Wahrheitssuche mit Wattestäbchen

Die Einladungen sind raus: Am Samstag, 1. März, um 9 Uhr beginnt der erste Massen-Gentest der Eifel in der Burbacher Mehrzweckhalle. Die Kripo Wittlich sucht den Mann, der vor neun Monaten in Seiwerath eine Frau missbraucht hat.

Seiwerath/Burbach. 620 Eifeler bekamen dieser Tage Post von der Kriminalpolizei Wittlich. Betreff: "Vergewaltigung im Mai 2007 in Seiwerath durch einen bislang unbekannten Täter, DNA-Reihenuntersuchung zur Eingrenzung des Kreises der möglichen Tatverdächtigen." In dem fünfseitigen Schreiben, das dem TV vorliegt, klärt die Kripo die Adressaten über Ursache, Ablauf und Folgen des Massen-Gentests auf.Einiges deutet darauf hin, dass der Täter aus dem Umfeld des Opfers beziehungsweise des Tatorts stammt. Er sprach Eifeler Dialekt und kannte "persönliche Gegebenheiten" des Opfers. Deshalb konzentrieren sich die Fahnder bei ihrer Aktion auf Seiwerath (170 Einwohner) und umliegende Gemeinden wie Hersdorf, Schönecken und Burbach.DNA-Muster werden wieder gelöscht

Doch auch dort werden keineswegs alle Männer eingeladen — das hätte zu einer weit höheren Anzahl geführt, Aufwand und Kosten gesteigert. "Wir haben eine Vorauswahl getroffen", erklärt Kriminalhauptkommissar Winfried von Landenberg. Rollstuhlfahrer etwa kommen als Täter gar nicht infrage. Da der Täter keine Maske trug, konnte ihn das Opfer beschreiben (siehe Extra). Die Hinweise nutzten die Fahnder, um den Kreis möglicher Verdächtiger weiter einzugrenzen. Um sicher zu gehen, reicht die Altersspanne von 25 bis 65 Jahren. Übrig blieben 620 Männer, wobei die Kripo im Anschreiben klarstellt: "Es richtet sich kein spezieller Tatverdacht gegen Sie, und Sie sind kein Beschuldigter." Die Entnahme von Körperzellen per Speichelprobe geschieht freiwillig und nur bei schriftlichem Einverständnis. Schon dem Aufruf muss ein richterlicher Beschluss zu Grunde liegen, der den Teilnehmern ausgehändigt wird.Die im Landeskriminalamt ermittelten DNA-Muster aus dem Burbacher Test werden nicht mit anderen Strafverfahren abgeglichen. Sie dürfen nur im Vergewaltigungs-Fall Seiwerath verwendet werden und werden sofort gelöscht, wenn sie nicht mit der Täterspur übereinstimmen. "Der Test ist eine gute Sache. Alle sollten hingehen", sagt Burbachs Ortsbürgermeister Matthias Kails. "Wir stellen unsere Halle gerne zur Verfügung." Kails' Seiwerather Amtskollege Matthias Dingels stimmt zu: "Die Polizei soll diese Möglichkeit nutzen, den Täter zu fassen." Laut von Landenberg ist die DNA-Reihenuntersuchung vielfach erprobt und bei einem schweren Verbrechens-Tatbestand angemessen: "Zudem könnte der Täter andernorts wieder zuschlagen. Wir hoffen auf das Verständnis der Testpersonen." Test-Termin:EXTRA Die Tat: Am Freitag, 11. Mai 2007, gegen 22 Uhr klingelte der Täter an einer Haustür in Dürrbach. Er gab vor, eine Autopanne zu haben. Als eine Frau die Tür öffnete, drückte er die Frau zu Boden und vergewaltigte sie. Der Täter: Der Gesuchte ist wahrscheinlich 40 bis 50 Jahre alt, 1,80 Meter groß und schlank. Er hat grau melierte Haare und Geheimratsecken. Bekleidet war er mit einer blauen Arbeitshose, einem karierten Hemd und hellbraunen Schuhen. Zeugen: Wer Verdächtiges beobachtet hat oder Hinweise geben kann, sollte sich an die Kripo Wittlich wenden, Telefon 06571/9500-0. Test-Termin: Samstag, 1. März, 9 bis 17 Uhr, Mehrzweckhalle Burbach. Ausweichtermine: Dienstag, 4. März, und Donnerstag, 6. März, je 17 bis 21 Uhr, ebenfalls in Burbach. (cus)

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