"Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen"

"Acht Prozent für mehr Anerkennung, acht Prozent für mehr Gerechtigkeit" - Die Beschäftigten der IG Metall wollen acht Prozent mehr Lohn, die Arbeitgeber bieten lediglich 2,1 Prozent ein. 90 der 110 Mitarbeiter einer Schicht in der Jünkerather Gießerei Ergocast beteiligten sich gestern an einem Warnstreik.

 90 der 110 Mitarbeiter einer Schicht in der Jünkerather Gießerei Ergocast beteiligten sich an einem einstündigen Warnstreik der IG-Metall. Die Metaller fordern acht Prozent mehr Lohn, während die Arbeitgeber lediglich 2,1 Prozent anbieten. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

90 der 110 Mitarbeiter einer Schicht in der Jünkerather Gießerei Ergocast beteiligten sich an einem einstündigen Warnstreik der IG-Metall. Die Metaller fordern acht Prozent mehr Lohn, während die Arbeitgeber lediglich 2,1 Prozent anbieten. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Jünkerath. Morgens um kurz nach acht Uhr wirkt Jünkerath noch etwas verschlafen. Viele Läden sind noch zu. Im Ort ist vom Warnstreik am Werkstor der Gießerei Ergocast nichts zu spüren. Gemütlich fährt ein grüner Bus des rheinland-pfälzischen Kampfmittelräumdienstes durch die Kyllgemeinde. Die Sprengstoffexperten peilen nicht Ergocast als Ziel an. Obwohl, geladen ist die Stimmung am Werkstor schon, wenn auch nicht explosiv.

Angemessene Forderungen im vergleich zum Ausland



90 der 110 Mitarbeiter einer Schicht legen ab 8.30 Uhr für eine Stunde die gesamte Produktion lahm. Die Basis steht voll hinter der IG-Metall-Forderung über acht Prozent mehr Lohn. Ralf Reifferscheid, Leiter der Abteilung Handformguss, schwenkt eine Fahne und meint: "Alles ist teurer geworden. Wir brauchen mehr Geld." Der 47-Jährige ist seit 32 Jahren bei Ergocast beschäftigt. Sein Kollege Norbert Clooth ergänzt: "Die Forderungen sind angemessen. In anderen Länder liegen die Zuwächse im zweistelligen Bereich." Auch Gerhard Schmitt, seit elf Jahren Ergocast-Mitarbeiter, meint: "Wir sollten 30 Prozent fordern, dann würden wir letztendlich bei zwölf Prozent landen. Von alleine geben uns die Chefs keine Lohnerhöhung."

Betriebsratsvorsitzender Jürgen Schmitt spricht seinen Leuten aus der Seele, als er sagt: "Das Angebot ist eine Zumutung. Bei den Chefs ist das Foul zur Spielregel geworden. Sie fahren große Gewinne ein und geben nichts an uns weiter." Kollegen geben ihm recht und rufen: "Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen."

Streiken bis zur Urabstimmung?



Roland Wölfl, Sprecher der IG Metall in der Region Trier, schwört die Streikenden ein: "Nirgendwo in Deutschland ist durch Lohnverzicht bisher ein Arbeitsplatz gesichert worden." Die Argumente der Arbeitgeber seien "Luftblasen", wenn nötig, werde bis zur Urabstimmung gestreikt. Klaus Günzler, Personalchef und Sprecher der Ergocast-Geschäftsleitung, lenkt den Blick auf die Gießereibranche: "Bereits in vielen Gießereien wird Kurzarbeit gefahren. Acht Prozent Lohnerhöhung würden uns in eine schwierige Situation bringen bei zusätzlich steigenden Energie- und Materialkosten. Diese Kostenexplosion wäre nicht an die Kunden weiterzugeben." Der Warnstreik hat das Unternehmen nach eigenem Bekunden 2500 Euro gekostet. Der Produktionsausfall nicht eingerechnet, denn der müsse "rasch nachgeholt werden".

Bei Ergocast Jünkerath sind insgesamt 330 Mitarbeiter beschäftigt, die im Drei-Schicht-Betrieb die Produktion mit einem Jahresumsatz von 45 Millionen Euro stemmen. In den vergangenen 18 Monaten hat das Unternehmen, das seit April 2007 vom niederländischen Konzern Nimbus geführt wird, 80 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Derzeit werden mehrere Millionen Euro in den Bau einer neuen Produktionshalle investiert.Extra Weitere Warnstreiks: IG-Metall-Regionalsprecher Roland Wölfl kündigt für die nächsten Tage weitere Warnstreiks an: Am Mittwoch bei Bilstein in Mandern, am Donnerstag bei Ideal Standard in Wittlich und am Freitag im Trierer Hafen.

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