Zeigen, was wir haben: Prümer wollen an frühere Bauten erinnern

Prüm · Prümer Bürger plädieren für Markierungen im Pflaster vor der Basilika: Sie sollen an die früheren Bauten erinnern.

 Nur noch ein bisschen Geduld: Am Hahnplatz tragen die Arbeiter den Asphalt auf. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Nur noch ein bisschen Geduld: Am Hahnplatz tragen die Arbeiter den Asphalt auf. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Der Vorschlag kommt, passender geht es kaum, aus der Prümer Uroldstraße: Urold, Beiname "von Thaun", also Daun, war nämlich vor ziemlich genau 1000 Jahren (1006 bis 1018) der Chef der Abtei Prüm.

Und er hauste möglicherweise ja in der Abtsburg, deren mutmaßliche Grundmauern vor einigen Wochen bei den Bauarbeiten zum Hahnplatz-Umbau vor der Basilika freigelegt wurden (der TV berichtete).

In der Straße, die nach dem Abt und Dauner Adelsspross benannt ist, wohnen Birgit und Matthias Stahl. Die beiden Mediziner wandten sich dieser Tage an die TV-Redaktion - mit einer Anregung: "Wir Prümer sind zu Recht stolz auf die lange Geschichte der Salvatorbasilika und des ehemaligen Klosters", sagt Kinderarzt Matthias Stahl. "Sehen kann man heute nur noch die barocken Gebäude. Die legendäre Goldene Kirche und die umstehenden mittelalterlichen Bauten sind verschwunden."

Aber eben nicht ganz. Siehe die Ausgrabungen und alles, was der Bagger ja vielleicht noch so ans Prümer Tageslicht schaufeln wird. Und deshalb plädiert Stahl dafür, wenn schon bei der Neugestaltung des Hahnplatzes "bedeutende archäologische Spuren freigelegt werden, diese Relikte sichtbar zu machen". Sein konkreter Vorschlag: eine farblich abgesetzte Pflasterung. So könne man die Prümer Geschichte "buchstäblich begehbar" machen.

Die Stahls sind nicht die einzigen Prümer, die sich so etwas wünschen. Auch Stadt- und Basilikaführerin Monika Rolef gehört dazu: "Das ist ein guter Vorschlag, absolut", sagt Rolef, die für die FWG auch im Stadtrat sitzt, ihre Fraktion habe das dort auch bereits beantragt. "Sehr gut, dass die Leute das einbringen", ergänzt sie - zumal eine Markierung im Pflaster auch gut wäre für touristische Führungen.

Auch Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy wünscht sich irgendeinen Hinweis auf die Hahnplatz-Vergangenheit.
Nur: Wie macht man das? Mit Pflastersteinen? Oder anders? Während in Prüm viele den Gedanken schon einmal grundsätzlich gut finden, kommen aus dem Berliner Büro Planorama, das mit seinem Entwurf für den neuen Hahnplatz den Architektenwettbewerb gewann, zurückhaltendere Signale. Zwar war Planer Maik Böhmer dieser Tage nicht zu sprechen, dafür meldet sich Projekt-Bauleiter Stephan Schatzinger: Noch wisse man nicht, sagt der, was am Ende alles zum Vorschein komme, daher sei Vorsicht geboten. Außerdem: Wenn man zum Beispiel die Mauern der Abtsburg oder eines anderen historischen Gebäudes im Pflaster markieren wolle, "dann müssen Sie den ganzen Platz überplanen". Und das sei nicht ohne: "Wir haben da einen recht aufwendigen Naturbelag, wir haben Stufen drin, mit Absätzen." Und wenn man jetzt die Fundamente mit einem farblich abgesetzten Belag kenntlich machen wolle, "dann würde das den Gesamtbelag negativ beeinträchtigen", befürchtet er. Und zweifelt daran, "dass das wirklich zuträglich wäre". Teurer würde es ohnehin, allein schon wegen der Neuplanung.

Außerdem würde das die Arbeiten weiter verzögern und schon deshalb bei den Bürgern gewiss "nicht auf Gegenliebe stoßen". Dabei habe man doch bereits das Problem, dass es vielen "dem Empfinden nach nicht schnell genug vonstatten geht".

Klingt nicht direkt begeistert. Könnte man's nicht auch etwas einfacher haben? Indem man, vielleicht nur an ausgewählten Stellen, Markierungen im Pflaster an bringt? Schatzinger lässt sich nicht darauf ein, er plädiert eher für Schautafeln oder Multimedia-Installationen, das sei auch von Vertretern der Denkmalpflege angeregt worden.
Er sei "sicherlich offen für Ideen", mit denen man die Historie würdigen könne. Wie man's aber am Ende dann mache - "das ist eine Entscheidung, die muss letzendlich die Bauherrschaft treffen", sagt Schatzinger.

Und was sagt die oberste Vertreterin der Bauherrschafft? Naja - erst einmal sei abzuwarten, was noch alles ausgebuddelt werde, bleibt Mathilde Weinandy vorsichtig. "Man weiß ja noch nicht, was man da alles findet." Wie auch immer, eines stehe fest: "Dass da ein Hinweis auf die Geschichte hinkommt, ist beschlossene Sache."
Was halten Sie, liebe Leser, von der Idee mit dem Pflaster? Oder hätten Sie andere Vorschläge für den Hahnplatz? Schreiben Sie uns!
Senden Sie Ihre E-Mails mit dem Betreff "Hahnplatz" an: eifel@volksfreund.de KommentarDa muss was hin
Wenn am Hahnplatz ein paar Schätze auftauchen, sollte man anschließend sehen können, wo sie einst standen. Denn sie verbinden uns mit der Prümer Geschichte - deren Bedeutung größer ist, als Ortsfremde ahnen. Kostet mehr? In Berlin wird gerade ein olles Schloss wieder aufgebaut. Wir hatten immerhin mal eine fürstliche Abtsburg. Und eine 2D-Markierung würde uns schon genügen. f.linden@volksfreund.deExtra: MARKIERUNGEN IM PFLASTER - ZWEI BEISPIELE AUS TRIER

 Ausgrabung an der Basilikafront.

Ausgrabung an der Basilikafront.

Foto: (e_pruem )


Am Trierer Viehmarkt erinnern Markierungen im Bodenbelag an die Position einer früheren römischen Straßenkreuzung. Und vor dem Dom fand man bei Ausgrabungen in den 1990er Jahren ein früchchristliches Baptisterium - ein Taufbecken. Dessen Umrisse sind an gleicher Stelle heute im Bodenbelag markiert.

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