Vorzeigehof in der Krise, Rettung im Blick

Leidenborn/Bitburg · Die schwierige Lage in der Landwirtschaft (der TV berichtete) hat jetzt einen bekannten Eifeler Milchbetrieb eingeholt: Die Bauernfamilie Schwalen in Leidenborn hat Insolvenzanträge für ihren Hof und ihre Biogasanlage gestellt. Allerdings besteht Hoffnung, dass beides saniert werden und erhalten bleiben kann.

Leidenborn/Bitburg. Fallende Preise, schwache Märkte und weitere Probleme: Die Krise in der Landwirtschaft (der TV berichtete) hat nun einen renommierten Eifeler Betrieb vorerst in die Knie gezwungen. Die Leidenborner Familie Schwalen hat beim Amtsgericht Bitburg Anträge auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung für ihren Hof mit bisher 105 Milchkühen und einer Biogasanlage gestellt.
"Das ist ein Traditionsbetrieb, der in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist und gut unterwegs war", sagt Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau und Landwirt in Üttfeld. "Die Nachricht bestürzt mich, sie hat aber auch ganz einfach mit der derzeitigen Marktlage zu tun. Das ist wirklich ein Top-Betrieb, einer der zwei großen in Leidenborn. Und wenn der schon Probleme hat, dann ist das ein Zeichen."
In der schlechten Nachricht steckt aber auch eine, die hoffen lässt: Der Betrieb, so teilt die Familie mit, werde "uneingeschränkt fortgeführt. Sanierungskonzept und Erhaltung des Unternehmens sind Ziele des Verfahrens." Eine Insolvenz in Eigenverwaltung ermöglicht es dem Unternehmen, die Restrukturierung selbst zu verantworten.
"Das wird vom Gericht nur dann genehmigt, wenn es Sanierungs- und Fortführungsprognosen gibt. Und die liegen hier vor", sagt Guido Joswig, Pressesprecher der Kanzlei von Professor Thomas Schmidt in Trier, der vom Amtsgericht als vorläufiger Sachwalter eingesetzt wurde (siehe Extra).
Mit der Begleitung und Beratung wurde die Insolvenz-Anwältin und Sanierungsexpertin Christine Frosch von der Kanzlei DHPG, ebenfalls Trier, beauftragt. "Das ist ein vorbildlich geführter Betrieb", stellt sie klar, man habe es hier mit einem Fall zu tun, der allein der Marktlage geschuldet sei: "Die handelnden Personen können gar nichts dafür." Die Schwalen GbR habe in der Vergangenheit ihre "Vorreiterrolle in der Landwirtschaft immer wieder unter Beweis gestellt" und sich mit der Biogasanlage, die zahlreiche Haushalte in Leidenborn mit Wärme versorge, ein zweites Standbein geschaffen.
Während des Verfahrens bleiben die Inhaber berechtigt, den Betrieb eigenverantwortlich und uneingeschränkt fortzuführen. Erklärtes Ziel: "Mit Unterstützung beider Anwälte eine solide Fortführung des Unternehmens zu erreichen", teilen Brigitte und Hermann Schwalen mit.Extra

Das Verfahren in Eigenverwaltung ist ein relativ neues Instrument zur Sanierung havarierter Unternehmen. Diese Möglichkeit besteht seit dem 1. März 2012, als das "Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen" in Kraft trat. Ein Betrieb kann damit selbst die Restrukturierung und Sanierung vornehmen und die Insolvenzmasse verwalten, allerdings unter der Aufsicht von Experten. Das Ziel ist zunächst ein Sanierungsplan, der dann anschließend in einem Insolvenzplan umgesetzt werden soll. Das Amtsgericht Bitburg hat im Fall der Schwalen GbR als vorläufigen Sachwalter den Fachanwalt für Arbeits- sowie für Insolvenzrecht Professor Dr. Dr. Thomas Schmidt aus Trier benannt. Ein Sachwalter wird bei einem solchen Verfahren anstelle eines Insolvenzverwalters bestellt. Die Anwältin Christine Frosch begleitet als Generalbevollmächtigte das Verfahren in Leidenborn. fpl

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