Warum die Könige in der Domstadt ruhen

Bitburg/Prüm/Daun · Hunderte Kinder sind am vergangenen Wochenende als Heilige Drei Könige durch die Straßen in der Region gezogen. Die Gebeine der Weisen aus dem Morgenland ruhen im Kölner Dom.

Bitburg/Prüm/Daun. Jeder kennt sie, jene Heiligen Drei Könige, die im Matthäusevangelium lediglich als Weise aus dem Morgenland erwähnt sind, die der Stern von Bethlehem zu Jesus führte. Für die katholische Kirche ist deren Gedenktag, der 6. Januar, ein Hochfest: Epiphanie wird es genannt oder "Erscheinung des Herrn". Besonders verehrt werden jene biblischen Gestalten in Köln und seinem Bistum. Denn im dortigen Dom ruhen die Gebeine der ersten christlichen Könige. Doch wie sind eigentlich die sterblichen Reste von Kaspar, Melchior und Balthasar nach Köln gekommen?
Eine Legende besagt, dass die Mutter des Trierer Kaisers Konstantin, die heilige Helena, von einer Pilgerfahrt in Palästina um das Jahr 326 nicht nur den Heiligen Rock mit nach Trier brachte, sondern auch die Gebeine jener Könige nach Konstantinopel. Konstantin schenkte sie einige Jahre später dem Bischof Eustorgius von Mailand, der sie persönlich zu seinem Bischofssitz bringen ließ, wo sie in der Mailänder St. Eustorgius-Kirche aufbewahrt blieben.
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1158 wurde Mailand durch Kaiser Friedrich Barbarossa belagert, weil die Stadt die geschworene Treue zum Kaiser gebrochen und willkürlich Nachbarstädte überfallen und zerstört hatte. Mailand leistete unter Führung ihres Bürgermeisters Widerstand. Barbarossa schwor, diesen hängen zu lassen, sobald die Stadt gestürmt sei. Die Legende will nun wissen, dass die Äbtissin eines Mailänder Nonnenklosters, in das die Gebeine der Drei Könige in Sicherheit gebracht worden waren, die Schwester des Stadtbürgermeisters war. Um ihren Bruder vor dem Zorn Barbarossas zu schützen, trat sie in geheime Verhandlungen mit dem Reichskanzler Rainald von Dassel, der gleichzeitig auch Erzbischof in Köln war. Sie bot ihm an, das Leben ihres Bruders gegen die Reliquien zu tauschen.
Gleichwie, Barbarossa schenkte die wertvollen Reliquien seinem innigen Freund Reinald von Dassel. Eine politische Geste des Kaisers: Die Gebeine der "ersten christlichen Könige" waren weltliche Herrscher, die vor dem Papst bei Jesus waren. Die weltliche Herrschaft hat demnach Vorrecht vor der kirchlichen Macht. Diese Deutung erklärt auch, warum bis heute jene "Drei Heiligen" kirchlicherseits nie heiliggesprochen wurden.
1164 erreichte Rainald von Dassel mit drei Särgen Köln, wo die Reliquien bis heute im Dom verehrt werden. Der Dom wurde damit eine der bedeutendsten Wallfahrtskirchen Europas und nicht zuletzt wegen des immensen Pilgerstromes Köln auch eine der reichsten Städte.
Bis heute wird der Dreikönigenschrein bewundert, in dem die Gebeine ruhen. Es ist die herausragendste Goldschmiedearbeit des Mittelalters, die je in Europa geschaffen wurde. Über zwei Meter lang und eineinhalb Meter groß ist der goldene Schrein, mit Tausenden Edelsteinen und Perlen besetzt und mit Gemmen und goldenen Figuren geschmückt. avi

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