitsplatz suchen. Wegen Trinkwasserverschmutzung wird der Parkplatz an der B 51 bald dichtgemacht. Foto: Manfred Hilgers

Bald ist Schluss: Die Prostituierte mit ihrem Wohnmobil muss sich einen neuen Arbeitsplatz suchen. Wegen Trinkwasserverschmutzung wird der Parkplatz an der B 51 bald dichtgemacht. Foto: Manfred Hilgers

Blankenheim. "Habe ich denn kein Mitspracherecht", entrüstete sich eine "Liebesdame" auf dem Parkplatz "Olbrück" bei Blankenheim an der B 51/K 70, als sie erfuhr, dass ihr "Arbeitsplatz" geschlossen werden soll. "Die Damen müssen sich einen anderen Standort suchen", sagte der Leiter der Straßenmeisterei Blankenheim, Hans-Jürgen Harm. "Mehr, als sie zu informieren, können wir für die Damen aber nicht tun", so Harm. Einen neuen Standort werden die drei betroffenen Damen allerdings so leicht nicht finden, denn die besten Parkplätze entlang der B 51 in Richtung Trier und der L 115 in Richtung Nürburgring sind schon von Kolleginnen besetzt. Recht energisch stellte eine Kollegin, die bei Mülheim in ihrem zerbeulten Wagen auf Kundenfang ist, klar: "Hier bin ich! Und hier ist besetzt!"Da also die Parkplätze bei den mobilen Liebesdamen hart umkämpft sind, ist es nicht verwunderlich, dass sich am Parkplatz Olbrück zarter Widerstand regt. "Seit zehn Jahren bin ich hier. Meine Kundschaft kennt mich, man kann mir doch nicht so einfach den Platz wegnehmen", bedauerte eine Frau aus dem Siegener Land. Ihr Betriebsjubiläum wird sie aber definitiv auf dem Parkplatz Olbrück nicht mehr feiern können. Sobald der Kreisverkehr an der Wasserscheide bei Bad Münstereifel fertig ist, werden die Baumaschinen für den Parkplatzrückbau in Blankenheim anrollen.Der Parkplatz Olbrück wird auf Anregung der Gemeinde Blankenheim geschlossen. Der Grund: eine drohende Trinkwasserverschmutzung des in der Nähe liegenden Brunnens. Schon vor zwei Jahren zwangen dort Probleme die Gemeinde, das Trinkwasser zu chloren. Im weiteren Schritt musste eine UV-Anlage eingebaut werden, die Keime im Trinkwasser abtötet. Der Gutachter, den die Gemeinde damals einschalten musste, empfahl der Kommune, diesen Parkplatz zu schließen, da von ihm eine Gefahr für den Trinkwasserbrunnen ausgehe. Es ist fast unglaublich banal: Auf diesem Parkplatz wird zu viel uriniert.Zu wenig Parkplätze für LKW-Fahrer

"Ein Toilettenhäuschen hätte zwar auch gereicht, aber das will niemand betreiben", teilte das Blankenheimer Wasserwerk mit.Hauptsächlich zählen offenbar parkende LKW-Fahrer zu den Verursachern der Trinkwasserprobleme. "Es ist nachgewiesen, dass es zu wenig Parkplätze auf deutschen Autobahnen gibt, denn der Schwerlastverkehr auf den anderen Straßen hat erheblich zugenommen", erklärte der Leiter der Straßenmeisterei in Blankenheim. Abends quillen die Parkplätze der Autobahn über, daher steuern LKW-Fahrer verstärkt kleinere Parkplätze abseits der Autobahn an. Das gilt besonders für die B 51, wegen des noch fehlenden Lückenschlusses der A1 eine Hauptverkehrsstraße Richtung Süden.Viele der LKW-Fahrer sind Selbstversorger und kochen am Fahrzeug. Sind keine sanitären Einrichtungen vorhanden, bleibt ihnen nur der Parkplatzrand. Das ist ein Problem, das auf vielen Parkplätzen auftritt.In Kürze will der Leiter der Straßenmeisterei Blankenheim den Parkplatz mit einer Leitplanke verschließen, um ihn von der B 51 abzunabeln. Sobald die Bauabteilung Kapazitäten frei hat, wird er entsiegelt.Doch auch aus anderen Gründen gehen Kommunen immer häufiger dazu über, Parkplätze zu schließen: Diese werden vielfach von Verkehrsteilnehmnern auch als wilde Müllkippen missbraucht.

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