Wer sich an die Regeln hält, tut keinem weh

PRÜM. Nicht warten, bis die Gewalt eskaliert, sondern im Vorfeld handeln: Die Wandalbert-Hauptschule nimmt am Projekt "Gewalt und Deeskalation" der Polizei Wittlich teil. Zum zweiten Mal besucht Hubert Lenz, Jugendbeauftragter der Polizeidirektion, die achten Klassen.

 Sieht wild aus, ist aber nur eine Übung: Im Rahmen des Projekts "Gewalt und Deeskalation" trainieren die Schüler der achten Klasse der Wandalbert-Hauptschule wie wichtig es ist, Regeln einzuhalten. TV-Foto: Stefanie Glandien

Sieht wild aus, ist aber nur eine Übung: Im Rahmen des Projekts "Gewalt und Deeskalation" trainieren die Schüler der achten Klasse der Wandalbert-Hauptschule wie wichtig es ist, Regeln einzuhalten. TV-Foto: Stefanie Glandien

Die Schüler sitzen in Gruppen zusammen. Johannes, Roman und Astrid sollen Kontakt aufnehmen. Sie versuchen, sich in die Gruppen zu integrieren. Die Gruppen haben zuvor von Lenz die Aufgabe bekommen, die drei "voll abblitzen zu lassen". "Verpisst euch, haut ab, wir wollen nichts mit euch zu tun haben" rufen ihnen die anderen entgegen. Nach fünf Minuten ist die Übung vorbei. Die drei haben erfahren, wie es ist, von einer Gruppe ausgegrenzt zu werden. Was sie dabei empfanden, möchte Lenz von ihnen wissen. "Das war voll hart", sagt Roman. "Ich hatte keine Chance, fühlte mich total beschissen", sagt Johannes. Gewalt hat viele Gesichter

Die Erfahrung, irgendwo neu zu sein, kennt jeder. Viele haben auch erfahren, was es bedeutet, nicht integriert zu sein. Ob Fußballmannschaft, Kindergarten oder Schule, dazugehören möchte jeder. Zuvor definierten die Schüler gemeinsam, was Gewalt ist, wie Gewalt entsteht, wie sie selbst dazu stehen und was sie tun können, wenn ihnen Gewalt droht. Gewalt kann sowohl körperlich als auch seelisch sein, finden sie heraus. Schlagen, treten, Diebstahl, Mord oder sexueller Missbrauch sind ebenso Gewalt wie Beleidigung, Mobbing oder Erpressung. In einer praktischen Übung erfahren sie, was Ausgrenzung und Aufnahme bedeutet. "Es gibt kaum eine Schulklasse, wo es keinen Außenseiter gibt. Ihr könnt selbst überprüfen, wie ihr euch verhaltet und überlegen, ob ihr selbst etwas verbessern könnt", sagt der Jugendbeauftragte. Es sei schon viel erreicht, wenn jeder mal darüber nachdenkt, sagt er. Wem Gewalt angetan wird, der solle sich nicht scheuen, mit einem Vertrauens- oder Klassenlehrer zu sprechen. Beim nächsten Spiel geht es darum, dass drei Schüler versuchen, die in sich verhakten Mitschüler voneinander zu trennen. Zuvor haben die Jugendlichen selbst die Regeln definiert. Man dürfe nicht kratzen, treten, reißen, pitschen und beißen steht an der Tafel. In der Übung soll überprüft werden, ob sich alle an die Regeln halten. Mit Gelächter, Geschrei und viel Spaß macht sich die Klasse "an die Arbeit". Verletzt ist hinterher keiner. "Was hat geholfen, dass die Übung nicht ausgeartet ist?" will Lenz von den Schülern wissen. Antwort: "Die Regeln wurden eingehalten." Wer sich an die Regeln hält, tut keinem weh. Regeln gibt es nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch woanders. Zum Beispiel in Form von Gesetzen. Die seien auch vom Volk festgelegt worden und dazu da, vor Gewalt zu schützen, erklärt Lenz. Silke Halfen, Schulsozialarbeiterin an der Hauptschule Prüm, hat das Projekt in den achten Klassen vorbereitet. Das Projekt läuft zum zweiten Mal in Prüm. Die Jugendlichen hätten sehr gut mitgearbeitet, sagt sie.

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