Voller Zugriff auf das Kassenprogramm

In seinem Prüfbericht zur Unterschlagung von 2,53 Millionen Euro durch den ehemaligen Kämmerer der Verbandsgemeinde Obere Kyll verlangt das Gemeindeprüfungsamt konkrete Änderungen im Arbeitsablauf der Verwaltung.

 Durch kriminelle Buchungstricks schaffte der Kämmerer Steuergeld beiseite. TV-Foto: Marcus Hormes

Durch kriminelle Buchungstricks schaffte der Kämmerer Steuergeld beiseite. TV-Foto: Marcus Hormes

Jünkerath. Das Gemeindeprüfungsamt der Kreisverwaltung (KV) Vulkaneifel moniert in seinem Bericht zum Untreue-Fall Mängel bei der örtlichen Kassenprüfung. Ab 2001 war nicht mehr der Kämmerer, sondern der Leiter der Zentralabteilung mit der Aufsicht über die Gemeindekasse beauftragt. Doch seitdem prüfte in drei Jahren trotzdem der Kämmerer die Kasse. 2003 und 2005 gab es gar keine Prüfungen. Daher die Forderung der KV: "Es ist sicherzustellen, dass die vorgeschriebenen Kassenprüfungen im erforderlichen Umfang und von dem zur Kassenaufsicht bestellten Bediensteten durchgeführt werden."Ein Trick des Kämmerers war, bei der Prüfung der Jahresrechnungen durch die Gemeinderäte die letzte Seite des sogenannten Sachbuchs wegzulassen — die dort aufgeführte Haushaltsstelle diente zur Deckung der veruntreuten Summen. Das fiel nie jemandem auf. Um so etwas zu verhindern, soll künftig die Anzahl der Seiten des Sachbuchs kenntlich gemacht werden (zum Beispiel Seite 1 von 33).Solche Details fallen allerdings kaum ins Gewicht im Vergleich zu der Praxis, dass sich der Kämmerer 1,6 Millionen Euro ohne Auszahlungsanordnungen abzweigen konnte. Die Zweitunterschrift auf 41 Bar-Schecks und Auszahlungen auf Grund von 17 Bildschirm ausdrucken (Hardcopys) hätte er so nie bekommen dürfen. Gezielte Manipulationen blieben lange verborgen

Gegen die Vorschriften waren auch die Kassenabschlüsse durch den Kämmerer statt durch den zuständigen Kassenverwalter. Den Zugang zum Kassenprogramm nutzte der Kämmerer für seine gezielten Manipulationen.Er war zunächst gleichzeitig auch System-Administrator, das heißt "Feuerwehr" bei Problemen mit Computer-Programmen. Zwar gab es seit 2002 einen neuen EDV-Administrator. Aber der Kämmerer behielt seine umfangreichen Zugriffsrechte auf die Programme, ebenso drei weitere Mitarbeiter aus dem Finanzbereich. Die Forderung der KV: "Die Benutzerrechte aller Bediensteten sind auf ihre Notwendigkeit hin zu überprüfen. Ferner ist sicherzustellen, dass bestehende Berechtigungen beim Wechsel oder Ausscheiden von Kräften entsprechend geändert oder aufgehoben werden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort