Vukaneifel: Rat der Verbandsgmeinde Obere Kyll beschließt touristisches Folgekonzept - Sorge um Nitratbelastung der Quellen

Jünkerath · Letzte Sitzung des Verbandsgemeinderats Obere Kyll vor dem Jahreswechsel: Zwei Themen beherrschten die Diskussionen - die Nitratbelastung vor allem der Quelle in Birgel und der Versuch, nach der Pleite des Verkehrsvereins irgendwie weiterzumachen.

Je mehr Kühe, desto mehr Gülle und Nitratbelastung: An der Oberen Kyll sorgt man sich deshalb um die Wasserqualität. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Je mehr Kühe, desto mehr Gülle und Nitratbelastung: An der Oberen Kyll sorgt man sich deshalb um die Wasserqualität. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Es ist eigentlich ein Tagesordnungspunkt zum Durchwinken im Rat der Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll: der Wirtschaftsplan der VG-Werke. Die befassen sich bekanntlich mit dem Wasser. Aber bevor die Fraktionen das Dokument von Werkleiter Richard Ehlen absegnen meldet sich Edi Schell (CDU) zu Wort: Dem Ortsbürgermeister ist die Nitrat-Belastung an der Quelle Birgel aufgefallen - und die nähere sich doch bedenklich dem zugelassenen Grenzwert. Schell: "Da muss dringend was unternommen werden."

Sehen andere auch so, darunter Lothar Schun (FWG), zugleich Gemeindechef in Lissendorf. Er sei wegen des Problems "von besorgten Bürgern angesprochen worden. Und ich habe den Auftrag, der Verwaltung weiterzugeben, diese Entwicklung zu beobachten."
Woher kommen die hohen Werte? Die Flächen im Einzugsgebiet der Quelle, sagt Richard Ehlen, "werden intensiv bewirtschaftet. Natürlich auch mit Nährstoffen." Und zwar von Landwirten.

Nur beobachten - Edi Schell ist das zu wenig, die Politik müsse "da hinterhersein". Es könne nicht sein, "dass man immer größere Viehbestände schafft", die immer mehr Gülle produzieren. Denn die Fläche, auf die sie dann aufgetragen werde, "bleibt die gleiche".

Man versuche gerade, "eine andere Bewirtschaftungsweise zu bekommen", sagt Ehlen, ein Konzept dafür, gemeinsam mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum, sei in Arbeit. "Dazu ist es aber notwendig, dass die Landwirtschaft mitzieht."

Josef Vietoris, auch CDU und selbst Landwirt, meldet sich: "Man sollte keine voreiligen Schuldzuweisungen machen. Aber die Bedenken muss ich teilweise unterstützen." Josef Ballmann von der FWG wundert sich, dass die Bauern ihre Bodenproben selbst ziehen dürfen - das werde doch keiner an besonders belasteten Stellen machen.

Ein Problem bei der Sache: Die Verbandsgemeinde, sagt Bürgermeisterin Diane Schmitz, hat keine Handhabe. "Wir versuchen schon, die Quellen zu schützen." Aber wenn es um größere Ställe und Viehbestände gehe, weise die Landwirtschaftskammer die Kommune eben darauf hin, dass dies "privilegierte Vorhaben" seien, die nach Baugesetzbuch zu genehmigen seien.

Das bestätigt auch Birgels Ortsbürgermeister Elmar Malburg, den seine Bürger ebenfalls schon auf das Thema angesprochen haben: "Die Ställe werden genehmigt von den oberen Behörden. Und wir sitzen da am ganz kleinen Hebel."

Ergebnis: Auf Antrag von Lothar Schun wird für eine der nächsten Sitzungen ein Vertreter der Oberen Wasserschutzbehörde bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord eingeladen, der den Fraktionen erklätren soll, wie die Kontrollen funktionieren und was man dabei verbessern kann.Tourismusbüro bleibt

Viel Zuspruch ernten die Bürgermeisterin und Büroleiter Arno Fasen für ihr in kurzer Zeit gestricktes Konzept zur Erhaltung der Tourist-Information in Stadtkyll: Denn die steht nach der Pleite des Verkehrsvereins (der TV berichtete) ebenfalls auf der Kippe. In Kooperation mit der Ortsgemeinde Stadtkyll plant die VG, das Büro weiterzubetreiben und einiges auf neue Füße zu stellen, nicht zuletzt den veralteten Internetauftritt und, sagt Fasen, "ein komplett neues Veranstaltungs- und Gästeprogramm". Allerdings moniert Elk Rohde von der SPD, dass ihm nach der Vorstellung des Vorhabens doch noch etliche Details fehlen, bevor er da zustimmen könne. Zum Beispiel bei der Frage, wie ein Gast überhaupt die Obere Kyll finden soll, wenn er im Internet nach Urlaubszielen suche. Die VG, erklärt Fasen, habe deswegen auch vor, sich besser und auf größeren Plattformen zu zeigen, wo vor allem der Begriff "Eifel" drüberstehe. Das Konzept geht durch, ein Tourismus-Ausschuss wird gewählt, die Bürgermeisterin lädt zum Essen ein.Meinung

Stinkt!Wir alle verzehren, was die Landwirte produzieren und wollen alles gleichzeitig immer billiger. Vorsicht also, bevor man mit dem Finger auf die Bauern weist. Es gibt ja auch welche, die sich verantwortlich verhalten. Was beim Thema Nitratbelastung fehlt, ist eine schärfere Kontrolle von den übergeordneten Behörden. Weshalb die Deutschen ja bereits auch von der EU verklagt wurden. Oder man gibt den Kommunen mehr Macht. Dass sie nur zuschauen können, wie sich alles verschlimmert, mieft gewaltig. f.linden@volksfreund.de

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