Von guten Geistern umgeben

Herzliche Aufnahme in Prei-scheid: Die Westwaters haben 1998 in der kleinen Islek-Gemeinde einen alten Bauernhof gekauft und renoviert. Der Schotte Stewart Westwater hat Deutschland während seiner Zeit bei der britischen Armee kennen und lieben gelernt.

Preischeid. Er trinkt keinen Whisky, spielt nicht Dudelsack und hat bei den Highland-Games auch noch keine Baumstämme geworfen - trotzdem ist Stewart Westwater ein echter Schotte und lebt zusammen mit seiner Frau in einem alten Bauernhaus in Preischeid. Was um alles in der Welt verschlägt einen Schotten in die Tiefen der Eifel?

Freunde zeigten ihnen die Eifel



Geboren wurde Stewart Westwater als Sohn zweier Schotten in Palästina. Als er zehn Jahre alt war, kehrte seine Familie nach Schottland zurück. Mit 21 Jahren wurde er zum Wehrdienst einberufen. Später studierte er bei der britischen Armee Fernmeldetechnik.

Während seiner 28-jährigen Dienstzeit war er mehrfach in Deutschland stationiert. "Ich habe Deutschland sehr gemocht und mir vorgenommen, später einmal wiederzukommen", sagt er. 1984 quittierte er den Dienst bei der Armee und arbeitete bei Mannesmann in Duisburg als technischer Übersetzer.

1991 lernte er seine Frau Renate kennen, ebenfalls Übersetzerin. Freunde zeigten ihnen die Eifel. Ein Ferienhaus in diesem Landstrich - das war ein Gedanke, der sie nicht mehr losließ.

1998 entdeckten sie das knapp 300 Jahre alte Bauernhaus in Preischeid. Während Stewart Westwater sofort von dem Anwesen begeistert war, hielt sich die Euphorie bei seiner Frau in Grenzen. "Ich bin reingekommen und wollte sofort wieder nach Hause fahren", erinnert sie sich.

Ihrem Mann ging es anders: "Ich trat ein und fühlte mich direkt sehr wohl - von guten Geistern umgeben."

Das Haus war in einem schlechten Zustand. Stewart Westwater zog erst mal allein in den "Trierischen Streckhof", um zu renovieren. Aus der ehemals guten Stube wurde sein "Base-Camp": Ein Wasserhahn, Toilette im Flur, keine Küche, kein Bad. Zwei Jahre lang hat der heute 73-Jährige renoviert, dann siedelte auch seine Frau nach Preischeid um.

Kein Eifelgold, aber ein Takenschrank



Schmuckstück des Hauses sind die ockerfarbenen Fliesen im Flur, die die Besitzer im Original erhalten haben. Auch einen alten Takenschrank gibt es noch. Interessante Funde hat Stewart Westwater sonst nicht gemacht.

"Ich habe leider kein Eifelgold gefunden", scherzt er. Nur unter der Treppe hat er ein altes Paar Schuhe entdeckt, das vermutlich von einem Schuhmacher stammte, der Mitte des 18. Jahrhunderts in dem Haus wohnte. Abgeschlossen sind die Renovierungs-Arbeiten noch nicht. "Da haben wir sicher noch zehn Jahre lang zu tun", schätzt der Schotte, dem die Eifel ans Herz gewachsen ist.

Wenn sie vorher gewusst hätte, wie viel Arbeit auf sie zukommen würde, hätte Renate Westwater das Haus nicht gekauft. "Ich wollte gern ein altes Haus haben, aber das ist sehr viel Arbeit, und da war ich wohl doch etwas naiv", sagt sie. Wer ein altes Haus renoviere, müsse sich im Klaren sein, dass ständig Kompromisse zwischen heutigen Bedürfnissen und dem, was man erhalten möchte, gemacht werden müssten, sagt sie.

"Ich würde es sofort wieder machen", sagt Stewart Westwater.

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