Wenn Wechselwünsche wirklich wahr würden

Jünkerath/Prüm · Was würde sich eigentlich im Zuge der Kommunalreform ändern, wenn die mindestens vier wechselwilligen Ortsgemeinden an der Oberen Kyll tatsächlich gehen könnten? Wenn sie also unter das Dach der Verbandsgemeinde Prüm zurückdürften? Der TV hat sich einige Fakten und Zahlen angeschaut.

 Während der Kommunalreform wurden viele Verbandsgemeinden fusioniert, wogegen einige klagten.

Während der Kommunalreform wurden viele Verbandsgemeinden fusioniert, wogegen einige klagten.

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Jünkerath/Prüm. Hallschlag, Ormont, Reuth und Scheid - und vielleicht ja auch Kerschenbach und Stadtkyll: Viele Bürger in diesen Dörfern an der Oberen Kyll würden lieber wieder zu Prüm gehören (der TV berichtete). Die anstehenden Bürgerentscheide werden darüber Klarheit bringen, wie viele es genau sind - und vermutlich auch, wem das alles komplett egal ist.
Hier also ein paar Entscheidungshilfen - nur für den Fall. Grundsätzlich gilt: Zunächst wird ein Wechsel nicht billiger - langfristig allerdings käme die Zugehörigkeit zu Prüm günstiger.
Wie viele wollen weg? Mit dem halben Dutzend Dörfer würden 2829 Einwohner die Obere Kyll (gesamt: 8570) verlassen, mehr als die Hälfte davon in Stadtkyll.
Geld I: Müllgebühren - sie werden in den beiden Landkreisen unterschiedlich berechnet: In Prüm zahlt man pro Entleerung, an der Oberen Kyll pro Person im Haushalt. Unterm Strich würde man in der Verbandsgemeinde (VG) Prüm wahrscheinlich etwa 30 Euro weniger im Jahr zahlen.
Geld II: Der Kubikmeter Wasser kostet rund um Jünkerath 1,40 Euro, die Abteistädter kassieren 1,74 Euro. Ein Haushalt mit vier Personen zahlt beim Jahresverbrauch von 140 Kubikmetern 277,13 Euro an die VG-Werke in Jünkerath. In Prüm sind es 323,60 Euro. Ausnahme: Hallschlag, Ormont und Scheid, also drei der Renegaten. Vor 40 Jahren übertrugen sie die Rechte zur Nutzung des Brunnens bei Ormont ans Kreiswasserwerk Bitburg-Prüm (heute Kommunale Netze Eifel). Bestandteil des Vertrags: eine für 99 Jahre geltende halbierte Gebühr, aktuell 87 Cent.
Anders beim Abwasser: 1,50 Euro pro Kubikmeter an der Oberen Kyll stehen in der VG Prüm 2,75 Euro gegenüber, allerdings erhebt die Verwaltung in Jünkerath noch eine Jahres-Grundgebühr (58 Euro). So zahlt die vierköpfige Familie an der Oberen Kyll 247 Euro, in Prüm 453 Euro.
Geld III: Die Obere Kyll streicht von den Steuereinnahmen in den Dörfern 47,5 Prozent Umlage ein, Prüm 32 Prozent. Klingt günstig für jene, die wechseln wollen. Allerdings müssten sie ihren Anteil an den VG-Liquiditätskrediten mitnehmen - und die Schulden selbst abtragen. Bei den sechs Orten sind das 3,6 Millionen Euro (von insgesamt 12,6 Millionen VG-Schulden). "Unseren Ortsgemeinden darf keine zusätzliche Belastung aufgrund dieser Altschulden ins Haus stehen", sagt der Prümer VG-Chef Aloysius Söhngen. Das Ergebnis wäre eine höhere Umlage für die Abtrünnigen für gut ein Jahrzehnt.
Immobilienwerte: In einem Schreiben an den Ormonter Ortsbürgermeister Cornelius Dahm legt der Prümer VG-Chef dar, wie er sich die Übernahme von Schulen, Rathaus, Feuerwehrhäusern und dem Freibad in Stadtkyll vorstellt. Bezahlen, schreibt Söhngen, würde man dafür nicht. Schulden aus VG-Investitionen müsste die VG Prüm hingegen von der Oberen Kyll anteilig übernehmen.
VG-Mitarbeiter: Die VG Prüm müsste Beschäftigte aus dem Jünkerather Rathaus übernehmen - mindestens zehn, wenn alle sechs Gemeinden wechseln. Konsequenz: Wer einen neuen Pass haben will, muss nach Prüm fahren - weiter als bisher nach Jünkerath. Oder es gibt ein Bürgerbüro in Stadtkyll. "Meiner Ansicht nach kann man das nicht anders machen, wenn Stadtkyll dazu kommt", sagt Söhngen.
Wie heißt dann mein Auto? Natürlich PRÜ. Weil ja bald die alten Nummernschilder zurückkommen sollen. Ob man jedoch dann gezwungen wird, das bisherige DAU-Kennzeichen abzugeben, steht noch nicht fest.
Sind die Gemeinden in der VG Prüm willkommen? Im vorigen Jahr sprach sich die Mehrheit der VG-Ratsmitglieder dafür aus, eine Fusion mit der Oberen Kyll zu prüfen. Die Tür steht weiter offen. Aloysius Söhngen: "Das damals Gesagte gilt weiterhin."
Extra

Wie geht\\'s weiter? Heute soll in den VG-Räten Obere Kyll (16.30 Uhr) und Hillesheim (17 Uhr) der Grundsatzbeschluss über eine Fusion der beiden Kommunen gefällt werden (siehe weiteren Artikel auf dieser Seite). In Hallschlag, Reuth, Ormont und Scheid stimmen am Sonntag, 25. März, die Einwohner ab: Dort läuft der Bürgerentscheid zur Frage, ob man in die VG Prüm wechseln soll. In Kerschenbach und Stadtkyll ist das Votum am Sonntag, 6. Mai. fpl

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