Zahlen setzen die Akzente

Die Schulplanung im Eifelkreis nimmt konkrete Formen an. Nach ersten Plänen stehen die Hauptschulstandorte Daleiden, Waxweiler, Mettendorf, Kyllburg und Schönecken zur Disposition. Landrat Roger Graef (CDU) möchte eine endgültige Entscheidung noch vor den Sommerferien herbeiführen.

Bitburg-Prüm. "Die Furcht des Gutachters ist, dass die Weitsicht oft nicht ausreicht. Mit alten Denkmustern kommen wir nicht mehr hin." Wolf Krämer-Mandeau von der Bonner Projektgruppe "Bildung und Region" erläuterte am Dienstagabend im Kreishaus an der Trie rer Straße nicht nur seine Vorschläge zur Schulentwicklungsplanung im Eifelkreis, sondern auch das, was ihn bewegt. Immerhin müsse es angesichts der Bevölkerungsentwicklung und drastisch sinkender Anmeldungen an Hauptschulen zu Einschnitten kommen. Seine Aufgabe, und nun auch die der Gremien: nicht nur diese beiden Faktoren in den Planungen berücksichtigen, sondern auch die von der Landesregierung angestrebte Einführung von Realschule Plus und Integrierter Gesamtschule (IGS).

Gremien des Kreises entscheiden später

Unter Berücksichtigung all dieser Komponenten steht nicht nur das Ende der Hauptschulen bevor, sondern auch das Löschen von Standorten. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm trifft es womöglich schon in Kürze deren fünf: Daleiden, Waxweiler, Mettendorf, Kyllburg und Schönecken (der TV berichtete).

Laut Krämer-Mandeau soll es demnächst vier Schulregionen im Kreis geben: Integrierte Gesamtschulen wären demnach in Neuerburg/Irrel (Sitz Neuerburg, Außenstelle Irrel) und für Speicher/Kyllburg mit Sitz in Speicher vorgesehen. Realschulen Plus sollen in Prüm und Bitburg eingerichtet werden.

Geklärt werden muss derweil mit Blick auf den Erhalt des einen oder anderen Standorts die Frage, wo es noch Außenstellen geben soll beziehungsweise welchem Standort diese angeschlossen werden können. Waxweiler zum Beispiel könnte sich sowohl nach Prüm als auch nach Neuerburg orientieren, hieß es am Dienstag, während Daleiden mit nur zwei Anmeldungen ohnehin unmittelbar vor dem Aus steht. Ob es in Kyllburg eine Dependance von Speicher geben wird, scheint fraglich, zumindest wagt sich selbst Planer Krämer-Mandeau noch nicht allzu weit vor. Ob Bleialf womöglich Prüm angeschlossen wird, steht derweil ebenso wenig fest wie die Zukunft Schöneckens.

Vor Problemen sieht Krämer-Mandeau zudem auch das Eifel-Gymnasium in Neuerburg. Vor dem Hintergrund sinkender Aussiedler-Zahlen "könnte das Landes-Interesse dort wegfallen", sagte er. Ziemlich drastisch brachten sowohl Krämer-Mandeau als auch Landrat Graef die Zukunft einiger bald leerstehender Schulen zum Ausdruck: "Manche kann man sprengen."

"Leider hat die Hauptschule keine Chance mehr", sagte Roger Graef und ergänzte: "Über Zahlen kann man aber nicht streiten." Der Landrat betonte, dass es sich bisher lediglich um Vorschläge des Planers handele, die Gremien des Kreises hätten sich noch keine Meinung gebildet. Er kündigte für den 9. Mai eine Sondersitzung des Kreistags an. Weiterer Bericht Seite 10Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Mailen Sie uns Ihre Sicht der Dinge in Kürze (maximal 30 Zeilen a´ 30 Anschläge) an eifel-echo@volksfreund.de. Name und Anschrift nicht vergessen!

Meinung

Niemand will Verlierer sein

Zahlen lügen nicht. Zwischen 2001 und 2007 ist die Zahl der Hauptschüler im Eifelkreis von 2506 auf 1754 gesunken. Gleichzeitig erhöhten sich die Anmeldungen an Gymnasien um 23 Prozent. Zudem lag für die bisherigen Planungen eine Geburtenrate von 1200 zugrunde. Diese ist inzwischen auf 800 abgesackt. Wer angesichts dessen in Kirchturmdenken verfällt, handelt emotional nachvollziehbar, aber an der Realität vorbei. Die bisher genannten Bedrohungen für Schulstandorte sind nämlich erst der Anfang einer Entwicklung, die kaum zu stoppen sein wird. Aber, und so bitter dies auch ist: Man wird sich damit abfinden müssen, dass innerhalb der nächsten Jahre etliche Schulstandorte, die zunächst noch als Außenstellen durchgeschleppt werden, über die Wupper gehen. In schwierigem Fahrwasser schwimmen demzufolge die Entscheider. Während selbst der Planer als Experte noch in Rätseln spricht, werden die Gremien des Kreises und der Verbandsgemeinden in den nächsten Wochen eine Nuss zu knacken haben, die härter kaum sein kann. Welcher Bürgermeister möchte mit Blick auf seinen Standort schon gerne als Verlierer dastehen, zumal die Kommunalwahl vor der Tür steht? m.reuter@volksfreund.de

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