"Wir müssen tätig werden"

Schullandschaft im Wandel, rückgängige Geburtenrate, Kommunen im Zugzwang: Zur Erhaltung ihrer Einrichtungen, vor allem der Graf-Salentin-Schule in Jünkerath, will die Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll deshalb prüfen, ob ein Ganztagsangebot gewünscht und umsetzbar ist.

Jünkerath. (fpl) "Wir müssen da so bald wie möglich tätig werden", sagt VG-Bürgermeister Werner Arenz. Denn die Zeit drängt: Die Schülerzahlen gehen zurück, Einrichtungen stehen auf der Kippe, zugleich laufen in Mainz die Diskussionen über das neue Schulgesetz.

Deshalb müsse man sich nun "ein paar warme Gedanken machen", sagt Arenz. Die temperierten Überlegungen in seiner VG beziehen sich vor allem auf "Graf Salentin" in Jünkerath: Denn die regionale (Haupt-)Schule wird trotz guten Rufs und ordentlicher Auslastung um die Erhaltung ihrer Klassen kämpfen müssen.

Bedarf wird geprüft, Eltern werden informiert



Die VG habe es sich deshalb zum Ziel gemacht, diese Entwicklung zu bremsen und ihre Schulen - speziell die weiterführende Graf-Salentin-Schule - für Eltern und Kinder attraktiver zu machen. Ein Baustein dieses Angebots: Ganztagsunterricht.

Ein deutlicher Sinneswandel, hervorgerufen auch, wie der VG-Chef einräumt, durch den Erfolg einiger Ganztagsschulen in der Region. Dennoch soll das Angebot nur eingerichtet werden, wenn die Betroffenen das wollen: "Wir wollen jetzt prüfen: Ist Bedarf da?", sagt Arenz. In den kommenden Wochen werde deshalb ein Schreiben an alle Eltern von Kindergarten- oder Grundschulkindern gehen, in dem sie zu dazu befragt werden sollen. "Ich will da einfach belastbare Zahlen" sagt Arenz. "Das müssen wir rauskriegen. Und auch die Gremien mitnehmen, also Elternbeirat und Kollegium."

Sinneswandel in der VG-Spitze



Auch in den drei VG-Grundschulen kann sich der Bürgermeister die Erweiterung auf ein Ganztagsangebot vorstellen - mittlerweile. Noch im Vorjahr (der TV berichtete) stellte er sich im VG-Rat gegen einen SPD-Antrag, bei den Bürgern den Bedarf an den Primarschulen zu ermitteln. Auch der Schulträger-Ausschuss sprach sich dagegen aus, nicht zuletzt aufgrund der unbefriedigenden Ergebnisse einer Befragung an der Grundschule Stadtkyll im Jahr 2004.

Zunächst jedoch sei "Salentin" an der Reihe, zumal dort die räumlichen Voraussetzungen gegeben seien. Arenz betont, dass es sich beim Ganztagsangebot jedoch nur um einen von mehreren möglichen Bausteinen handle, mit denen die Schule attraktiver gemacht werden soll.

Der Gedanke sei nicht zuletzt angestoßen worden bei den Gesprächen im "Arbeitskreis Schulentwicklungsplanung" des Landkreises Vulkaneifel, der laut Arenz "sehr konstruktiv arbeitet". Unter anderem auch an eventuellen Kooperationen zwischen den fünf Verbandsgemeinden -"in welcher Form auch immer", sagt Arenz. "Hier müssen wir einfach von unseren Kirchtürmen runterkommen, um in der Region die Standorte zu sichern." EXTRA Sinkende Zahlen: Derzeit wird die Graf-Salentin-Schule Jünkerath von 362 Kindern und Jugendlichen besucht, weniger als in den vergangenen Jahren. Rechnet man die drei Grundschulen Jünkerath (aktuell 126 Kinder), in Lissendorf (97) und Stadtkyll (106) hinzu, kommt man auf insgesamt 691 Schüler in der VG. In den vergangenen Jahren seien es im Durchschnitt noch mehr als 800 pro Jahr gewesen, sagt VG-Bürgermeister Werner Arenz. "Und die Tendenz ist seit 2002 stetig fallend." (fpl)

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