Wettrennen gegen die Käfer

NETTERSHEIM. Der Nettersheimer Bürgermeister Wilfried Pracht macht sich große Sorgen über mögliche negative Folgen des Sturms "Kyrill". Aus Erfahrung weiß man, dass nach einem solchen Sturm die Zeit der Käfer folgt.

So war es auch nach dem Sturm "Wiebke", der 1990 in den Eifeler Wäldern große Schäden anrichtete. Damals trat in der Folge massiver Borkenkäferbefall auf. Wobei dieser nicht nur das vom Wind umgeworfene Holz, sondern auch stehende Bäume aufs Korn nahm. So etwa in Dahlem, wo innerhalb weniger Wochen eine stehende Fichtenkultur durch Borkenkäferbefall vernichtet wurde. Um dem Borkenkäfer die Nahrungsgrundlage zu entziehen, wurden gewaltige Nasslagerplätze angelegt. Allerdings konnte das Holz oft nicht schnell genug aus dem Wald geholt werden. Die Mengen waren größer, und man hatte noch nicht die heute zur Verfügung stehenden, leistungsstarken Holzrückemaschinen. "Wir werden in den nächsten Monaten alles daransetzen, das Windwurfholz bis zum Sommer aus dem Wald zu holen", versicherte der Nettersheimer Bürgermeister Wilfried Pracht. Es gelte, dem Borkenkäfer die möglichen Brutstätten zu entziehen. Zur Eiablage wählt er nämlich mit Vorliebe "geschwächtes Holz". In den vergangenen 20 Jahren ist der Nettersheimer Gemeindewald immer wieder durch Windwurf und Käferbefall geschädigt worden. "Die Folge war immer eine zwangsweise Schadensbeseitigung, die eine Nutzungsplanung hinfällig macht", so der Forstbeamte der Gemeinde Nettersheim, Wolfgang Schmieder. Insgesamt hat die Gemeinde Nettersheim in dem genannten Zeitraum durch die Unbilden der Natur 670 Hektar Wald neu anpflanzen müssen.Gerodete Fläche wieder aufforsten

Noch in diesem Jahr will die Gemeinde die gerodeten Flächen zum großen Teil wieder aufforsten. "Wir beginnen sofort mit der Aufforstung", so Pracht. Er vermutet, dass im nächsten Jahr das Pflanzgut wohl erheblich teurer wird. Noch sind die Holzpreise stabil, was nach dem Sturm von Wiebke nicht der Fall war. Außerdem ist zurzeit die Nachfrage nach Holz enorm. Dazu tragen unter anderem auch die Chinesen bei, die einen Großteil des Holzes aufkaufen. So haben sie im Bergischen Land bereits die Menge der gesamten Windwurfflächen geordert. Im Urfttal will die Gemeinde Nettersheim den "Wiebke-Nassholzlagerplatz" wieder reaktivieren, wo die Holzaufkäufer bis zu 50 000 Festmeter problemlos lagern können. Die Gemeinde selbst hat ihr Holz bereits verkauft, allerdings muss sie den Erlös strecken und als Rücklage in den Haushalt einbringen, denn in den nächsten drei Jahren wird kein Holz geschlagen. Ein finanzielles Problem entsteht auch dadurch, dass durch die schweren Fahrzeuge die Waldwege kaputtgefahren werden. Bürgermeister Wilfried Pracht will am Sonntag Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg, der Nettersheim besucht, um Hilfe bitten. Er will den Vorschlag unterbreiten, aus dem Topf der Ausgleichszahlungen den von den Sturmschäden gebeutelten Gemeinden unter die Arme zu greifen. "Wir wollen mit dem Vorschlag dem Minister einen möglichen Weg aufzeigen, den Kommunen zu helfen", hofft Bürgermeister Pracht auf ministerielles Wohlwollen.

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