Vom reinen Guss zum guten Klang

JÜNKERATH. Ein Stück Industriekultur erleben: Das ist möglich im Rahmen der Musiktage zum Mozart-Jahr in der Eifel. Am Samstag, 16. September, 20 Uhr, spielt die Franz Xaver Mozart Philharmonie Lemberg in der Werkshalle von Demag Ergotech in Jünkerath.

Gut behütet mit weißem Helm, Schutzbrille vor den Augen und weißem Kittel gehen Besucher normalerweise in die Werkshallen der Demag Ergotech Gießerei. Am 16. September wird sich ein gänzlich anderes Bild bieten, wenn die Zuhörer in Abendgarderobe die Halle betreten, um dem Eröffnungskonzert der Musiktage zum Mozart-Jahr zu lauschen. Noch werden hier die fertigen Gussteile mit Ultraschall und Röntgenstrahlen auf Herz und Nieren untersucht. "Im vergangenen Jahr haben wir mehr Röntgenaufnahmen gemacht, als das Krankenhaus in Daun", sagt Werksleiter Hansjörg Schneider. Schließlich sei man ein "globaler Spezialist" und liefere ausschließlich guten Guss. 90 Tonnen Guss pro Tag

Die Demag Ergotech stellt verschiedene Formgussteile her, die unter anderem weiterverarbeitet werden in Kränen, Kompressoren oder Hydraulikpumpen. 240 Mitarbeiter und 16 Auszubildende stellen im Jahr durchschnittlich 18 000 Tonnen Guss her, 90 Tonnen am Tag. Wer soviel herstellt, braucht reichlich Rohmaterial. In Containern stapeln sich im Hof die "Rollmöpse". "Das sind Wollknäuel ähnlich aufgerollte Metallbänder, die bei der Coilherstellung anfallen", erklärt Werksleiter Hansjörg Schneider. Die werden per Kran haufenweise in einen riesigen Induktions-Tiegel-Ofen geschüttet und schmelzen dort. Und das macht Krach. Man hört den Strom förmlich vibrieren, wenn er die Masse auf 1500 Grad Celsius heizt. Zehn Prozent der Produktionskosten, rund 250 000 Euro, entfallen für die Stromversorgung. Auch das Rohmaterial Eisen ist heiß begehrt auf der Welt. Zum Glück auch die Produkte der Gießerei. "Die Auftragssituation ist supergut in allen Bereichen", sagt Hansjörg Schneider. Zum Teil hätten sie eine zwölfmonatige Lieferzeit auf Teile made in Jünkerath. 30 Millionen Euro Umsatz macht das Unternehmen im Jahr. Seit ein paar Jahren engagieren sich Direktor Hansjörg Schneider und Personalleiter Klaus Günzler stark im öffentlichen Leben. Sei es Prümer Sommer, Lustiges Prümtal oder Mozartwochen: Die Demag möchte sich ein positives Image in der Öffentlichkeit zulegen. Hatte man sie anfangs noch für verrückt erklärt, als sie planten in ihrer Halle Konzerte zu veranstalten, hören die Verantwortlichen bisher nur Lob. Unter dem Motto "Industriekultur" haben sie bereits drei Veranstaltungen in ihrer Prüfhalle mitten auf dem Firmengelände über die Bühne gebracht. Ob "Sahnemix" oder Mozart, das Publikum scheint die besondere Atmosphäre von kulturellem Angebot und außergewöhnlicher Kulisse anzunehmen. "Beim ersten Konzert kamen 170, beim dritten schon 330 Besucher", sagt Personalleiter Klaus Günzler. Die Motivation, wieder ein Konzert zu veranstalten, kam durch das Publikum. "Ich wurde ständig gefragt, wann wir die nächste Aktion haben", sagt er. Auch Organisator Georg Sternitzke vom Verkehrsamt Prüm hörte nur Positives. Begeistert von der Akustik der Halle ist Dirigent Georg Mais. Dieser kommt im Rahmen der Musiktage zum Mozart-Jahr in der Eifel mit der Franz Xaver Mozart Philharmonie Lemberg am Samstag, 16. September, um 20 Uhr zu Demag Ergotech. Das Eröffnungskonzert der Dreier-Reihe steht unter dem Thema "Mozart in Wien". Die Musiktage zum Mozart Jahr in der Eifel bieten folgende Konzerte: Samstag, 16. September, 20 Uhr, "Mozart in Wien", Demag Ergotech in Jünkerath. Am Sonntag, 17. September, 17 Uhr, "Mozarts Frauen", im Kongresszentrum Prüm. Samstag, 23. September, 20 Uhr, "Mozarts Reisen", im Haus Beda Bitburg. Karten für 15 (ermäßigt 13 Euro) gibt es beim Zentralen Organisationsbüro Tourist-Information Prümer Land, Telefon: 06551/505, im Haus Beda, Telefon: 06561/9645-0 und bei der Demag Ergotech, Telefon: 06597/12177 oder per Internet unter: www.mozartwochen-eifel.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort