Volkshochschule Prüm: Die kleine, große Lernanstalt

Prüm · Zwei Frauen und ein Riesenprogramm: Wie Hedwig Serwas und Monika Kops die Volkshochschule Prüm schmeißen.

 Volkshochschule? Läuft: Aloysius Söhngen, Hedwig Serwas und Monika Kops. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Volkshochschule? Läuft: Aloysius Söhngen, Hedwig Serwas und Monika Kops. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Da ist der Begriff "Aufbaukurs" doch mal berechtigt: "Mehrstöckige Motivtorten herstellen - vom einfachen Kuchen zum Kunstwerk" heißt er und ist einer von rund 250, die jedes Jahr in der Volkshochschule (VHS) Prüm angeboten werden. Am anderen Ende des Spektrums: die Integrationskurse für Flüchtlinge. Derzeit laufen drei davon, mit insgesamt 50 Teilnehmern.

Die beiden Beispiele zeigen, wie sich das Angebot der Prümer Bildungseinrichtung in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt hat. Und wie die Verantwortlichen auf Entwicklungen reagieren, um das anbieten zu können, was der Kunde verlangt. Derzeit etwa auch mit Kursen zur Thai-Küche. Oder zur Sushi-Zubereitung.

Zwei Frauen schmeißen vorrangig den Laden: die pädagogische Leiterin Hedwig Serwas (seit Dezember 2013), zugleich Lehrerin am Vinzenz-von-Paul-Gymnasium Niederprüm, und Geschäftsführerin Monika Kops, seit 1989 dabei mit einer Halbtagsstelle. Unterstützt werden sie von Wilma Kirst, die Monika Kops in Abwesenheit vertritt und sich vor allem ums Thema Integration kümmert.

Das sind nicht viele für ein Angebot von 250 Kursen mit, im vergangenen Jahr, 5370 Unterrichtsstunden und mehr als 2900 Teilnehmern. Das freut auch den Chef: "Wir sind für eine kleine Volkshochschule ganz schön groß", sagt Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde, in deren Trägerschaft die VHS steht.
Wie die VHS-Leiterinnen das hinbekommen, deutet sich im Gespräch mit dem Volksfreund an: Sie scheinen gut miteinander zu können. Hedwig Serwas erzählt, wie man vor jedem neuen Jahresprogramm die Köpfe zusammenstecke und überlege, was man denn Neues auf die Beine stellen könne, wolle - und müsse, siehe Integration. Es sei wirklich so, sagt Monika Kops, dass "der Umfang der Arbeit, die hier geleistet wird, nur machbar ist durch das gute Einvernehmen zwischen uns Dreien".

Ganz vorn sind Angebote zu Gesundheit und Ernährung und weiterhin die Sprachkurse - nicht nur Englisch, Französisch, Spanisch oder Niederländisch. Hin und wieder kommt auch ein Lehrgang in Norwegisch, Schwedisch oder Polnisch zusammen. Russisch läuft derzeit nicht, an einem Chinesisch-Kurs arbeiten sie noch.
Pro Angebot braucht die VHS acht Teilnehmer, damit es sich rechnet. Wobei hier eher die Rede sein müsste von Teilnehmerinnen: Denn Frauen stellen mit 80 Prozent das deutlich größte Kontingent. Das sei typisch für Volkshochschulen, sagt Hedwig Serwas, die Frauen nähmen vor allem die Kurse für Kreatives, Sprachen und Entspannung in Anspruch (vielleicht müssen sie ja von ihren Männern entspannen - das ist aber selbstverständlich nur eine völlig haltlose Spekulation). Und die Männer? "Wenn sich dann doch einer traut und ist allein unter Frauen", sagt Monika Kops, "dann springt er wieder ab."

Anders als andere Volkshochschulen, sagt Hedwig Serwas, genieße man in Prüm einen speziellen Vorteil: "Es ist etwas ganz Besonderes, was Prüm hier mit dem Konvikt geschaffen hat". Denn dort hat die VHS eigene Räume, in denen all jene Kurse gehalten werden, für die man nicht woanders hin muss - wie etwa die Wassergymnastik im Freizeitbad.

Andere Volkshochschulen haben so etwas nicht. Bei den Prümern schlägt das allerdings auch zu Buche: mit rund 67 000 Euro im Jahr, die zum Defizit von insgesamt 73 000 Euro beitragen. Die Summe wird allerdings der VHS nicht vom Konvikt - ebenfalls eine VG-Einrichtung - in Rechnung gestellt. Die 67 000 Euro stehen für anfallende Ausgaben wie Reinigung, Heiz- und andere Kosten und den jährlichen Wertverlust, den man für die vier Unterrichtsräume, den EDV-, den Werk- und den Gymnastikraum kalkuliert.

Die Personalkosten betragen für alles inklusive Dozenten 230 000 Euro. Aus den Kursen verzeichnet man 150 000 Euro Einnahmen, zu denen noch rund 20 000 Euro vom Land und mehr als 40 000 Euro vom Bund kommen, der damit die Integrationskurse bezahlt.

Gerade die Letztgenannten sind nicht immer einfach zu regeln - so könne es geschehen, sagt Monika Kops, dass sich dort jemand anmelde und kurz vor Beginn abspringe - weil er umgezogen sei. Problematisch sei auch der unterschiedliche Bildungsstand vieler Teilnehmer, die man deshalb in verschiedenen Modulen unterbringen müsse, die ihren Fähigkeiten angepasst sind. Und wer weder lesen noch schreiben könne, müsse zum Alphabetisierungskurs in Bitburg, den die dortige VHS im Programm hat. Je größer wiederum die Teilehmerzahl im Integrationskurs, desto schwerer die Arbeit für die Dozenten: "Das ist eine Wahnsinnsarbeit, die müssen schon etwas leisten."
Und was ist derzeit noch so angesagt? Viele Kurse zum Thema Gesundheit, sagt Hedwig Serwas. Was sie freut: Dass sich immer wieder eine so große Zahl von Menschen finde, "die sich einfach auf das Abenteuer einlassen, einen Kurs anzubieten". Darunter etliche, die erst kürzlich in die Eifel gezogen seien. So bleibe die Einrichtung frisch und erhalte immer wieder neue Impulse.

Meinung: Respektabel
Ein jährlich neu zusammengestelltes, anspruchsvolles Kursprogramm für alle Altersstufen, das auch noch flexibel auf aktuelle Bedürfnisse und, klar, auch auf Trends und Moden eingeht: Für eine Einrichtung, die im Wesentlichen von nur zwei Personen plus einer Vertreterin gemanagt wird, ist das eine Leistung. Andere kriegen mit deutlich größeren Apparaten vergleichsweise nicht so viel hin. f.linden@volksfreund.deExtra: DIE VOLKSHOCHSCHULE PRÜM


Vom Baby-Schwimmen bis zur Wassergymnastik, vom Autogenen Training bis Yoga und vielen weiteren Kursangeboten: Das Jahresprogramm der VHS ist kostenlos erhältlich in der Verbandsgemeindeverwaltung, den Prümer Banken und Buchhandlungen, im Konvikt, der Tourist-Information - und im Internet unter www.vhs.pruem.de Die Geschäftsstelle ist erreichbar unter Telefon 06551/943119.

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